Startseite Archiv Nachricht vom 17. April 2020

Ein Telefonat zu Corona mit... Andreas Behr, Konfer-Dozent am RPI Loccum

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In den Wochen nach Ostern waren eigentlich Konfirmationen geplant - hunderte Gottesdienste und Familienfeiern. Wie gehen Konfis, Eltern und Gemeinden nun damit um, dass die Feiern verschoben werden mussten? Andreas Behr vom Religionspädagogischen Institut Loccum hat Antworten.

In der gesamten Landeskirche sind die Konfirmationen verschoben worden. Wie ist das in den Gemeinden und von den Konfis selbst aufgenommen worden?

In den Gemeinden, bei den Konfis und bei deren Familien gab es ganz normale Trauerprozesse: Alle waren enttäuscht. Alle haben überlegt, dass das doch eigentlich nicht sein könne und dass sie das irgendwie noch hinkriegen mit der Feier. Und schließlich haben alle eingesehen, dass es eben nicht anders geht. Da war es gut, dass Gottesdienste verboten sind. So mussten sich die Gemeinden nicht einzeln rechtfertigen. Alle konnten und können gemeinsam trauern.

Sie haben anfangs noch geraten, man könne die Konfirmation auch am vorgesehenen Termin im kleinsten Kreis oder mit Videoübertragung feiern. Hat es solche Modelle irgendwo gegeben?


Soweit ich weiß, nicht. Dafür sind wir viel zu schnell in die Zwangspause gegangen. Die meisten Gemeinden feiern ja erst nach Ostern Konfirmation. Es gibt vom RPI Vorschläge, wie die Familien zu Hause am Tag der geplanten Konfirmation feiern können, und was zeitgleich in der Kirche passieren kann.

Kurz vor der Konfirmation ist der Kontakt zwischen Gemeinde und Konfis in der Regel besonders intensiv. Herrscht nun Funkstille bis zu einer möglichen Feier im Sommer oder Herbst?


Jetzt sind erst mal Ferien. Danach werden die Gemeinden viele Ideen ausprobieren, wie sie mit ihren Konfis in Kontakt bleiben können. Nicht zuletzt, weil die Konfirmationen ja vorbereitet werden müssen. Wichtig ist dabei, dass die Jugendlichen jetzt als religionsmündige Menschen wahrgenommen werden. Der Konfi-Unterricht darf nicht einfach verlängert werden. Das wäre ja wie Nachsitzen. Sondern es kommt darauf an, die Konfis jetzt in alle Planungen mit einzubeziehen und ihnen so zu zeigen: Ihr seid zwar noch nicht konfirmiert, aber im Sinne der Kirche erwachsene Mitglieder.

Viele Familien hatten schon Säle gebucht und müssen womöglich Stornogebühren zahlen. Ist das ein Privatproblem oder kann die Kirche hier helfen?


Die Gemeinden haben ja Diakoniekassen. Hilfe sollte aber abgewogen geleistet werden. Wir wissen noch nicht, ob es hier zu Stornogebühren kommt. Manche Familie geht im Mai vielleicht trotzdem essen, auch wenn die Konfirmation später stattfindet. Auch wird nicht jede Familie in finanzielle Nöte gestürzt, wenn sie Stornogebühren zahlt. Wichtig finde ich zu sehen, ob die verschobene Konfirmation Kosten verursacht. Eine Familie hat sich vielleicht den Konfirmationsanzug vom Munde abgespart; und im September ist der Konfirmand da rausgewachsen. Hier sollten Gemeinden Hilfe leisten, vor allem aber kreativ werden: Gemeinsam mit den Konfis kann man ja überlegen, ob eine besondere Konfirmation auch andere Kleidung ermöglicht. Eine Herausforderung für die Gemeinden, weil hier Moderationsprozesse zwischen Arm und Reich zu leisten sind. 

Alexander Nortrup

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