Mit Konzerten, Lesungen, Vorträgen und einer Ausstellung will die Villa Seligmann in Hannover in den kommenden Monaten wieder Einblicke in die Musik der Synagogen bieten. Bei den "Frühlingstagen der jüdischen Musik" von Montag bis zum 19. Juni steht in diesem Jahr nach Angaben der Initiatoren die Begegnung zwischen Juden und Christen im Mittelpunkt. Der Grund dafür sind die Feierlichkeiten zur bundesweiten "Woche der Brüderlichkeit" rund um den 6. März mit der zentralen Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille an Professor Micha Brumlik in Hannover. Einige Veranstaltungen der "Frühlingstage" finden in Kirchen statt.
In der Villa Seligmann ist unter anderem eine Ausstellung über den letzten jüdischen Oberkantor von Hannover, Israel Alter (1901-1979), zu sehen. Sie soll wegen der großen Nachfrage ab dem 4. März erneut gezeigt werden. Alter wirkte von 1925 bis 1935 an der Neuen Synagoge in der Calenberger Neustadt, die in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Von Hannover aus startete er eine Weltkarriere als Kantor und Tenor, die ihn in die großen Konzertsäle und Synagogen Europas und Amerikas führte.
Anlässlich der "Woche der Brüderlichkeit" führt der Europäische Synagogalchor bei einem Festkonzert am 5. März in der Marktkirche unter anderem Stücke des jüdischen Komponisten Louis Lewandowski (1821-1894) auf. Die "Frühlingstage der jüdischen Musik" enden am 19. Juni mit einem Sommerfest im Garten der historischen Villa Seligmann.
Die Villa am Rande des Stadtwaldes Eilenriede gehörte einst dem jüdischen Industriellen und früheren Continental-Direktor Siegmund Seligmann (1853-1925). Sie beherbergt seit 2012 das 1988 gegründete Europäische Zentrum für Jüdische Musik, ein Institut der Hochschule für Musik, Theater und Medien. Die Einrichtung verfügt über eine einzigartige Sammlung an Dokumenten, Noten, Aufnahmen und Synagogenorgeln.
epd Landesdienst Niedersachsen/Bremen