Startseite Archiv Nachricht vom 19. Juni 2018

Käßmann: Reformationstag steht auch für Lernprozesse

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Hannover. Vor der Abstimmung am Dienstag im Landtag über einen neuen Feiertag in Niedersachsen hält die Debatte um den Reformationstag an. Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sprach sich am Montag in Hannover erneut gegen den Reformationstag (31. Oktober) als gesetzlichen Feiertag aus. Die Theologin Margot Käßmann sagte dagegen, an dem Tag könnten auch die Veränderungen in der evangelischen Kirche und ihrem Verhältnis zum Judentum thematisiert werden: "Feiern heißt ja nicht jubeln und auf dem Tisch tanzen, sondern auch nachdenken, weiterlernen, diskutieren", unterstrich die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Schuster sagte, den Wunsch nach einem zusätzlichen Feiertag könne er als Bayer gut verstehen. "Dass aber die Bedenken von jüdischer Seite, und nicht nur von jüdischer Seite, so missachtet werden, kann ich nicht nachvollziehen." Es sollte ein anderer Tag gefunden werden, sagte Schuster bei der Verleihung des Paul-Spiegel-Preises des Zentralrates an den evangelisch-lutherischen Pastor Wilfried Manneke. Die jüdischen Gemeinden in Niedersachsen sprechen sich mit Verweis auf die Judenfeindlichkeit Luthers gegen den Reformationstag als Feiertag aus.

Käßmann hielt die Laudatio bei der Preisverleihung, in der der Zentralrat den Pastor für sein Engagement gegen Rechtsextremismus auszeichnete. Sie erinnerte an die Judenfeindlichkeit Luthers und das Versagen der evangelischen Kirche im Nationalsozialismus. Zugleich verwies sie auf eine "Lerngeschichte" nach 1945 und den jüdisch-christlichen Dialog.

Martin Luther habe immer erklärt, die Kirche müsse sich verändern. "Und sie hat sich verändert", betonte die frühere hannoversche Landesbischöfin Käßmann. Dies zeige sich auch, wenn ein lutherischer Pastor den Paul-Spiegel-Preis erhalte. Am Dienstag stimmen die 137 Abgeordneten des Landtags in Hannover darüber ab, ob der Reformationstag am 31. Oktober künftig landesweit arbeitsfrei wird.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen