Startseite Archiv Tagesthema vom 07. Juli 2022

Eine Herzenssache – der Großelterndienst

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Seit 1999 bringt der Großelterndienst des Diakonischen Werks in und um Hannover Familien mit Senioren zusammen, die sich als „Wunschoma“ oder „Wunschopa“ engagieren wollen. Ein Beispiel, wie bereichernd das Miteinander über Generationen für Jung und Alt sein kann, liefern Heidi und Uwe Urbschat als Leihgroßeltern der beiden Zwillingsbrüder Henrik und Fabian (7) und Lars (3).

Jeden Mittwoch das gleiche Spiel: Während Henrik, Fabian und Lars auf dem Spielplatz auf eine erste Erkundungstour gehen, deckt Heidi Urbschat am Rande des Geschehens die Holztische ein. Mit Picknicktellern, Partygurken, Möhrensticks und Zootierkeksen – und ganz wichtig, mit Rosinenbrötchen.

„Kein Ausflug ohne Snacks“, sagt die 62- Jährige lachend. Heute ist schließlich der wöchentliche Besuchstag bei den „Bonusenkeln“. Ehemann Uwe schaut in der Zwischenzeit nach den Jungs, bringt ihnen Eimer und Schaufeln vorbei und kommt auch schon mit einem hungrigen Dreijährigen zurück.

Vor sechs Jahren haben die beiden Hannoveraner ihre Kinderliebe zum Hobby gemacht und in den damals einjährigen Zwillingen ihre ersten Ziehenkel gefunden. „Wir wollten unsere Zeit sinnvoll füllen“, sagt der ehemalige IT-Fachmann. Seine Lust auf Fussball spielen und Lego, aber auch die Fürsorge haben Henrik und Fabian vom ersten Tag an genossen, denn die richtige Oma wohnt zu weit weg, um mal für einen Nachmittag vorbeizukommen.

Als Lars vor drei Jahren geboren ist, waren die beiden Ruheständler zur Stelle, um die Eltern zu entlasten – und auch die ersten, die den Neuankömmling im Krankenhaus begrüßen durften. „Wir waren schon gemeinsam im Urlaub, so eine Zeit schweißt natürlich zusammen, wenn die Chemie zwischen den Familien stimmt“, erzählt Uwe Urbschat, der den Kindern in der eigenen Wohnung sogar ein Spielzimmer eingerichtet hat. Denn bei schlechtem Wetter geht’s zum Spielenachmittag zu den Urbschats nach Hause und die Übernachtungspartys bei den „Wunschgroßeltern“ sind bei den Jungs ebenso beliebt. Im Sommer unternimmt das Gespann viele Ausflüge. „Wir denken uns immer schöne Sachen aus“, sagt Uwe Urbschat. Zum Geburtstag gibt es für die Kleinen keine Geschenke, sondern Zeit. „Die Kinder dürfen sich dann aussuchen, wo sie mit uns hinfahren. Das kann das phaeno sein, der Tiergarten oder vielleicht der Zoo“, sagt Uwe Urbschat.

Die Eltern der Jungs, Markus und Renate Wedekind, sind zufällig auf den Großelterndienst vom Diakonischen Werk gestoßen. „Eine Dame aus dem Stadtteil, die sich selbst als ‚Leihoma‘ engagiert, hat meine Frau auf einem Spaziergang angesprochen und auf das Angebot aufmerksam gemacht“, erzählt der 42-jährige Familienvater. Er selbst arbeitet ganztags, seine Frau halbe Tage. Die Vorteile großelterlicher Bezugspersonen haben Wedekinds schnell erkannt, auch, weil sie beruflich eingebunden sind. Denn ältere Menschen bringen zeitlich mehr Flexibilität mit. Und noch viel wichtiger: Sie haben Lebenserfahrung. „Und wir sind glücklich, wenn wir von den Eltern um Rat gefragt werden und gemeinsam schauen, wie wir das ein oder andere mit den Kindern händeln wollen“, sagt Uwe Urbschat.

„Ziel ist es, den Austausch zwischen Jung und Alt zu fördern, ebenso eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen und eine Entlastung der Erziehenden zu erreichen“, sagt Sozialarbeiterin Denise Rose, bei der im Diakonischen Werk Hannover die Fäden zusammenlaufen. Bis zu 20 Stunden im Monat können die ehrenamtlichen Großeltern für die Wunschenkel da sein, bis diese das zwölfte Lebensjahr erreicht haben.

Tanja Niestroj / EMA