Startseite Archiv Tagesthema vom 22. April 2022

Klimaschutz im eigenen Kosmos

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Wie lässt sich der CO2-Fußabdruck im eigenen Stadtteil verringern? Gemeindemitglieder der Lister Johannes- und Matthäus-Kirche in Hannover haben sich intensiv mit dieser Frage beschäftigt und viele nachahmenswerte Ideen entwickelt.

Auslöser war die Aktion Klimafasten, zu der Kirchen und Hilfswerke während der Fastenzeit von Aschermittwoch bis Ostersonntag aufgerufen hatten. „Wir wollen unsere Lebensgewohnheiten auch über die Passionszeit hinaus verändern und möglichst viele Menschen im Stadtteil anstiften“, sagt Renate Frauendorf-Gieske, die in der Lister Kirche zusammen mit Christiane Bühne an sieben Abenden Treffen zum Thema Klimafasten initiiert hat.

Einmal wöchentlich haben sich in der Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag rund zwölf Teilnehmer im Gemeindehaus getroffen, um zu diskutieren, sich von Experten beraten lassen und gemeinsam Visionen für die Zukunft erarbeiten. Viele von ihnen haben sich bereits in der Vergangenheit für mehr Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein im Stadtteil engagiert.

So wurde die Grünanlage rund um die Kirche in einen Nasch- und Kräutergarten verwandelt, in dem die Menschen aus der Nachbarschaft zum Ernten kommen dürfen. Auf dem Kirchplatz laden die Gemeindemitglieder regelmäßig ins „Kräutercafé“ ein, um zu ökologischen Themen ins Gespräch zu kommen. In der Röntgenstraße hat die Gemeinde gemeinsam mit dem Verein „Lister Nachbarschaft“ die guten Vorsätze in Form von Hochbeeten umgesetzt. „Aus dem ehemaligen Hundeklo ist somit ein kleiner Garten geworden, in dem allerlei Obst und Gemüse sprießt“, erzählt Renate Frauendorf-Gieske, die obendrein eine Pflanzentauschbörse organsiert hat. „Die Resonanz war toll!“

Zum Thema Ernährung hat die 67-jährige Listerin aus der Fastenzeit selbst ganz viel Wissenswertes mitgenommen. Sie kocht jetzt wieder häufiger – und deutlich energiesparender - mit dem Dampfkochtopf, der lange Jahre im Küchenschrank in Vergessenheit geraten war. Ihren Wocheneinkauf erledigt sie auf dem Bauernmarkt, bevorzugt regionales Obst und Gemüse, das ohne Plastikverpackung im Einkaufskorb landet. „Und Lachs ist für alle, die sich zum Klimafasten intensiv mit überfischten Meeren beschäftigt haben, mittlerweile tabu“, sagt Renate Frauendorf-Gieske.

Dafür gibt es noch einige konkrete Ideen, die den ökologischen Fußabdruck des Stadtteils weiter verringern können. So wollen die Gemeindemitglieder eine mobile Fahrradwerkstatt gründen, einen „Upcycling“-Tag aus der Taufe heben und eine mobile Outdoor-Küche anschaffen, mit der sie im Kirchengarten gemeinsam vegan kochen können.

Tanja Niestroj / Themenraum

#sovieldubrauchst - auch nach der Fastenzeit

Auch 2022 hat die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers gemeinsam mit vielen evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümern und Brot für die Welt sowie MISEREOR dazu aufgerufen, sich in der Fastenzeit an der Aktion Klimafasten zu beteiligen. In diesem Jahr stand die Aktion unter dem Leitwort „So viel Du brauchst“.

Nach der Fastenzeit bleiben die Themen des Klimafastens natürlich genauso wichtig. Es geht etwa darum, schon beim Einkauf und der Zubereitung des Essens darauf zu achten, weniger Energie zu verbrauchen und den Alltag, die eigenen Gewohnheiten so zu verändern, dass sie sich klimafreundlicher ernähren und leben.

„Klimagerechtigkeit beginnt bei uns zu Hause", sagt Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt und Schirmherrin der Aktion Klimafasten. "Dafür ist es wichtig, dass wir uns bewusster ernähren und weniger Lebensmittel wegwerfen. Wenn wir öfter regional und saisonal einkaufen, tragen wir dazu bei, dass für die Erzeugung und den Transport unserer Lebensmittel weniger CO2 verursacht wird“.

Der hohe Bedarf an Ressourcen in der konventionellen Landwirtschaft, etwa für Kunstdünger oder Pestizide, aber auch im Lebensmittelhandel, beispielsweise für energieintensive Kühlung und den Transport von Waren über weite Strecken, beschleunige den Klimawandel. „Klimagerechtigkeit bedeutet auch Solidarität mit den Menschen, die schon jetzt am meisten unter der Erdüberhitzung leiden. Sie haben kaum dazu beigetragen, gleichzeitig haben sie kaum Möglichkeiten, sich gegen die Folgen zu schützen“, sagt Pruin.