Gemeinsam mit ihrem Vater schleppt Alina Kerber (22) aus Varel bei Oldenburg Körbe und Umzugskisten die Treppe hoch. Über die frühere Orgelempore und einen kleinen Flur mit Eichenparkett führt der Weg in ihre neue Studentenbude. Darüber wölbt sich ein riesiges Dach aus Holz und Beton in die Höhe, und Buntglasfenster werfen bunte Lichteffekte auf die weißen Flurwände. Kerber, Studentin der Landschaftswissenschaften, hat ein Zimmer in einem der ungewöhnlichsten Wohnheime in Deutschland ergattert: in der umgebauten ehemaligen Gerhard-Uhlhorn-Kirche in Hannover. "Am Anfang konnte ich mir das nicht vorstellen", sagt Alina. "Aber als ich es dann gesehen habe, fand ich es total schön und war ganz begeistert."
Eine Kirche als Studentenwohnheim: Das ist die Idee von Projektentwickler Dirk Felsmann und seinem Partner Gert Meinhof. Sie haben das 1963 errichtete Gebäude vor drei Jahren gekauft. Die frühere evangelische Kirche, idyllisch gelegen am Leineufer, war wegen sinkender Mitgliederzahlen bereits 2012 entwidmet worden. Gemeinsam mit den Architekten Maria Pfitzner und Serge Moorkens entwickelten die Investoren die Idee, Zimmer für Studenten in die Kirchenhülle hineinzusetzen - in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz. Aus Sicht der Initiatoren ist es das erste Projekt dieser Art weltweit. Fünf Millionen Euro haben sie dafür investiert. "Wir haben nicht von der Stange gebaut, sondern in dem Raum, der uns vorgegeben war", betont Felsmann (55).