„Asphalt“-Mitbegründerin Karin Powser gestorben

Eine Schwarzweißfotografie von einer als Frau lesbaren Person mit kurzen Haaren und faltiger Haut.

Hannover. Die Fotografin, Kolumnistin und Mitbegründerin der niedersächsischen Straßenzeitung „Asphalt“, Karin Powser, ist tot. Powser starb im Alter von 76 Jahren in ihrer Wohnung in Hannover-Misburg, wie „Asphalt“, der evangelische Stadtkirchenverband sowie die Diakonie am Montag in Hannover mitteilten. Sie war 2008 schwer an Krebs erkrankt und litt seither an den Folgen. Für ihre Verdienste um das soziale Leben in der Stadt erhielt Karin Powser im Dezember 2022 das Bundesverdienstkreuz.

Von Anfang der 1970er-Jahre bis in die 1980er-Jahre hinein lebte Powser obdachlos auf den Straßen von Hannover und erfuhr dabei hautnah, was es bedeutet, keine Wohnung zu haben. Das harte Leben auf der Straße hielt die autodidaktisch ausgebildete Fotografin in vielen preisgekrönten Porträt- und Szenefotografien fest. Die eigene Erfahrung inspirierte sie auch zu zahlreichen Kolumnen, die sie bis zuletzt regelmäßig für die Straßenzeitung schrieb.

Das Magazin „Asphalt“ hatte sie 1994 gemeinsam mit dem damaligen Diakoniepastor Walter Lampe und weiteren Engagierten gegründet. „Karin war das Herz von Asphalt, wir werden ihre streitbaren Beiträge sehr vermissen“, sagte die heutige Asphalt-Geschäftsführerin Katharina Sterzer. Bundesweit hatte Powser mehrere viel beachtete Fotoausstellungen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte ihre Bilder als „Zeitdokumente“.

Der evangelische Stadtsuperintendent Rainer Müller-Brandes sagte als Mitherausgeber von „Asphalt“, Karin Powser habe gezeigt, dass es möglich sei, aus der Obdachlosigkeit heraus in ein geregeltes Leben zu finden. Diakoniepastor Friedhelm Feldkamp sagte, Powser werde der Stadtgesellschaft als mahnende Stimme fehlen. Sie habe einen „scharfen Blick für das Ungerechte um uns herum“ gehabt und dies nachdrücklich zum Ausdruck gebracht.

„Asphalt“ erscheint heute in einer Auflage von rund 26.500 Exemplaren. Das Magazin wird in etwa 20 Städten in Niedersachsen und angrenzenden Gebieten von rund 200 Menschen mit sozialen Schwierigkeiten verkauft. Vom Erlös können die Verkäufer die Hälfte für sich behalten.

epd Niedersachsen-Bremen