Als Hugo Rausch die erste große Veranstaltung seines Lebens besuchte, war er beeindruckt: So viele Menschen auf einmal hatte der damals 14-Jährige noch nie gesehen. Der Junge war gerade konfirmiert und lebte auf dem Land bei Osnabrück, als er eines Sonntags im Sommer früh morgens mit einem Bus des dortigen Kirchenkreises in die Großstadt Hannover fuhr. An die Menschenmenge bei der Abschlussveranstaltung erinnert sich der Senior noch heute. Dabei ist der Ausflug schon mehr als 70 Jahre her: Denn in die Geschichte eingegangen sind die Tage zwischen dem 28. Juli und 1. August 1949 in Hannover als erster Deutscher Evangelischer Kirchentag überhaupt.
Ganz sicher ist sich der heute fast 87-Jährige nicht mehr, aber vermutlich durch die Jugendgruppe seiner Gemeinde in Bohmte bei Osnabrück hatte er die Möglichkeit bekommen, für den letzten Sonntag der Deutschen Evangelischen Woche mit in die Landeshauptstadt zu fahren. „Ich meine mich zu erinnern, dass die Schlussversammlung im Eilenriede-Stadion stattfand“, erzählt Hugo Rausch, der heute in Lüneburg lebt. Das Stadion sei voll gewesen, erinnert er sich. „Das hat uns junge Leute sehr begeistert. Wir haben noch lange davon gesprochen.“
Für den jungen Konfirmanden war dieser Ausflug auch deshalb so prägend, weil es die erste positive Erfahrung eines großen Erlebnisses für ihn im Leben gewesen ist. 1945 war er mit seiner Mutter und vier Geschwistern aus Hinterpommern geflüchtet. Die sowjetische Armee holte den Treck ein. Sie mussten zurück in ihr Dorf auf den Bauernhof. Von Juni an lebten sie auf dem Hof mit einer polnischen Familie, die den Hof übernommen hatte. Mitte Dezember 1945 wurden sie ausgewiesen und kamen in die sowjetische Besatzungszone. „Alle großen Erlebnisse vorher waren mit Angst verbunden, zum Beispiel die Flucht und Vertreibung“, erklärt Hugo Rausch.