Am ersten Mai ist der Tag der Arbeit. Wie steht es um die Erwerbsarbeit der Deutschen? Die einen haben viel Arbeit, manche zu viel. Andere haben wenig Ar- beit und würden gern mehr Stunden machen. Dabei gibt es einen auffälligen Unterschied zwischen Männern und Frauen: Von den erwerbstätigen Frauen arbeiten 47% in Teilzeit, von den erwerbstätigen Männern neun Prozent. Den Frauen entgeht damit Einkommen und sie riskieren kleine Renten. Männer und Frauen sollten in gleicher Weise an beruflicher Erfüllung teilhaben und zum Familieneinkommen beitragen.
Kurze Vollzeit für alle
Ein Vorschlag dafür ist das Leitbild der „kurzen Vollzeit für alle“, die z.B. bei 30-32 Stunden pro Woche liegen könnte. Dann teilen sich Eltern die Arbeit in Haus und Familie gleichberechtigt. Viele Väter wollen heute eine stärkere Bindung zu ihren Kindern aufbauen und sie aufwachsen sehen. Das ist in diesem Modell möglich. Und Frauen erwerben nennenswerte Rentenansprüche. Der Wertewandel geht in diese Richtung: Jüngere Bewerber fragen schon mal, ob sie eine Vier-Tage-Woche arbeiten können!
Man könnte beginnen mit einer „kurzen Vollzeit für alle, die das wollen“. D. h. sie sollte in Unternehmen und Behörden ein Angebot sein. Wo das betrieblich durch Projekt- oder Schichtarbeit nicht geht, müsste es im Jahr zusätzliche Freizeitblöcke geben. „Kurze Vollzeitler“ müssten gleiche Aufstiegschancen haben wie „Langarbeiter“. In dem Maße, wie die einen ihre Arbeitszeit verkürzen, bräuchte es neues Personal.
In Tarifverträgen wird jetzt gelegentlich die Wahl „mehr Geld oder Freizeit“ eröffnet; und ein hoher Prozentsatz – auch der älteren Beschäftigten – entscheidet sich für zusätzliche Freizeit. Auf diese Weise könnten sich viele schrittweise der „kurzen Vollzeit“ nähern.