
Ralf Bachmann lässt seinen Blick über die Herde schweifen. Rund 600 Heidschnucken und Ziegen grasen auf der ausgedehnten Fläche bei Bispingen in der Lüneburger Heide. Die genügsamen Tiere sind in Bewegung, während sie Gräser und Schößlinge zwischen dem Heidekraut mit ersten lila Blüten herausknabbern. "Man muss einfühlsam sein, um dabei alle im Blick zu haben", sagt Bachmann. "Und Erfahrung haben." Der 57-Jährige ist seit 39 Jahren Schäfer. Bis zu diesem Freitag hatte er einen besonderen Praktikanten an seiner Seite, der das Hirtenamt sonst nur im übertragenen Sinne betreibt.
Der Lüneburger Regionalbischof Dieter Rathing hat den Schäfer seit Montag bei seinen täglichen Runden durch den Naturschutzpark Lüneburger Heide begleitet. Seit 2011 nimmt sich der evangelische Theologe einmal im Jahr eine Woche Zeit, um in eine für ihn fremde Arbeitswelt einzutauchen. Der 61-Jährige scheut auch nicht davor zurück, zuzupacken und ein Schaf zwischen seinen Beinen festzuhalten.
"Ich bin mit Tieren groß geworden. so etwas habe ich schon als Junge gemacht", sagt Rathing. Als Lehrling in einem Beruf, den manche auch noch im fortgeschrittenem Alter ergreifen, würde er durchaus taugen, meint Bachmann. "Er erfasst, um was es geht."