„Krieg hat noch nie eine Lösung gebracht. Und er wird auch für Syrien keine Lösung bringen.“ So sagte es der Referent auf dem Jahresempfang unseres Kirchenkreises. Hier wird also ein Urteil gesprochen zu unserer Tagespolitik. Darf das sein? Können wir richten über das, was unsere Politiker tun – also in diesem Fall vor allem unsere Verteidigungsministerin? Ja doch: Eine dezidierte Meinung auch öffentlich zu äußern, das steht uns Christen gut an. Allerdings eine Person und ihr Handeln zu be- oder gar zu verurteilen, das soll nicht sein.
Paulus gibt uns im ersten Korintherbrief ein deutliches Signal. Die Gemeinde in der griechischen Hafenstadt Korinth war von ihm gegründet worden. Schon nach kurzer Zeit wurde sie von einem heftigen Streit zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen und durch soziale Spannungen erschüttert. Paulus will zum Frieden beitragen. Dafür unterscheidet er: Sich eine Meinung bilden und eine Position beziehen, das soll sein. Aber: Richten trennt nicht zwischen der Sache, um die es geht, und der Person, die eine Haltung vertritt. Richten zielt im Gegenteil oft gerade auf die Person, wertet, urteilt und verletzt. Das erlebt Paulus bei den Korinthern. Er mahnt: „Richtet nicht!"
Es ist nicht unsere Sache, über andere zu richten, wenn es über die Rechtsprechung in unse-rem demokratischen Gemeinwesen hinausgeht. Gott wird dereinst ans Licht bringen, was verborgen ist. Besonders jetzt in der Adventszeit liegen die Gedanken daran nahe. Von Alters her ist diese Zeit ja eine Bußzeit. Sie soll uns an das letzte Gericht, das Gott über uns hält, erinnern und uns zur Umkehr bewegen.