Das Bild zeigt im Vordergrund zwei Hände, die die Hand einer im Bett mit geschlossenen Augen liegenden Person hält.

Hospizarbeit

Hospizarbeit gibt den Tagen Leben

Im Lauf der Zeit ist dieser Gedanke in Vergessenheit geraten. Tod und Sterben wurden – gerade in den letzten 100 Jahren – aus den Familien verdrängt, sind heutzutage in Krankenhäuser und Pflegeheime verlagert. Cecily Saunders, die „Mutter" der Hospizbewegung, versuchte, diese Entfremdung zu überbrücken. Sie errichtete 1967 das erste stationäre Hospiz in London. Ihr Anliegen: Schmerzen zu bekämpfen – sowohl den körperlichen als auch den seelischen Schmerz. Sie bot eine umfassende Versorgung Sterbender an. Gerade auch spirituelle, soziale und psychologische Aspekte wurden dabei in den Blick genommen. In Deutschland riefen die Berichte über das englische Hospiz zunächst Empörung hervor. Von Sterbegetto und Sterbeklinik war die Rede.

Erst Mitte der 80er Jahre konnte die Hospizbewegung bei uns Fuß fassen. Mittlerweile haben sich allein in Niedersachsen ca. 120 Hospizinitiativen gegründet, deren Mitarbeitende in die Häuser und Familien kommen, um zu begleiten. Daneben gibt es die stationären Hospize, falls eine Betreuung zuhause nicht möglich ist. Das Anliegen der Bewegung ist es, schwerkranke Menschen und deren Angehörige zuhause zu begleiten.

Es geht um Alltagsbegleitung – einfach da zu sein und den anderen spüren zu lassen, dass er gerade in seiner letzten Lebensphase nicht allein gelassen wird. Es geht um Rückenstärkung in Situationen, in denen Worte fehlen oder Verzweiflung überhand nimmt, es geht darum, Ansehen zu geben, dort, wo andere Menschen sich möglicherweise abwenden. Das alles geschieht ehrenamtlich und ist kostenfrei.

Begleitung & Seelsorge

Um Begleitungsarbeit leisten zu können, ist eine Vorbereitung notwendig. Ehrenamtliche werden geschult, zuzuhören, was gar nicht so einfach ist, da wir meistens schon die Antwort zu kennen meinen. Die meisten Gruppen in Niedersachsen werden von einer Koordinatorin geleitet. Sie nimmt die Begleitungsanfragen an und vermittelt aus der Gruppe eine entsprechende Begleiterin, von der sie meint, dass beide gut zusammen passen könnten. Vorwiegend geht es um Begleitungen im häuslichen Umfeld. Das kann auch ein Pflegeheim sein. Ehrenamtliche arbeiten zudem auch im stationären Hospiz mit und auf den Palliativstationen.

Gerade in der Palliativversorgung ist die Seelsorge angefragt. Als eine Form der spirituellen Begleitung gehört sie unmittelbar mit zu dem Team derer, die an der Versorgung beteiligt sind.

Das ist zum einen eine Chance, aber auch eine Herausforderung und bedeutet für uns als Seelsorgende, dass wir verstärkt und verständlich kommunizieren müssen, was unser Spezifikum ist und was wir anbieten.

Seelsorger*innen

  • suchen Menschen in Lebenskrisen auf
  • sind glaubwürdige Gesprächspartner
  • verfügen über heilsame Rituale
  • nehmen sich Menschen an und geben Ansehen
  • sind offen für religiöse und spirituelle Fragen
  • sind in der Lage, ethisch zu reflektieren
  • und verfügen über den biblisch-christlichen Deutungshorizont, aus dem auch ihr Auftrag entwächst: ich bin krank gewesen, ihr habt mich besucht.

Palliativversorgung

Das Wort Palliativ leitet sich aus dem Lateinischen: der Mantel, ab. Die Palliativversorgung beginnt dann, wenn es kurativ keine Möglichkeiten der Heilung mehr gibt. Man spricht von den vier Säulen in der Versorgung: der medizinischen, der pflegerischen, der psycho-sozialen und der spirituellen Säule. Es geht um eine ganzheitliche Betreuung der Patientin oder des Patienten bzw. ihrer oder seiner Angehörigen.

Dank der Palliativmedizin ist es möglich, nahezu schmerzfrei und symptomkontrolliert zu behandeln, sodass den Ängsten vieler Menschen, am Ende des Lebens unter starken Schmerzen leiden zu müssen, entgegengetreten wird. Die Pflege ist besonders ausgebildet, auf die Patientin oder den Patienten einzugehen und  informiert über möglicherweise eintretende Situationen. Die psycho-soziale Säule wird von Psychologen, Sozialarbeitern – natürlich auch in der weiblichen Form – und von den ehrenamtlichen Hospizmitarbeitenden abgedeckt; die spirituelle Säule ist in unserem Kulturzusammenhang meistens mit der Seelsorge vertreten.

Seit 2006 gibt es in Niedersachsen Palliativstützpunkte. Ziel des Sozialministeriums ist es, eine flächendeckende, ambulante palliative Versorgung sicher zu stellen. Palliativversorgung kommt nicht ohne Hospizmitarbeitende aus und die Hospizidee ließe sich nicht verwirklichen, wenn es nicht die Möglichkeiten der Palliativmedizin und Pflege gäbe. Beide brauchen einander.