Vom Eingang der Schüchtermann-Klinik sind es nur wenige Meter bis zur Kapelle des Krankenhauses. Sie grenzt direkt an die Cafeteria. Die Tür steht offen – schließlich soll der Raum zu einem kurzen Besuch einladen. Martin Steinke ist einer von drei Seelsorgern in der Schüchtermann-Klinik. Neben ihm gibt es eine weitere evangelische Kraft sowie eine katholische Kollegin. Sie besuchen die Patienten, die es wünschen – egal, ob sie evangelisch, katholisch oder muslimisch sind. Schließlich belastet alle die ungewohnte Situation gleichermaßen.
Der 53-jährige Steinke ist noch recht neu auf diesem Posten, als die Regionalbischöfin Birgit Klostermeier ihn in Bad Rothenfelde besucht.
Klostermeier: Herr Steinke, Sie sind nun seit einem Dreivierteljahr Klinikseelsorger hier in Bad Rothenfelde. Was muss ein Klinikseelsorger in einer Herzklinik wissen, was er in anderen Kliniken nicht wissen muss?
Steinke: Wenn ich das mal wüsste (lacht). Ich bin hier hereinkommen, ohne ein klares Konzept zu haben. Es war klar: an einem starken Ort braucht es auch eine starke Seelsorge. Es ist wichtig, dass Menschen verlässlich da sind. Hier ist mir bewusst geworden, wie existenziell das Herz ist. Für fast alle Patienten geht es um das ganze Leben. Bei allen geht unheimlich viel durch den Kopf. Das Herz ist ein anderes Organ als alle anderen. Deshalb ist der Aufenthalt hier für fast alle ein Anlass, ihr Leben neu zu überdenken. Und das spüre ich, wenn ich auf ihr Zimmer komme. Dass Menschen auch weinen. Sie lachen auch, aber es ist eben sehr existenziell.
Klostermeier: „Um das ganze Leben“ – das klingt sehr grundsätzlich, sehr umfassend.
Steinke: Aus der Theologie kennen wir das ja: Denken, fühlen, handeln – alles hat seinen Ort im Herzen. Das braucht man in der Seelsorge, mit dem Herzen zu sehen. Das Interessante dabei: Gott spielt immer eine Rolle, ohne explizit da zu sein. Es passiert einfach.