Luther hin, Reformation her: allein durch Glauben, allein aus Gnade, allein Christus, allein die Schrift – alles schön, alles richtig.
Und das Tun? Das Handeln? Das Wirken und Bewirken – oder, um es mit Luthers Worten zu sagen: die Werke – alles nichts?
Alles nichts, wenn es um die Frage geht, was mich in Gottes Augen ansehenswert und liebenswert macht. Und doch alles, wenn es um die Frage geht, was mich zu einem glaubwürdigen Christen macht.
Glaube und Tun müssen wenigstens annähernd zusammenpassen, wenn das Christsein nicht hohl, widersprüchlich und unglaubwürdig sein soll. Es ist eben unmöglich, zu sagen "Ich liebe Gott", und gleichzeitig den Mitmenschen zu hassen. So wird es schon im 1. Johannesbrief eindeutig festgestellt (1. Joh. 4,20f).
In die gleiche Richtung zielen die Worte Jesu über seine wahre Familie. "Wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter." Das ist schon ein starkes Stück gegenüber seiner leiblichen Familie. Die wird gewissermaßen 'verleugnet', zumindest zurückgesetzt. Was wiederum nicht weiter verwunderlich ist, da die Familie den 'berühmten Sohn' vorher schon für 'durchgeknallt' erklärt hatte (Mk 3,20f). Da ist offensichtlich Unverständnis für das jeweilige Handeln auf beiden Seiten.
Jesus denkt wieder mal radikal. Die entschiedene Orientierung an Gottes Willen ist für ihn dicker als Blut. Und wie er den Willen Gottes interpretiert, ist in Jesu Bergpredigt und seinen Gleichnisgeschichten zu entdecken. Für die einen ist das 'durchgeknallt', unpraktizierbare Spinnerei; für Jesus selbst ist es die Konsequenz aus seiner Beziehung zu Gott. Und er wünscht sich viele Nachahmer, Nachfolger, Schwestern und Brüder.
Menschen eben, die handeln, weil sie an den Gott der Liebe glauben.
Pastor Reinhard Fiola