Bild: Jens Schulze

Kunst trotz(t) Ausgrenzung

Tagesthema 16. Oktober 2019

Letzte Gelegenheit: Die Wanderausstellung "Kunst trotz(t) Ausgrenzung" noch bis zum 17. Oktober in Hannover Gast – unter anderem im Landeskirchenamt.

Der Kurator der Ausstellung, Andreas Pitz, sagte bei der Vernissage: "Die Ablehnung demokratischer Grundwerte, Ideologien von angeblicher Ungleichheit und Ungleichwertigkeit von Menschen nehmen deutlich zu. Mit den Wahlerfolgen der AFD und ihrem Einzug in den Deutschen Bundestag sind rechte Parolen und völkische Ideologien hoffähig geworden. Angesichts dieser Entwicklung habe ich den Auftrag der Diakonie Deutschland, eine Ausstellung zu konzipieren, die sich Ausgrenzungstendenzen entgegenstellt, sehr gerne angenommen. Zeitgenössische Kunst ist ein ideales Medium, gesellschaftlich relevante Themen in der Öffentlichkeit aus einer neuen Perspektive in den Blick zu nehmen und in die Mitte der Gesellschaft zu tragen."

"Der schnelle Koffer"

Im Foyer des Landeskirchenamtes steht die Installation "Der schnelle Koffer" des Künstlers Herr Penschuck. Er zeigt Artefakte, die er am Gelände des Konzentrationslagers Bergen-Belsen gefunden hat. Im Flur der ersten Etage zeigt die Edition Staeck das Projekt "Flagge zeigen" mit 21 Druckgrafiken, die sich mit den Themen Ausgrenzung und Fremdenhass auseinandersetzen. Vertreten sind u.a. Max Bill, Christo, Penck, Tomi Ungerer und Rosemarie Trockel sowie Günter Grass und Wolfgang Niedecken. Der Licht - und Medienkünstler Mischa Kuball präsentiert 20 Fotografien aus seinem Kunstprojekt "New Pott", das im Ruhrgebiet lebende Menschen aus 100 verschiedenen Herkunftsländern zeigt. Andreas Felger ist mit seinem Werk „Fremdling du – Stranger Mine“ vertreten und Rose Stach mit „Ich wasche meine Hände in Unschuld“.

In der hannoverschen St. Aegidien-Kirche sind das Stahl-Puzzel "Missing Piece" von Georg Wolf und die Fotomontage "Schönheitskönigin" von Cornel Wachter. In der Buchhandlung an der Marktkirche stehen Skulpturen von Harald Birck mit dem Titel "Auf Augenhöhe".

Künstlerinnen und Künstler zeigen Flagge für demokratisches Engagement, gegen Gewalt, Fremdenhass und Verdrängung – keine Spur von Verdrossenheit, Rückzug oder gar Flucht. Sie mischen sich mit ihren Mitteln in die Auseinandersetzungen innerhalb der Gesellschaft ein. Eine politisch-kulturelle Erneuerung ist dringend geboten. Kaum ein Vorurteil hält sich hartnäckiger als jenes vom Schweigen der Künstler. 

Dieses Projekt ist ein künstlerischer Zwischenruf zur Verteidigung der Demokratie, die in Zeiten sozialer Umwälzungen und rechtsextremistischer Bedrohungen besonders gefährdet erscheint. 

Klaus Staeck, Grafiker aus Heidelberg und langjährige Präsident der Akademie der Künste über das Projekt

Save the date

Am Donnerstag, dem 17.10. ist die letzte Gelegenheit, die Ausstellung Kunst trotz(t) Ausgrenzung in Hannover zu besichtigen. Die Wanderausstellung des Diakonischen Werkes Deutschland mit Exponaten von 50 Künstler*innen ist in Hannover an verschiedenen Standorten zu sehen: Marktkirche, Tinyhouse neben der Marktkirche, Kreuzkirche, Mahnmal St. Aegidien, vor dem Kubus, Diakonisches Werk Niedersachsen im  Foyer, Buchhandlung an der Marktkirche und das Landeskirchenamt, Rote Reihe 6. 

Um 17 Uhr laden die Veranstalter ein zur Finissage mit der Sozialdezernentin Konstanze Beckedorf der Landeshauptstadt Hannover und Marktkirchenpastorin Hanna Kreisel-Liebermann zu dem Thema“ Was tut die Landeshauptstadt dafür, dass Menschen nicht ausgegrenzt werden“. Themen werden Wohnungslosigkeit und Strategien v.a. für die Wintermonate, Barrierefreiheit, Inklusion, Integration und Genderfragen sein. All diese sind in der Ausstellung berührt.