Pastorin Sybil Chetty ist erst seit ein paar Wochen an ihrem neuen Arbeitsplatz in der Osnabrücker Südstadt-Kirchengemeinde und spricht nur wenig Deutsch. Doch schon bringt die 50-Jährige sich mit ihrer offenen, herzlichen Art überall ein. Mindestens vier Jahre wird sie in Osnabrück bleiben. Fast immer steht ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht. So bereitet sie Gottesdienste mit vor, begleitet Arbeitskreise mit Senioren oder Projekte mit Konfirmanden. Sonntags steht sie schon mal am Altar und spricht mit ihrer warmen, durchdringenden Stimme den Segen - auf Englisch: "God bless you!"
Sybil Chetty nimmt an einem Austauschprogramm der hannoverschen Landeskirche und des Evangelisch-lutherischen Missionswerks in Niedersachsen teil. "Seit über 30 Jahren laden wir Pastoren und Pastorinnen aus unseren Partnerkirchen ein, eine Zeit lang mit uns zu leben und in unseren Gemeinden zu arbeiten", sagt Oberlandeskirchenrat Rainer Kiefer aus Hannover. Sie kommen aus Swasiland, Indien, Äthiopien oder Brasilien und bleiben im Schnitt fünf Jahre. Im Haushaltsplan der Landeskirche sind laut Kiefer immer zwei Stellen dafür vorgesehen. Umgekehrt werden auch Kollegen aus Deutschland in die Partnerkirchen geschickt.
Derzeit ist außer Chetty, die zunächst ohne ihren Mann und die beiden Kinder angereist ist, noch Pastor Charles Raj aus Südindien in Niedersachsen. Er arbeitet in den Nordstadtgemeinden in Hannover. Auch andere deutsche Landeskirchen haben ähnliche Programme, sagt Kiefer. Alle seien weltweit vernetzt. "Es ist wichtig, Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen." Bedingung sei immer, dass die Pastoren mit ihren Familien nach einigen Jahren in ihre Kirchen zurückkehrten.