Startseite Archiv Tagesthema vom 16. Februar 2015

Botschaft an die Welt

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Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat die Aktualität des US-amerikanischen Geschichtsdramas „SELMA“ hervorgehoben. „Dieser Film sendet eine Botschaft in die Welt, die an Gewalt, Krieg und Terror momentan zu zerbrechen scheint,“ sagte der evangelische Theologe bei einem Preview der Produktion in Hannover.

Der Film, der für vier Golden Globe Awards und zwei Oscars nominiert wurde, behandelt den Protest-Marsch amerikanischer Bürgerrechtler von Selma nach Montgomery im Jahr 1965, der von Martin Luther King angeführt wurde. In den deutschen Kinos startet der Film am 19. Februar.

„Jeder, der vor 40 Jahren nach Vorbildern suchte, ob aus christlichen Motiven oder ohne, kam auf Martin Luther King. Ein großartiger Redner, eine charismatische und mutige Person, die für ihren Kampf um die Rechte der Schwarzen schließlich in den Tod ging.“, sagte Ralf Meister den Besuchern des vollbesetzten Kinosaals im Astor Grand Cinema zu Beginn der Filmvorstellung.

„Ich frage mich, was Martin Luther King zu unserer Welt heute sagen würde, in der weiße Polizisten schwarze Jugendliche erschießen, man von einem neuen Rassismus in den USA spricht, trotz eines farbigen Präsidenten? Eine Welt, In der religiöser Hass und Gewalt an so vielen Orten gesät werden.“

Das biografische Drama der Regisseurin Ava DuVernay erzählt die Geschichte Kings, der in den 1960er Jahren für Gleichberechtigung und das Wahlrecht für die afroamerikanische Bevölkerung kämpfte. Der Landesbischof sagte, die Botschaft des Films laute vor allem, dass Wut und Zorn nicht in Hass umschlagen und Entsetzen und Erschrecken über die Gewalt anderer nicht in Rache und Vergeltung münden dürften. Das bleibe ein hoher Anspruch.

King wurde im April 1968 bei einem Attentat ermordet. Während und nach dem Film war unter den Kinobesuchern zweierlei zu spüren: Große Betroffenheit und Ergriffenheit über die Vergegenwärtigung der brutalen Geschehnisse damals. Zudem eine hohe Bewunderung und Bewegtheit über die Willensstärke und die Hoffnung dieses Bürgerrechtlers und seiner Anhänger.

epd/Redaktion

Vor 50 Jahren fand der historische Protest-Marsch von Selma bis Montgomery in Alabama statt.

In diesem Jahr kommt am 19. Februar 2015 der erste Spielfilm in die deutschen Kinos, der sowohl das Wirken von Friedensnobelpreisträger Martin Luther King als auch die aufrüttelnden und dramatischen Ereignisse in Selma, Alabama, behandelt.

„SELMA“ ist mit zwei Oscar-Nominierungen bedacht worden, unter anderem für den besten Film. Bei den Independent Spirit Awards wurde „SELMA“ mit jeweils fünf Nominierungen in den wichtigsten Kategorien, u.a. Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller gewürdigt. Zu dem ist das Drama mit vier Golden Globes nomminiert.

Das biografische Drama erzählt die Geschichte von Martin Luther Kings historischem Kampf um das Wahlrecht für die afroamerikanische Bevölkerung der USA – eine gefährliche und erschütternde Kampagne, die in tagelangen Märschen von Selma nach Montgomery, Alabama, ihren Höhepunkt fand.

Der Film bietet außerdem eine gute Gelegenheit, besonders junge Menschen für das Thema Martin Luther King, seine Persönlichkeit und seinen Kampf für die Bürgerrechte von Afroamerikanern zu begeistern.

„King vor der Brücke“

„Reformation – Bild und Bibel“, ist der Titel des Themenjahres 2015 der Lutherdekade. Der „Martin-Luther-King“ Film mag in diesem Jahr ein Zufall sein. Für mich bleibt ein Bild aus dem Film, das „Reformation“ spiegelt. Ich sehe Martin Luther King vor der Brücke, er steht, untergehakt mit seinen schwarzen und weißen Weggefährten, in der ersten Reihe, seine Augen sehen in die Ferne. Auf der anderen Seite der Brücke, massiv aufgebaut, die Polizei, Helme, Waffen. Die Menge drängt King von hinten, er soll den Marsch anführen.

Da dreht Martin Luther King um, man sieht, zwischen allen Gesichtern, nur noch seinen Rücken. Er geht zurück. Seine Haltung wirkt, als hätte ihn aller Mut verlassen. Als Jugendlicher verehrte ich den unerschrocken, aufrechten Bürgerrechtler King. Der Film zeigt einen Mann, der dem Wagnis im entscheidenden Moment ausweicht. Dann erfahre ich: King scheut die Eskalation, will kein Blutvergießen. Das Bild von Kings Rücken steht für den reformatorischen Mut. Reformation ist mutig, sie scheut den Leichtsinn, der in der Gewalt zu Hause ist.

Henning Kiene, Pastor Mitarbeiter im Projektbüro Reformprozess

Die unendliche Willenskraft

Wer heute als Theologie- und Religionswissenschaftsstudentin in einem Seminar über Martin Luther King sitzt, Stapel von Büchern vor sich liegen hat und die Lebensgeschichte dieses damals nicht einmal 40-Jährigen studiert, wird schnell erkennen: Er war nicht nur Vorbild für Christen und Bürgerrechtler. Sein Charisma und das Talent, die Menschen mit seinen Worten zu durchdringen, machten ihn auch zum „Feindbild“ vieler Rassisten und Staatsagenten. Das war ihm klar, jeden Tag. Er wusste, dass er, seine Frau und Kinder, in Gefahr waren. Aber dennoch ist der Visionär nicht von seinem Ziel abgewichen und war letztendlich bereit dafür zu sterben.

Beim Versuch, diese Situation nachzuvollziehen, stellt sich die Frage: War das nicht zu egoistisch und verantwortungslos gegenüber seiner Familie? Hat der Mann vergessen, dass er Vater von vier Kindern ist? Zugegeben, ich gehörte auch zu den Fragenden und möchte mir diesen kritischen Blick auf „Vorbilder“ gern bewahren. Aber gleichzeitig hatte ich das Glück, im Rahmen dieses Seminars dem tatsächlichen Geschehen von damals ein bisschen näher zu kommen: Drei Stunden lang saßen wir Prof. Dr. Heinrich Grosse gegenüber. Er kannte King persönlich, war als Student selbst für ein paar Jahre Teilnehmer der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und hat nach Kings Tod seine Promotion über ihn geschrieben. Wir haben Antworten bekommen, die uns kein Fachbuch hätte geben können. Wir haben das Leuchten in den Augen des heute fast 70-jährigen Theologen gesehen, wenn er von seinen Erlebnissen sprach und er hat geweint, als er versuchte uns die unendliche Willenskraft Kings im Kampf für die soziale Gerechtigkeit zu beschreiben. In diesem Moment herrschte Stille und dieser Moment gab jedem Zeit, sich bewusst zu machen, welch großes Vorbild gerade beschrieben wird. Der Menschenrechtskämpfer der Schwarzen, war für Dr. Grosse Vorbild als er Mitte zwanzig war und er ist es noch heute, wo der deutsche Theologieprofessor älter ist, als King es je werden durfte.

Diana Schild (Auszug aus „Vorbild sein - Mit den Augen einer Studentin“; Engagiert Evangelisch, LVH, 2010)