Einige Tage mache ich nun Dienst im Erlebnisraum Taufe. Am Taufbecken. Im Ankommensraum. Vor der Tür. Innerhalb des Teams wechseln wir immer mal wieder die Position. Die draußen vor der Tür hat mich am meisten beschäftigt.
Hier steht man außerhalb der gestalteten Räume, die eigentlich fast jedes Wort überflüssig machen. Hier, draußen vor der Tür, geht es noch nicht um Taufe, sondern um Sonne und Regen, um das Geklapper der Störche von gegenüber und die Menschen, die zum Ärztehaus an der Ecke eilen, um junge Mädchen, die kichernd in die Stadt schlendern und die Nachbarin mit dem störrischen Beagle, der nur wenige Meter laufen will.
Hier kommen sie vorbei, die zufällig Schlendernden und die mit dem grünen Reformationssommerband um den Hals. Manchmal kommt auch lange Zeit niemand.
Wen spreche ich an und wie? „Guten Morgen, darf ich Sie einladen in unseren Erlebnisraum Taufe?“ Wie seltsam, da so zu stehen und wildfremde Menschen anzusprechen. Und wie schön. Manche senken den Blick und eilen vorbei. Andere bleiben stehen. „Kurt, haben wir so viel Zeit?“ Kurt nickt und die beiden betreten die Welt hinter der blau getönten Tür. Andere nähern sich zielstrebig, sie haben vom Erlebnisraum gehört und ihn bewusst gesucht. Ein junges Paar verkündet laut, dass sie eigentlich Heiden sind. Aber sie gehen hinein. Kaum jemand reagiert unfreundlich. Auch, wenn unser Gruß und unsere Einladung manchmal spürbar den Alltagslauf stören.
Ist das etwas von der Zukunft der Kirche? Nicht warten, sondern rausgehen. Nicht resignieren, sondern einladen. Sorgsam gestaltete Räume bereit halten. Einen Schluck Wasser. Ruhe. Und ein Segenswort. „Der Herr denkt an euch und segnet euch.“ Ein junges Paar fasst sich an den Händen. Ihr kommen die Tränen. Und dann gehen sie wieder hinaus, in ihre Welt. Draußen vor der Tür.
Silvia Mustert