Startseite Archiv Nachricht vom 17. November 2017

Theologe: Vegane Ernährung ist ein Stück Himmel auf Erden

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Hannover. Eine vegane Lebensweise entspricht nach Ansicht des katholischen österreichischen Theologen Kurt Remele dem "Grundgedanken Gottes". "Menschen und Tiere lebten im Paradies im Schöpfungsfrieden zusammen. Erst nach dem Sündenfall wurde das gelockert", sagte der Grazer Professor für Ethik und christliche Gesellschaftslehre am Mittwochabend in Hannover. Wer auf den Verzehr von Tieren oder tierischen Produkten verzichte, erschaffe somit "ein Stück Himmel auf Erden". Remele sprach bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Tierethik an der Tiermedizinischen Hochschule (TiHo), die von der Stiftung TiHo und dem evangelischen Sprengel Hannover organisiert wurde.

Im Gegensatz zu fleischfressenden Tieren könnten sich Menschen bewusst entscheiden, keine Tiere zu essen, betonte der Theologe. In wohlhabenden Staaten wie Deutschland sei dies auch problemlos machbar. "Wenn man vegetarisch leben kann, es aber trotzdem nicht tut, dann ist das durchaus begründungspflichtig." Menschen stünden nicht per se über den Tieren, ergänzte Remele. Jesus sollte die frohe Botschaft "allen Geschöpfen" verkünden. Jedoch sei die christliche Lehre sehr lange rein auf den Menschen fixiert gewesen, kritisierte er. "Tiere haben ihre eigene Würde."

Auch der evangelisch-reformierte Theologe Marco Hofheinz sagte, Tiere hätten eine gewisse Art der Würde, die aber nicht mit der Menschenwürde gleichzusetzen sei. "Die menschliche Würde ist ein absoluter Wert und nicht relativierbar." Sinnvoller sei es, Tiere als "Mitgeschöpfe" zu verstehen, für die Menschen eine Schutz- und Fürsorgepflicht hätten, so der Professor für Systematische Theologie von der Leibniz Universität Hannover. Landwirte und Verbraucher seien zu einem "maßvollen Umgang" mit Tieren und tierischen Produkten angehalten. Es gebe aber kein absolutes Tötungsverbot.

Der hannoversche Ethik-Professor Peter Kunzmann unterstrich ebenfalls den Unterschied zwischen menschlicher Würde und Tierwürde. Die Sterbehilfe bei Menschen etwa sei nicht mit dem Einschläfern von Tieren gleichzusetzen, da keine der menschlichen Debattenpositionen hierbei sinnvoll auf Tiere angewendet werden könne. Der Philosoph betonte, dass sich seit einigen Jahren immer mehr Menschen für die Lebensverhältnisse von Nutztieren und Schlachtvieh interessierten. Die Einführung eines Tierschutzgesetzes in Deutschland sei ein bedeutsamer Schritt gewesen. Tierethik sei heute im Gegensatz zu früher kein "Außenseiterthema" mehr.

epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen