Startseite Archiv Tagesthema vom 08. Mai 2015

Mut

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Wache hat er gehalten. In der Nacht vom 8. zum 9. Oktober 1943 als tausende Bomben auf Hannover hagelten – Bomben aus Kampfflugzeugen der Alliierten. Der Kirchenvorsteher Bark bewies Mut in dieser Schreckensnacht. Während der Luftangriffe in dieser Nacht saß Bark auf dem Dachboden des Kirchenschiffes. Immer, wenn eine Brandbombe durch das Kirchenfenster einschlug, löschte Bark die Brandherde. Sieben Stück waren es! Seinem Mut ist es zu verdanken, dass die Dreifaltigkeitskirche im Herzen Hannovers nicht niederbrannte.

Als vor 70 Jahren am 8. Mai der Zweite Weltkrieg und damit auch der Nationalsozialismus endete, stand die Dreifaltigkeitskirche noch – sie war nahezu die einzige intakte Kirche nach dem Krieg. Landesbischof Hanns Lilje hielt hier öfter Gottesdienste, viele nannten sie die „heimliche Bischofskirche“. Auch die Studentengemeinde fand in der Dreifaltigkeitskirche vorübergehend eine Heimat. Der damalige Studentenpfarrer Grawit sagte: „Hannover war eine Trümmerstadt. Das Bestehen nur der Dreifaltigkeitskirche war für mich ein Symbol des Überdauerns.“

Aus Angst und Schrecken ist Mut und Hoffnung entstanden.
Angst – ein Zustand, der die Menschen ständig beschleicht: Der Predigttext für diesen Sonntag – der unter dem lateinischen Titel „Rogate“, zu deutsch: „Bittet“ steht - ist auch ein solcher Bericht, in dem es um Angst geht. Jesus nimmt Abschied. Abschied von seinen Freunden, seinen Schülern: den Jüngern. Den Jüngern war klar: „Wir bleiben zurück in einer Welt, die Angst macht.“ Wie ein guter Seelsorger lenkt Jesus den Blick der Jünger auf die Zukunft: „Eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden.“ Die Jünger bleiben allein zurück, doch Jesus hinterlässt ihnen beim Abschied ein Trostwort, wie ein Testament, ja wie ein Vermächtnis an die ganze Menschheit wirkt: „Bittet, so werdet ihr nehmen, damit eure Freude sich erfülle.“

Auch in der Dreifaltigkeitskirche war die Freude nach Ende des Krieges groß: Denn Kirchenvorsteher Bark bewahrte das Gotteshaus vor den Bomben. Aber auch die Küsterin Martha Hoffmann bewies Courage. Bis Kriegsende versteckte sie das Altarkreuz und mehrere Leuchter hinter einem Schrank im Turm – so fielen sie nicht der Waffenproduktion zum Opfer. Kurz nach dem 8. Mai 1945 stellte sie Leuchter und Kreuz auf den Altar. Und es konnte wieder Gottesdienst gefeiert werden – in Frieden. Ohne Angst.

Marcus Buchholz

Der NDR Radiogottesdienst wird am kommenden Sonntag, 10. Mai, ab 10.00 live aus der Sigwardskirche in Idensen (Wunstorf) übertragen.

Der Text

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, wird er euch geben. Bis jetzt habt ihr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude völlig sei. Dies habe ich in Bildreden zu euch geredet; es kommt die Stunde, da ich nicht mehr in Bildreden zu euch sprechen, sondern euch offen von dem Vater verkündigen werde. An jenem Tag werdet ihr bitten in meinem Namen, und ich sage euch nicht, daß ich den Vater für euch bitten werde; denn der Vater selbst hat euch lieb, weil ihr mich geliebt und geglaubt habt, daß ich von Gott ausgegangen bin. Ich bin von dem Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; wieder verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.  Seine Jünger sprechen zu ihm: Siehe, jetzt redest du offen und gebrauchst keine Bildrede; jetzt wissen wir, daß du alles weißt und nicht nötig hast, daß dich jemand frage; hierdurch glauben wir, daß du von Gott ausgegangen bist.  Jesus antwortete ihnen: Glaubt ihr jetzt?
Siehe, es kommt die Stunde und ist gekommen, daß ihr euch zerstreuen werdet, ein jeder in seine Heimat und mich allein lassen werdet; doch ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Drangsal; aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden.

Johannes 16, 23b-33

Der Autor

Marcus Bucholz ist Pastor in der Liebfrauen- gemeinde Neustadt am Rübenberge.