Im Flüchtlingschor Hannover lernen Sänger aus vielen Nationen deutsches Liedgut kennen
„Stille Nacht, heilige Nacht“ singen die 13 Männer und Frauen aus Ruanda, Afghanistan, Montenegro, Iran und Deutschland mitten im September.
Nach „Amazing Grace“ und „Freude schöner Götterfunken“ ist es das dritte Stück im Repertoire des Flüchtlingschors Hannover, den der Opernsänger Mohsen Rashidkhan vor vier Monaten gegründet hat. Die Lieder sollten einfach und berühmt sein, sagt der 39-jährige Iraner, der vor 14 Jahren nach Deutschland kam. „Stille Nacht gehört zur deutschen Kultur. Das ist Integration, oder?“
Die 27-jährige Maja Manojlovic kommt aus Serbien und singt seit einem Monat im Flüchtlingschor. „Das Singen macht mir viel Spaß. Es ist viel besser, als im Zimmer zu sitzen und sich zu langweilen.“ Genau aus diesem Grund kam auch Rashidkhan auf die Idee, den Chor im ehemaligen hannoverschen Oststadt-Krankenhaus und heutigen Wohnheim für derzeit rund 720 Flüchtlinge zu gründen. „Ich habe einen Freund im Flüchtlingswohnheim besucht und gesehen, die Menschen haben nichts zu tun.“
Bevor die erste Probe in der Kantine des Wohnheims stattfinden konnte, musste der Opernsänger mit der sonoren Bassstimme erstmal ordentlich Werbung machen. „Ich bin durch die Flure gegangen, habe an die Türen geklopft und die Menschen in ihrer Sprache angesprochen.“ Auf Arabisch, Persisch, Deutsch, Englisch und ein bisschen Kurdisch. Einfach einen Zettel auszuhängen, habe keinen Sinn. „Den lesen die nicht. Man muss den Leuten die Hand geben.“