Startseite Archiv Nachricht vom 01. Januar 2019

Kirchenvertreter fordern zunehmenden Einsatz für Frieden

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Frankfurt a.M.. Spitzenvertreter der evangelischen und katholischen Kirchen haben einen stärkeren Einsatz für Frieden und Zusammenhalt gefordert. In seiner Botschaft zum Jahreswechsel kritisierte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, die deutsche Rüstungsexport-Politik. "Am Reden vom Frieden fehlt es nicht. Am Handeln manchmal schon." 

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte, Europa stehe im kommenden Jahr vor der Aufgabe, besonders den armen und schwachen Menschen Möglichkeiten zu eröffnen und zu zeigen, wie Vielfalt und Einheit im Miteinander möglich seien.

Marx rief zudem zu einer Erneuerung der Kirche nach dem Missbrauchsskandal auf. Diese Notwendigkeit ergebe sich angesichts des Versagens und der Unfähigkeit der Kirche, auf die Herausforderungen und Missstände angemessen zu reagieren, betonte der Kardinal. Das gelte vor allem für die Verantwortlichen in der Kirche im Blick auf "das ungeheure Geschehen des sexuellen Missbrauchs, das im Kern ein Missbrauch geistlicher Macht war und ist".

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki entschuldigte sich bei den Missbrauchsopfern. "Wir haben hier Schuld und Versagen einzugestehen", sagte Woelki in seiner Silvesterpredigt laut Manuskript am Montagabend im Kölner Dom. Die Missbrauchsstudie habe gezeigt, dass Verantwortliche in der Kirche Betroffenen nicht geglaubt hätten, sondern eher bereit waren, die Institution Kirche zu schützen. "Das tut mir von ganzem Herzen weh und leid", sagte der Kardinal. Deshalb wolle er sich am letzten Tag des Jahres noch einmal ganz bewusst für alles "Versagen, Verschweigen und Vertuschen" entschuldigen.

Wie weitere evangelische Bischöfe stellte Bedford-Strohm die Notwendigkeit für mehr Friedensengagement in den Mittelpunkt seiner am Freitag verbreiteten Rede: "Frieden kann nur entstehen, wo die Spirale der Gewalt durchbrochen wird." Die Anwendung von militärischer Gewalt sei immer eine Niederlage, sagte der Theologe.

"Gleichzeitig ringen wir mit der Frage, ob es Fälle gibt, in denen die Anwendung von Gewalt das kleinere Übel ist", sagte der bayerische Landesbischof. Um für einen gerechten Frieden einzutreten, brauche es Leidenschaft, aber auch "die Besonnenheit, damit die Leidenschaft nicht in den Fanatismus abgleitet".

Der evangelisch-reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher betonte, um Politik friedlich zu gestalten, sei es unabdingbar, populistische Scharfmacher zu entlarven. Dazu sei ein demokratisches Miteinander nötig, das bereits früh eingeübt werden müsse - zum Beispiel in der Schule und dem Konfirmandenunterricht.

Landesbischof Ralf Meister sagte im Interview mit dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Wachsende Auseinandersetzungen, darunter auch kriegerische wie zwischen Russland und der Ukraine, fordern uns permanent heraus. Und wir müssen uns fragen, was in den vergangenen Jahrzehnten an Friedensinitiativen eigentlich gelungen ist." Deutschland sei immer noch unter den Top fünf bei der Waffenproduktion. "Die Kriege in aller Welt sind auch unsere Kriege, denn wir exportieren unsere Waffen dorthin."

epd