Startseite Archiv Tagesthema vom 13. September 2015

Neujahrsfest Rosch ha-Schana

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Die niedersächsischen Bischöfe beglückwünschen die jüdischen Gemeinden und Bürger im Namen ihrer Kirchen zu ihrem Neujahrsfest Rosch ha- Schana. Nach jüdischer Zeitrechnung beginnt am 14. September das Jahr 5776.

Die Feiern in den Synagogen fangen gemäß der jüdischen Tradition mit dem Sonnenuntergang des Vorabends an. Deshalb ist der Gruß des hannoverschen Landesbischofs Ralf Meister bereits am vergangenen Sonnabend als Anzeige in hannoverschen Tageszeitungen sowie in den Wochenzeitungen „Jüdischen Allgemeine“ und „Evangelische Zeitung“ erschienen.

Schon in den vergangenen Jahren hatte der evangelische Bischof per Anzeige den jüdischen Bürgern seine guten Wünsche zum Neujahrsfest übermittelt. Meister absolvierte einen Teil seines Theologiestudiums in Jerusalem und setzt sich seither für den Dialog zwischen Christen und Juden ein. Auf seine Initiative hin verankerte die hannoversche Landeskirche 2013 einen Passus zur besonderen Verbindung zwischen Christen und Juden in ihrer Verfassung.

Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle überbrachte den Gemeinden seine guten Wüsche in einem Brief, in dem es unter anderem heißt: „Mögen das Neujahrsfest, die Tage der Buße und Jom Kippur für Sie in besonderer Weise eine Zeit der Begegnung mit Gottes Gnade sein.“

Trelle würdigt in dem Schreiben auch die guten Beziehungen zwischen Juden und Christen in Niedersachsen: „Ausdrücklich danken möchte ich für die Solidaritätsbekundungen, die uns Christen anlässlich des Brandanschlags auf das Benediktinerkloster in Tabgha erreicht haben. Ich bin überzeugt, dass die darin zum Ausdruck kommende jüdisch-christliche Freundschaft hier vor Ort Früchte für ein friedliches Zusammenleben der Religionen im Heiligen Land und auf der ganzen Welt tragen kann.“ Ende Juni war das Kloster am See Genezareth in Israel durch ein Feuer zerstört worden. Das Bistum Hildesheim pflegt enge Verbindungen zu den Benediktinern in Israel.

epd
„Die EKD ist dankbar für das besondere Verhältnis zum Judentum in Deutschland und speziell zum Zentralrat der Juden. In den zahlreichen Begegnungen ist neben der gemeinsamen Verantwortung für das politische Gemeinwesen auch die Klärung der gemeinsamen biblischen und theologischen Grundlagen weiterentwickelt worden. Wir stehen an ihrer Seite in der zuversichtlichen Hoffnung den Weg auch im neuen Jahr mit ihnen weitergehen zu können.“
Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland(EKD)

„Kopf des Jahres“

Nach dem jüdischen Kalender beginnt das neue Jahr, wenn der Sommer und die Ernte vorüber sind. In diesem Jahr beginnt das Jahr 5776 (seit der Schöpfung der Welt – so die rabbinische Überlieferung) am Abend des 13. September. Rosch Ha-Schana (wörtlich: Kopf des Jahres) wird auf besondere Weise begangen.

Es wird eine Bilanz des vergangenen Jahres gezogen: „Was haben wir falsch gemacht? Was hätten wir besser machen können? Wen haben wir verletzt oder beleidigt und wie können wir dies wieder in Ordnung bringen?“ – so charakterisiert Rabbiner Walter Rothschild die Fragen dieses Tages. Nicht nur dieser Festtag, sondern der ganze Monat hat Umkehr zum Thema. Dennoch ist Rosch Ha-Schana kein Tag der Trauer, sondern ein Tag der Freude. „Das Bewusstsein, dass Gott Erbarmen mit uns hat … verhütet eine melancholische Stimmung“, so Rabbiner Israel M. Lau.

Zu den besonderen Bräuchen dieses Tages gehört das Erklingen des Schofars, das Horn eines Widders oder einer Antilope, gemäß der Aufforderung in Psalm 81,4: „Stoßt am Neumond in das Horn, am Vollmond zum Tag unseres Festes!“ Bei der Mahlzeit anlässlich des Festes wird die Challa, feines Hefebrot, in Honig getunkt, ebenso wie Apfelspalten. Damit ist der Segenswunsch verbunden: „Möge es Dein [Gottes] Wille sein, uns ein gutes und süßes Jahr zu erneuern.“ Dies ist auch ein Wunsch für die Mitmenschen: Schana towa umetuka – möge das kommende Jahr gut und süß werden.

Ursula Rudnick - Arbeitsfeld Kirche und Judentum im HkD