Startseite Archiv Nachricht vom 29. März 2017

„Luft holen, Energie tanken, den Glauben stärken und festigen“ - Neue Mitglieder in die Familiaritas und in den Konvent des Klosters Amelungsborn aufgenommen

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Amelungsborn. Die schwarzen Chormäntel mit weißem Rand hängen an einem Wochenende im März im Durchgang zur Klosterkirche bereit. Sie werden von Mitgliedern des Konvents des evangelischen Zisterzienserklosters Amelungsborn zu den Gebetszeiten getragen. Der Konvent und die Mitglieder der Familiaritas, diese ebenfalls in Chormäntel gehüllt, folgen bei ihren Einkehrtagen dabei den evangelischen Tageszeitengebeten im Kloster. Auf das gemeinsame Morgengebet folgen Gebetszeiten zu Mittag, zum Abend und zur Nachtruhe. In ihnen liest und singt die klösterliche Gemeinschaft die im evangelischen Gesangbuch vorgegebenen Andachten. Die Konventualen, allesamt Geistliche und ein Kirchenjurist, und die Mitglieder der „Klosterfamilie“, der Familiaritas, die größtenteils in weltlichen Berufen arbeiten oder im Ruhestand sind und nicht in Amelungsborn wohnen, folgen dabei den klösterlichen Traditionen des katholischen Zisterzienserordens. Zu diesem gehören die beiden evangelischen Zisterzienserklöster in Niedersachsen, Loccum und Amelungsborn, trotz ihrer evangelischen Konfession.

Zum Abendgebet Mitte März lagen nun ein Chormantel und zwei weiße Überwurfkleider, in der Klostersprache „Skapulier“ genannt, neben dem Altar der Klosterkirche bereit. Sie dienten zur Einkleidung neuer Mitglieder der klösterlichen Gemeinschaft. Mit dem Umlegen der Gewänder wurden sie sinnbildlich neu ins Kloster aufgenommen.

Dr. Johannes Goldenstein, der als Theologe für den Rat der EKD arbeitet, bekam von Abt Eckhard Gorka einen Chormantel um die Schultern gelegt. Goldenstein ist damit neues Mitglied des Klosterkonvents und entscheidet zukünftig alles mit, was Kloster und klösterliche Angelegenheiten betrifft. Die weißen Skapuliere als Zeichen der Aufnahme als Novizen, als neue Mitglieder der Familiaritas also, erhielten von Abt Gorka der aus Hamburg stammende Harald Helmchen und Bernd Iwohn aus Pattensen.

Was bewog den 51 Jahre alten Harald Helmchen, Mitglied in der Gemeinschaft des Klosters Amelungsborn zu werden? Für ihn war es die entscheidende Erfahrung auf einer Pilgerwanderung. „Diese Reise führte mich nach Amelungsborn, an einem Tagungswochenende der Familiaritas“, so der Vater zweier Söhne. Die Gebete, die Bibelarbeiten aber auch die brüderliche Gemeinschaft, die damit verbundenen Gespräche und nicht zuletzt der Kraftort Amelungsborn seien etwas Besonderes. Für Helmchen, der als Taxifahrer in Nachtschicht arbeitet, meinen die Einkehrzeiten im Kloster spirituelle und geistige Erholung: „Wenn ich Sonntags nach einer Wochenendtagung zurück nach Hamburg fahre, dann fühlt es sich immer an, als ob ich mindestens eine volle Woche weg war.“

Auch für Johannes Goldenstein, der gemeinsam mit Abt Gorka und den anderen Konventualen nun im Konvent über die Geschicke Amelungsborn beraten wird, bedeutet Amelungsborn einen Rückzugsort: „Das Kloster ist für mich Großstadt und Arbeitsalltag hinter sich lassen, eine Reise an den ,einsamen Ort‘, von dem die Evangelien erzählen. Dort Eintreten in den besonderen, zurechtgebeten Kirchenraum, und sich hineinnehmen lassen in die Gemeinschaft derer, die mit mir singen, beten und auf Gottes Wort hören.“ Der in Lüneburg aufgewachsene Theologe ist überzeugt, „dass die Kirche neben den Kirchengemeinden solche spirituellen Orte mit einer besonderen Kraft braucht. Und Menschen, die sich auf die Tradition solcher Orte einlassen.“ Für die Zukunft des nach dem Kloster Walkenried ältesten Zisterzienserklosters in Niedersachsen wünscht er sich, dass sich immer neu Männer von dieser Form geistlicher Gemeinschaft angesprochen fühlen und Mitglieder der Klosterfamilie werden mögen. Auch dass noch mehr Menschen eine Gelegenheit nutzen, um zu erleben, welcher "Spirit" von Amelungsborn ausgeht, sieht der Referent des Präsidiums und der Präses der Synode der EKD als Anliegen. „Die Zisterzienser stehen für eine Konzentrationsbewegung der Kirche. Ich finde es wichtig, dass wir daran in ökumenischer Verbundenheit mitwirken. Und dass wir das im Miteinander von hauptberuflich in der Kirche Tätigen und engagierten Christenmenschen tun, ist das typisch Evangelische daran“, beschreibt Goldenstein.

Für ihn sei das Kloster Amelungsborn ein Kraftort, der ihn Luft holen, Energie tanken, den Glauben stärken und festigen lasse und ihm Antworten auf Fragen zum Glauben, zur Bibel und Jesus Christus gebe, sagt auch Harald Helmchen, bevor er sich, nun mit dem weiße Skapulier über den Schultern, in die Reihe der Klosterbrüder anschließt und sich auf den Weg zum Gebet im Chorraum der Klosterkirche macht.

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Hildesheim-Göttingen