Der Berater und Islamwissenschaftler Hagen Berndt vermittelt bei Krisen im In- und Ausland
Gestern war Hagen Berndt noch im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit im nordirakischen Dohuk. Heute verhandelt der 55-jährige Experte des Forums Ziviler Friedensdienst in der Kleinstadt Osterholz-Scharmbeck bei Bremen. Auf dem Landweg liegen die Orte 4.200 Kilometer voneinander entfernt. Und doch haben sie etwas gemeinsam, denn sowohl in der deutschen Kreisstadt als auch in der kurdischen Provinzhauptstadt geht es um zivile Konfliktbearbeitung. Berndt hilft dabei: Ein Weltreisender in Sachen Frieden. Einer, der zuhört und Fragen stellt, die weiter bringen.
Irak, Afghanistan, Indien, Tschad, Sri Lanka, Israel und Palästina, Nepal, Ägypten, Tunesien, Bosnien-Herzegowina: In vielen Krisenregionen der Welt hat der Indologe und Islamwissenschaftler, der neben Englisch auch Hindi, Sinhala und Urdu spricht, schon gearbeitet. Aktuell geht es in der Region um Dohuk um Hunderttausende, die auf der Flucht vor der Terrormiliz Islamischer Staat sowie den Milizen des Assad-Regimes sind und Zuflucht im kurdischen Nordirak suchen. "In einigen Orten gibt es inzwischen mehr Flüchtlinge als Einheimische", berichtet Berndt. Die Stimmung ist gereizt. Die Frage lautet: Wie können gewalttätige Auseinandersetzungen vermieden werden?
In Osterholz-Scharmbeck arbeitet Hagen Berndt seit 2011 in einem sozialen Brennpunkt, einer Siedlung, die ehemals für US-Soldaten gebaut wurde. Nach ihrem Abzug leben dort nun etwa 740 Menschen, mehr als die Hälfte von ihnen mit ausländischen Wurzeln. Drogenhandel und offene Gewalt, auch gegen Polizeibeamte, ließen die Situation im Quartier eskalieren. Berndt entwickelte gemeinsam mit Vertretern der Polizei, der Stadt, des Landkreises und des örtlichen Präventionsrates ein Konzept, um dem zu begegnen.