Flüchtlingsrat kritisiert Bundesregierung angesichts von Katastrophe vor Libyen
Angesichts der neuen Flüchtlingskatastrophe vor der libyschen Küste hat der niedersächsische Flüchtlingsrat scharfe Kritik an der Bundesregierung geübt. Die Politik sei mitverantwortlich für die Unglücke, „weil die Menschen keine Möglichkeiten haben, auf legalem Weg zu uns zu kommen“, sagte die Vorsitzende Gisela Penteker dem epd. Bei einem schweren Boots-Unglück sind der Organisation zufolge rund 400 Flüchtlinge aus dem südlichen Afrika ertrunken.
Deutschland schaue „seelenruhig“ zu, wie die Menschen zunächst um ihr Leben bangten und dann hilflos ertrinken, kritisierte die Medizinerin: „Dafür gibt es keine Entschuldigung.“ Jeder könne die durch Nachrichten übertragenen Bilder im eigenen Wohnzimmer sehen, aber an den Zuständen ändere sich nichts.
Das Kontingent, nach dem die Bundesregierung eine begrenzte Anzahl an Flüchtlingen aus Syrien aufnehme, reiche bei weitem nicht aus, sagte Penteker. Die Behörden behandelten alle anderen Flüchtlinge zudem wie Illegale, die unerlaubt nach Deutschland einreisten. „Wir dürfen Menschen nicht dafür bestrafen, dass sie ihr Leben retten wollen.“
Auf dem verunglückten Schiff sollen sich Medienberichten zufolge 670 Menschen befunden haben, 150 wurden von der italienischen Küstenwache gerettet. Wegen der verbesserten Wetterbedingungen und des zunehmenden Verfalls staatlicher Strukturen in Libyen versuchen immer mehr Menschen, von dort aus in Kuttern Italien zu erreichen. Schätzungen zufolge warten in Libyen bis zu einer Million Menschen vor allem aus dem südlichen Afrika auf eine Überfahrt.
epd