Kritiker und Verteidiger streiten auf einer Tagung in Hannover darüber, wie nahe der Kirchenkünstler der NS-Ideologie stand
Kritiker und Befürworter des norddeutschen Künstler Erich Klahn (1901-1978) haben sich in Hannover eine emotionsgeladene Diskussion über die NS-Vergangenheit des Künstlers geliefert. Der Historiker Thomas Vogtherr vertrat dabei die Position, Klahn habe der Ideologie der Nazis nahegestanden. „Klahn ließ sich, womöglich aus existenziell-materiellen Gründen, von der Kulturpolitik des nationalsozialistischen Deutschland willentlich und wissentlich vereinnahmen“, sagte der Professor der Uni Osnabrück bei einer Tagung der Evangelischen Akademie Loccum. Vogtherr ist Vorsitzender der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen. Bei der Tagung stieß er auf massiven Widerspruch von Erben und Verteidigern des Künstlers.
Klahn schuf Bilder, Illustrationen, Wandteppiche und auch zahlreiche Altäre für Kirchen unter anderem in Niedersachsen und Thüringen. Seine Erben liegen seit zwei Jahren in einem Rechtsstreit mit der Klosterkammer Hannover über den Verbleib seines Nachlasses, den sie 1998 der staatlichen Behörde vermacht hatten. Inzwischen nimmt auch die evangelisch-lutherische Landeskirche die Kunstwerke Klahns genauer unter die Lupe.
Vogtherr bezog sich vor allem auf den Emanuel-Geibel-Preis der Stadt Lübeck, den Klahn 1943 entgegennahm. Diese Auszeichnung sei „parteipolitisch aufgeladen“ und vom NS-Reichspropaganda-Ministeriums genehmigt gewesen. In der sogenannten „Niederdeutschen “ habe Klahn einem Netzwerk angehört, "das sich nicht nur offen, sondern mit Haut und Haar dem Nationalsozialismus verschrieben hatte".
Mitglied in der NSDAP sei Klahn allerdings bis auf eine sehr kurzen Episode in München 1921 nicht gewesen, räumte Vogtherr ein: „Er war kein Nationalsozialist im engeren Sinne.“ Vogtherr hatte im Auftrag der Klosterkammer eines von zwei Gutachten über Klahn angefertigt.
epd