Startseite Archiv Nachricht vom 09. Oktober 2017

Die letzten Schritte gestalten - Veranstaltung "PatentInnenverfügungen als Teil der Vorsorge im Alter" im Gerhard-Mercker-Zentrum Göttingen

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Göttingen. „Wie gerne leben Sie?“, fragte Prof. Dr. Friedemann Nauck am vergangenen Mittwoch die gut 70 Interessierten bei seinem Referat zur PatientInnenverfügung. Auf Einladung des Evangelisch-lutherischen Missionswerks in Niedersachsen (ELM), der Hilfsorganisation Brot für die Welt sowie der Diakonie Katastrophenhilfe referierte der Direktor der Abteilung Palliativmedizin an der Universitätsmedizin Göttingen im Gerhard-Mercker-Zentrum über PatientInnenverfügung, Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung.

Mit seinen lebensnahen Schilderungen aus der eigenen Berufspraxis zum Thema gelang es Dr. Nauck, das mitunter angstbelastete Thema PatientInnenverfügung vorzustellen, ohne dass es bedrohlich wirkte. Im Gegenteil, der Mediziner machte seinem Publikum Mut, sich mit Sterben und Tod auseinanderzusetzen. Wichtig war Dr. Nauck herauszustellen, dass es keine Verpflichtung ist eine PatientInnenverfügung zu verfassen. Diese sei lediglich eine Möglichkeit, Dinge selbst gestalten und mitbestimmen zu können.

„Niemand ,muss‘ eine PatientInnenverfügung schreiben. Wer möchte, kann auf Gott oder das Schicksal vertrauen. Das ist vollkommen in Ordnung.“ Sein Anliegen sei es, Mut zu machen, sich diesem Thema zu nähern und dazu anzuregen, nicht danach zu fragen „Was will ich nicht?“, sondern sich klar zu machen, was man sich wünsche. Denn genau darum gehe es in einer PatientInnenverfügung auch. Um dahin zu kommen, was wir uns wünschen, sei die Frage, „Wie gerne lebe ich?“ wichtig, erklärt Nauck und demonstriert dies mit einem Beispiel:

Im Gespräch mit einer Bewohnerin eines Pflegeheims habe er diese gefragt, wie gerne sie lebe. „Ich lebe nicht gerne. Ich fühle mich allein hier im Heim. Ich habe Schmerzen, mein Leben ist mir zur Last geworden“, antwortete diese. „Und wenn sie jetzt vor mir umkippen?“, fragte Dr. Nauck weiter. „Dann lassen Sie mich bitte liegen. Ich möchte nicht ins Krankenhaus. Ich möchte dann lieber hier sterben“, antwortete die Dame. Auch einen solchen Wunsch gelte es zu respektieren, erklärte der Mediziner. Das falle oft schwer, aber es gehöre auch zum Leben sterben zuzulassen.

Einige Monate später war Dr. Nauck wieder in besagtem Pflegeheim, um einen anderen Bewohner zu besuchen. Bei diesem Besuch traf er die ältere Dame zufällig auf dem Flur. Sie sprach ihn an und erzählte ihm, dass sie in ihrer PatientInnenverfügung etwas ändern wolle. Nämlich, dass sie jetzt im Notfall doch in ein Krankenhaus gebracht werden wolle. Erstaunt und erfreut, ob der neuen Lebenslust der Dame fragte Dr. Nauck, ob sich in ihrem Leben seit ihrer letzten Begegnung etwas verändert habe. „Ja“, sagte die Dame mit einem Lächeln im Gesicht. „Hier ist ein netter Herr aus Norddeutschland eingezogen. Wir verstehen uns ganz wunderbar. Seit ich ihn kenne, habe ich wieder Freude am Leben. Ich habe jetzt einen Grund wieder aus dem Krankenhaus herauszukommen.“

Abschließend stellte Dr. Nauck fest: „Wir wissen nicht, was Gott noch alles für uns bereithält. Auch nicht mit 84 Jahren im Pflegeheim. Deswegen ermutige ich Sie, trauen Sie sich an das Thema PatientInnenverfügung heran. Sie verfassen das Schreiben für sich und ihre Liebsten, und auch für das medizinische Personal ist es eine Unterstützung, wenn es im Ernstfall eine PatientInnenverfügung gibt.“

Weitere Informationstage im Oktober

Es sind noch zwei weitere Informationsnachmittage geplant. Am Mittwoch, den 11. Oktober, wird Florian Benstem, Bestatter und Trauerbegleiter, Fragen rund um das Thema „Bestattungsvorsorge“ klären. Am Donnerstag, den 26. Oktober, wird dann Dr. Jens Lehmann, juristischer Vorstand im Diakonischen Werk evangelischer Kirchen in Niedersachsen zum Thema „Erben und Vererben“ informieren.

Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Göttingen

Weitere Informationen

Für die weiteren Veranstaltungen wird um Anmeldungen gebeten:

bei Pastor Stephan Liebner

Tel.: 05052 69-240 / E-Mail: s.liebner@elm-mission.net

sowie bei Christiane Mitsch (Brot für die Welt)

Tel.: 030 65211-1180 / E-Mail: christiane.mitsch@brot-fuer-die-welt.de