Startseite Archiv Tagesthema vom 27. Januar 2017

Aus der Geschichte lernen

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NS-Gedenkstätten erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus

Die Besucherzahlen der NS-Gedenkstätten in Niedersachsen und Bremen lagen laut einer Umfrage des epd auch im vergangenen Jahr auf gleichbleibend hohem Niveau.

Allein die Gedenkstätte des früheren Konzentrationslagers Bergen-Belsen verzeichnete Hochrechnungen zufolge erneut rund eine Viertel Million Interessierte in ihrer Ausstellung.

Vor allem dort, wo in den vergangenen Jahren in den Ausbau der historischen Orte und neue Ausstellungen investiert wurde, sei das Interesse gewachsen, sagte der Leiter der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Jens-Christian Wagner, dem epd.

In der Gedenkstätte in der Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel sind nach der Neueröffnung 2016 die Besucherzahlen gestiegen. Seit September habe es in der Gedenkstätte für die Opfer der NS-Justiz 66 Führungen mit fast 900 Teilnehmern gegeben, hieß es.

Die Gedenkstätte "Bunker Valentin" im Bremer Norden registrierte seit ihre Eröffnung bis Ende vergangenen Jahres mehr als 30.000 Besucher. Europas zweitgrößter oberirdischer Bunker wurde im November 2015 als nationale NS-Gedenkstätte eröffnet. Er dokumentiert insbesondere den Rüstungswahn des Hitler-Regimes und die nationalsozialistischen Pläne zur Vernichtung durch Arbeit.

Mit fast 12.000 Besuchern konnte die Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen NS-Kriegsgefangenenlagers Sandbostel bei Rotenburg/Wümme 2016 die Zahl des Vorjahres fast halten. Im vergangenen Jahr seien allein 57 Studientage, Führungen und Projekte mit Schulen betreut worden, sagte Leiter Andreas Ehresmann.

Die Gedenkstätte Esterwegen bei Papenburg sieht ebenfalls vor allem bei Schülern ein wachsendes Interesse. Zwar seien 2016 die Besucherzahlen insgesamt gegenüber dem Vorjahr leicht auf 24.639 gesunken. Es seien aber 369 Schulklassen und andere Jugendgruppen in das frühere Konzentrationslager gekommen, hieß es.

Auch in Bergen-Belsen werden jährlich fast 1.200 organisierte Rundgänge und Seminare veranstaltet. Generell nehme die Nachfrage von Schulen nach solchen Angeboten zu, sagte Wagner. "Lehrer machen die Erfahrungen, dass die Bildungsangebote am historischen Ort hilfreich sind für die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus."

In Bergen-Belsen wurden rund 52.000 KZ-Häftlinge und rund 20.000 Kriegsgefangene ermordet oder starben an Hunger, Durst, Krankheiten und den Folgen der Haft.

"Wir leben in einer Zeit, in der Populismus, Antisemitismus und Rassismus sich bis weit in die gesellschaftliche Mitte zunehmend verbreiten", erläuterte Jens-Christian Wagner.

Da sei es nötiger denn je, aus der Geschichte zu lernen. Insbesondere die Ausgrenzung und schleichende Entrechtung von Menschen in den 1930er Jahren zeige erschreckende Parallelen zur aktuellen Entwicklung. Das Erstarken rechtspopulistischer Strömungen in Europa oder der Aufstieg der AfD in Deutschland brächten auch eine Verunsicherung mit sich, erläuterte er. "Da entstehen Fragen an die Vergangenheit."

In Niedersachsen investiert das Land Wagner zufolge jährlich eine Million Euro in den Ausbau der Gedenkstätten. So werde derzeit die KZ-Gedenkstätte Moringen bei Northeim erneuert. Die Gedenkstätte für das ehemalige NS-Arbeitslager "Augustaschacht" in Hasbergen bei Osnabrück werde ebenfalls mit Mitteln von Land und Bund neu konzipiert. Bereits zwischen 2015 und 2016 hat die Gedenkstätte, zu der seit dem vergangenen Jahr auch der Gestapokeller in Osnabrück gehört, laut Geschäftsführer Michael Gander eine Steigerung von 7.400 auf 7.650 Besucher erreicht.

epd/ Karen Miether

Holocaust-Gedenktag

Der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus wurde 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog proklamiert und auf den 27. Januar festgelegt. An diesem Tag war 1945 das Vernichtungslager Auschwitz im heutigen Polen von sowjetischen Truppen befreit worden.

Die Vereinten Nationen riefen 2005 den 27. Januar als "Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust" aus. Seit 2006 wird er weltweit an zahlreichen Orten begangen. Der Bundestag kommt anlässlich des Gedenktages alljährlich zu einem Staatsakt zusammen, an dem alle Spitzen der Verfassungsorgane teilnehmen.

Der Begriff "Holocaust" leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet "Brandopfer". Er wird heute vor allem für den systematischen Völkermord an den europäischen Juden durch die Nationalsozialisten verwendet. Juden sprechen oft auch von der "Shoah" - so lautet der hebräische Begriff für den Holocaust.

Bis zum Kriegsende wurden rund sechs Millionen Juden ermordet. In Auschwitz starben rund 1,1 Millionen Menschen. Nach Angaben des Jüdischen Weltkongresses gibt es weltweit heute noch rund 500.000 Überlebende des Holocaust.

epd

Musikalisches Erinnern

Zum zweiten Mal hat die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Göttingen einen Projektchor Synagogalmusik auf die Beine gestellt. Die rund 50 Sängerinnen und Sänger geben nach sechsmonatiger Probenzeit am 29. Januar ihr erstes Konzert in Göttingen, teilte die Gesellschaft mit.

Auf dem Programm stehen dann deutsche und hebräische Psalmenvertonungen der jüdischen Komponisten Louis Lewandowski und Salomon Sulzer. Ihre Musik sei durch den Holocaust weitgehend in Vergessenheit geraten, sagte der Vorsitzende der Gesellschaft, Heiner J. Willen. 

epd