Mein tägliches Handeln, meine Art zu leben hat Folgen, ob ich das will oder nicht. Und wenn mir diese Folgen nicht gefallen, muss ich etwas tun. Mit schönen Worten allein verändere ich nichts.
Euer Tun und Sagen, wirft der Prophet Jesaja seinen Mitmenschen vor, klafft so weit auseinander, dass es zum Himmel schreit. Gott ist nicht mehr bereit, sich mit schönen Worten und theatralischem Fasten abspeisen zu lassen. Die Menschen fragen, warum Gott nicht auf ihre Gebete antwortet. Und der Prophet antwortet: Gott will echte Taten sehen, nicht nur schöne Worte hören. Du hast Brot. Du hast Kleidung. Du hast Wohnung. Und in deinem Umfeld gibt es Menschen, die haben nichts von alledem. Also gib ab. Kümmere dich. Erst dann kann Gott dein Gebet ernst nehmen, dann will er dich hören. Und dann wird er dich auch segnen, und du wirst ein Segen sein. Dann wird es dir gelingen, wieder aufzubauen, was so lange am Boden lang.
Recht und Gerechtigkeit ist es, was eingefordert wird. Eine Lebensweise, die keinen hungrig und ohne Obdach lässt. Die sich gegen Unterdrückung wendet und für ein Leben in Würde – die niemanden nackt und bloß dastehen lässt. Und das ist sowohl wörtlich als auch im übertragenen Sinne zu verstehen.
Wir leben in einer globalisierten Welt, ob uns das gefällt oder nicht. Wir schätzen den Kaffee, den Tee und viele andere Produkte aus aller Welt und sind stolz darauf, Exportweltmeister – oder wenigstens noch zweiter hinter China – zu sein. Unsere Welt ist kleiner geworden, auch dank moderner Informationstechnik. Und damit ist der Obdachlose nicht nur der, der an unserer Haustür klingelt, sondern auch der, der als Rohinja von Myanmar nach Bangladesch geflüchtet ist und dort zu überleben versucht, und der Hungrige nicht nur die Frau, die sich in Lüneburg bei der Tafel mit Lebensmitteln versorgt, sondern auch die Frau, die im Jemen oder in Ostafrika weder den Hunger ihrer Kinder noch den eigenen stillen kann.