Frau Kujawa, seit fast einem Jahr sind Sie nun Seelsorgerin im Kinderhospiz. Wie haben Sie diese Zeit empfunden? Ist es so, wie gedacht oder hat Sie etwas überrascht?
Es ist eine sehr kostbare Zeit für mich. Zu erleben, wie liebevoll und umsichtig die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Pflege mit den erkrankten Kindern und Jugendlichen umgehen. Zu lernen wie individuell und ganz persönlich das Begleiterteam den Eltern und Geschwisterkindern begegnet, beeindruckt mich weiterhin. Sie alle machen manchmal das Unmögliche möglich
Das Hospiz feiert Geburtstag. Wie ist da die Stimmung - feiern an einem Ort, wo es um Krankheit und Tod geht? Wie geht das?
Ach, Feiern und Feste im Hospiz, die sind ist uns gar nicht so fremd. Wir feiern Geburtstage, Nikolaus, Advent, Weihnachten und Ostern. Wir gucken die Fußball WM, ausgerüstet mit Knabberzeug, Getränken und Fanutensilien. Leider war die WM dieses Jahr ein eher kurzes und trauriges Ereignis. Wir grillen draußen im wunderschönen Garten. Achja und auch Fasching wird hier gefeiert. Die Familien, die Kinder und Jugendlichen, erkrankt oder gesund, feiern gerne und genießen unbeschwertes Miteinander. Es wird viel gelacht an diesem Ort.
Und auch geweint. Wenn ein Kind oder ein Jugendlicher stirbt, dann sind alle sehr bewegt. Eine Kerze wird dann im Eingangsbereich in beiden Häusern entzündet. So wissen alle im Haus, MitarbeiterInnen und Familien, dass ein Kind gestorben ist. Wenn die Familie dann auch noch länger mit ihrem verstorbenen Kind im Haus bleibt, dann beeinflusst dass die Atmosphäre sehr. Alle werden mit der Endlichkeit konfrontiert. Eine Mutter neulich, hat es sehr gut getan da zu sein, als ein Kind gestorben ist. Weil sie erlebt hat wie hier im Haus die Familie begleiten – das hat sie sehr berührt. So feiern wir auch Abschiedsrituale. Und das alles, das füreinander da sein, trösten, lachen, stärken, Wut aushalten, weinen. Die ganze Fülle des Lebens.