
Herr Bode, wie können Sie aus Osnabrück den Sportlerinnen und Sportlern in Tokio dennoch beistehen?
Bode: „Wir, das heißt meine katholische Kollegin Elisabeth Keilmann und ich, haben an die gesamte Mannschaft Türanhänger verschickt, wie man sie aus Hotels kennt: Statt „Bitte nicht stören“ stehen drauf: „Anklopfen erwünscht“, dazu ein kurzer Text und vor allem unsere Kontaktdaten. Wir stehen auf „standby“ und sind per Videokonferenz, Telefon oder Mail erreichbar. Tokio ist uns zeitlich sieben Stunden voraus – bei Bedarf stehen wir 24 Stunden zur Verfügung. Ansonsten können wir uns sicherlich auf eine für beide Seiten erträgliche Gesprächszeit einigen.
Und falls es ganz dringenden Notfall-Seelsorge-Bedarf vor Ort gibt, unterstützen uns der katholische Pfarrer und das evangelische Pastorenehepaar der deutschen Gemeinden in Tokio. Wir hoffen selbstverstänndlich, dass das nicht nötig sein wird.
Wer mag, kann mit einem kleinen geistlichen Impuls in jeden Tag starten, einem Bibelwort, einem Gedanken, einem Segen. Dieser tägliche Impuls wird erstmalig in die Team-App integriert, auf die alle im „Team D“ Zugriff haben. Und am 29. August feiern wir über Zoom einen Gottesdienst. Das alles ist immer in ökumenischer Zusammenarbeit.“
Die Japanische Bevölkerung war anfangs gegen die Spiele, wegen möglicher Corona-Infektionen – und es gibt bereits die ersten positiven Tests. Wie ist die Stimmung unter den deutschen Teilnehmenden?
Bode: „Aus Sicht der Sportlerinnen und Sportler ist es wichtig, dass die Spiele nun stattfinden – da stehen oft Jahre der Vorbereitung dahinter, Förderungen und Sponsoren, mit denen man weiterarbeiten will. Für jeden Teilnehmer und jede Teilnehmerin mögen die Paralympics auch unter den eingeschränkten Bedingungen eine großartige Lebenserfahrung werden. Das wünsche ich der gesamten paralympischen Familie.“
Bei den Olympischen Spielen haben die Deutschen ohne Beeinträchtigungen weniger Medaillen geholt, als erwartet. Ist der Druck auf Athletinnen und Athleten der Paralympics dadurch gewachsen?
Bode: „Das würde ich nicht direkt sagen, weil der Druck bei jedem Wettkampf ohnehin da ist. Den macht sich jede und jeder individuell. Nach so viel Trainingsfleiß und –schweiß möchte man sich jetzt beweisen und natürlich am liebsten mit einer Medaille belohnen. Der Deutsche Behindertensportverband vermittelt meiner Wahrnehmung nach ganz deutlich: ,Ihr seid ohnehin schon Gewinner, weil ihr die hohen Qualifikationsnormen geschafft habt, dabei seid und Deutschland und den Behindertensport repräsentiert!‘ Ich teile diese Einschätzung zu 100 Prozent!“