Startseite Archiv Nachricht vom 25. November 2018

Oldenburgische Kirche beschließt "Trauung für alle"/ Kirche will sich in Gesellschaft einmischen und beschließt Etat von 93 Millionen Euro

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Rastede/Kr. Oldenburg. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg ermöglicht die kirchliche Trauung für homosexuelle Paare. Die Synode, das Kirchenparlament, beschloss zum Auftakt ihrer Herbsttagung in Rastede bei Oldenburg bei drei Enthaltungen, dass gleichgeschlechtliche Paare genauso behandelt werden wie Paare von Frau und Mann. Bischof Thomas Adomeit bat homosexuelle Paare um Entschuldigung für Verletzungen, die sie in der Vergangenheit erlitten hätten, weil sie nicht getraut werden konnten. "Das dadurch entstandene Leid, die durchlebte Enttäuschung und die erlittene Diskriminierung begleiten manche Beziehung bis heute", sagte er. Die Synode endete am Sonnabend.

Adomeit wertet diese Entscheidung als eine "Sternstunde kirchlichen Handelns". "Wir haben Menschen in unsere Mitte geholt, die zuvor unter Diskriminierung leiden mussten." Im Kanon der evangelischen Kirchen in Niedersachsen sei Oldenburg nach der reformierten Kirche mit Sitz in Leer die zweite Kirche, die homosexuelle Paare traut. In den anderen Kirchen könnten solche Paare gesegnet werden. In Bremen entscheide dies die jeweilige die Kirchengemeinde.

Beschlossen wurde weiter der Etat für das Jahr 2019 in der Höhe von 93,7 Millionen Euro. Freuen können sich die Kirchengemeinden: Zwar werden ihre Zuweisungen planmäßig um drei Prozent gekürzt, doch werde diese Summe dank der sprudelnden Kirchensteuer-Einnahmen mit einer Sonderzuweisung wieder aufgefangen, erläuterte Oberkirchenrätin Susanne Teichmanis.

Leidenschaftlich debattierten die Synodalen über Zuschüsse an die Diakonie-Sozialstationen. Am Donnerstag hatten mehr als 60 Mitarbeitende der Stationen vor der Synode für den Erhalt ihrer Arbeitplätze demonstriert. Etliche Mitarbeitende verzichteten bereits seit 2008 auf zehn Prozent ihres Gehaltes, berichtete der Synodale Jasper Frerichs.

Der Vorsitzende des Finanz- und Personalausschusses, Manfred Pfaus, machte die Pflegekassen und die Politik für die finanziellen Probleme der Sozialstationen verantwortlich. Die Synode rief die Fach- und Spitzenverbände der Diakonie auf, sich nachdrücklich um eine Lösung dieser Probleme zu kümmern. Adomeit und Synodenpräsidentin Sabine Blütchen sagten, dass sie die verantwortlichen Akteure auf allen Ebenen ansprechen wollten.

Weiter beschloss die Synode ein "Konzept für die mediale Kommunikation", das eine stärkere Einmischung der Kirche in gesellschaftliche Debatten vorsieht. Dabei sollten die sozialen Medien stärker genutzt werden, sagte der Leiter der Stabsstelle für Öffentlichkeitsarbeit, Dirk-Michael Grötzsch.

Pfarrerin Gudrun Mawick aus Unna wird neue Theologische Oberkirchenrätin in Oldenburg. Die 54-jährige Theologin erhielt im zweiten Wahlgang 35 von 60 Stimmen. Die reguläre Amtszeit ihrer Vorgängerin Annette-Christine Lenk (58) läuft am 31. März 2019 aus. Mawick wird unter anderem als Personaldezernentin für die knapp 300 Pfarrerinnen und Pfarrer der Kirche verantwortlich sein.

Zur oldenburgischen Kirche zählen 116 Gemeinden zwischen der Nordseeinsel Wangerooge und den Dammer Bergen. Ihr gehören rund 411.000 Mitglieder an.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen