2011_12_20

Bild: Wiebke Dockhorn

Aktuelles Thema

Ostern - Wider die Zukunftsangst
Andacht von Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy

Die Aussichten sind düster. Das empfinden viele Zeitgenossen derzeit. Selbst wenn es vielen zu diesem Osterfest gut geht: In die Zukunft schauen die meisten eher skeptisch, wie aktuelle Umfragen zeigen. Die Sorge vor einer Ausweitung des Krieges in der Ukraine ist im März 2023 noch einmal gestiegen. Die kräftige Inflation lässt fürchten, dass man nicht mehr über die Runden kommt oder zumindest der Wohlstand sinkt. Dazu kommt die Sorge vor den Folgen des Klimawandels. Der sogenannte „Angstindex“, den Wissenschaftler aus allen abgefragten Sorgen der Menschen erheben, ist deutlich gestiegen. Erhofften sich Menschen früher von der Zukunft den Fortschritt, erwarten sie heute, dass es bergab geht. Über die Jüngeren liest man immer wieder das Etikett „Generation Zukunftsangst“ – mir zieht sich das Herz zusammen dabei.

In dieser Lage feiern wir Ostern 2023. Vielleicht passt das ganz gut. Die Ostergeschichten der Bibel beginnen bei einer „Gruppe Zukunftsangst“. Der Kreis der Leute, die Jesus begleitet hatten, ist nach seiner Kreuzigung allein geblieben. Mit Jesus mitbegraben sind ihre Hoffnungen und Erwartungen nach tollen gemeinsamen Jahren. Jetzt ist er tot. Krise. Der „Angstindex“ – was für ein Unwort! – ist am Anschlag.

Es ist nicht erklärbar, es bleibt ein Geheimnis. Aber in genau diese Situation hinein begegnet der auferstandene Jesus seinen Gefährten. Den Frauen zuerst. Er löst den Knoten ihrer Angst. Er lässt sie neu auf Gottes Nähe und Gottes Zukunft vertrauen. Und er schickt sie auf den Weg. Aus Zweifel wird Glaube, aus Resignation wird Hoffnung, aus Mutlosigkeit wird Kraft. Aus der Gruppe „Zukunftsangst“ entsteht die Gruppe „Hoffnung“. Sie bildet den Anfang der christlichen Gemeinde.

Keine Frage: Die Gefahren sind ja real. Wie es mit dem Krieg weitergeht, weiß niemand, die Bedrohungen durch den Klimawandel sind unabweisbar. Aber beherrschen lassen sollten wir uns von der Angst nicht. Jesus schickt seine frustrierten Anhänger mit neuer Zuversicht auf den Weg – mit einem starken Gottvertrauen. Ostern ist das Fest der starken Hoffnung, dass Tod, Gewalt und Terror nicht das letzte Wort behalten werden.

Die Botschaft von Jesu Auferstehung, so geheimnisvoll sie bleibt, begründet eine neue Zuversicht. Die macht nicht leichtfertig, sondern lässt Menschen mit Kraft und Vernunft eintreten für ein friedliches Miteinander und eine gute gemeinsame Zukunft. Wer nicht von Furcht bestimmt ist, kann mit freiem Herzen und freien Händen eintreten für den und die Nächste.

Die österliche Botschaft steht dafür, dass Gott selbst den Horizont weitet und erhellt. So wie am Ostermorgen die aufgehende Sonne davon kündet, dass Gottes Wille für unsere Welt das Leben ist. Christus ist auferstanden – das ist Gottes letztes Wort. In diesem Zeichen der Hoffnung feiern wir auch in diesem Jahr Ostern - gegen alle Zukunftsangst.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Osterfest!

Regionalbischof
Dr. Hans Christian Brandy, Stade

"Du bist ein Gott, der mich sieht"
Andacht zur Jahreslosung von Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy

„Du bist ein Gott, der mich sieht“ (1. Mose 16,13)

Es ist heiß. Unerträglich heiß. Denn sie ist in die Wüste geflohen. Weg von den Demütigungen. Schwanger ist sie. Und weiß nicht mehr weiter. Da tritt ein Engel zu ihr und sie, die bislang nur die namenlose Magd war, wird vom Boten Gottes mit ihrem Namen angesprochen: Hagar.

Ein Name gibt Würde und verleiht Ansehen. Und manchmal sind Namen auch sprechend. Wie der Name Hagar. Übersetzt heißt er: Fremde.

Wer ist Hagar, diese Frau, die erste weibliche Gestalt der Bibel, die von Gott durch einen Engel angesprochen wird? Sie ist eine Ägypterin, die als Magd bei Sarah und Abraham, den Erzeltern Israels, lebt. Da Sarah bislang kinderlos geblieben ist, gibt sie ihre Magd ihrem Mann Abraham, damit er „zu ihr gehe“. Ein üblicher Brauch im Alten Orient: Kann die Herrin kein Kind bekommen, schläft ihr Mann mit der Magd. Im Schoß der Herrin bekommt die Magd ihr Kind und das Neugeborene gilt als legitimer Erbe. Quasi eine Art „Leihmutter“ soll Hagar sein.  Für uns heute ein mehr als befremdlicher Brauch.

Es kommt zu Konflikten. Die schwangere Hagar flieht noch vor der Geburt, weil sie die Demütigungen ihrer Herren nicht mehr erträgt. So findet der Engel sie in der Wüste und spricht sie an: „Hagar, wo kommst du her und wo willst du hin?“ So beginnt das Gespräch zwischen der Frau und dem Boten Gottes. Manchmal braucht es vielleicht nicht mehr als diese Frage an einen verzweifelten Menschen: „Wie geht es dir und was hast du vor?“

Der Engel sagt Hagar zu, dass sie einen Sohn gebären wird, dessen Name „Ismael“ heißen soll. Wieder ein sprechender Name, denn übersetzt heißt er: Gott hört. Hagar wird wieder zurückkehren zu Sarah und Abraham. Aber vorher nennt sie Gott bei Namen: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“  Noch ein sprechender Name in dieser wunderbaren Geschichte, in der Gott hört und sieht und sich der Fremden annimmt.

„Du bist ein Gott, der mich sieht.“ Die Worte dieser Frau begleiten uns durch die nächsten zwölf Monate: Hagar legt ein ganz persönliches Glaubensbekenntnis ab. Und lädt ein, diese Erfahrung zu teilen: Gott sieht mich.

Gesehen werden. Wahrgenommen, ernstgenommen werden. Das brauchen Menschen. „Mich sieht niemand“, höre ich manchmal als Klage. Oder: „Niemand sieht, was ich hier tue.“ Nicht gesehen zu werden, das kränkt und das ist der innere Motor für Konflikte. Nicht gesehen werden, das macht einsam und lässt Menschen in Not allein. In Berthold Brechts Dreigroschenoper heißt es: „Denn die einen sind im Dunkeln, und die anderen sind im Licht. Und man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht.“ Dazu ist die Jahreslosung ein Gegenwort: Für Gott ist niemand im Dunkeln. „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ Der Engel Gottes wendet sich gerade der Fremden zu. Gott sieht und hört ihr Elend.

Was sieht und hört Gott in diesem neuen Jahr 2023? Er sieht eine Welt in Unordnung und Krisen. Er sieht viele Menschen im Dunkeln. Als Christenmenschen vertrauen wir darauf: Gott hat durch die Geburt von Jesus Christus das Dunkel hell gemacht – so hören wir zu Weihnachten. Gott sieht uns liebevoll an und ist an unserer Seite. Gott lässt sein freundliches Angesicht leuchten über jedem Menschen. In den Augen Gottes wird niemand übersehen.

Das kann auch unseren menschlichen Blick auf die Welt verändern. Es ermutigt dazu, dass auch wir auf andere mit dem Blick der Liebe und Barmherzigkeit schauen. Gerade auf die im Dunkeln. Wo sind in meinem Umfeld Menschen, deren innere oder äußere Not niemand wahrnimmt? Wo kann ich zeigen: „Ich sehe dich“? Wo kann ich helfen? Kein Mensch darf übersehen werden.

Wir leben in herausfordernden Zeiten. Das ist wahr. Aber wir vertrauen auf einen Gott, der sieht und hört und Menschen Halt gibt - und die nötige Orientierung, damit wir verantwortungsvolle Wege gehen können.

Ein gesegnetes Jahr 2023!

Ihr

Dr. Hans Christian Brandy
Regionalbischof für den Sprengel Stade

Andacht zum Weihnachtsfest 2022
Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy

Das Licht scheint in der Finsternis

Vor wenigen Tagen ist im ukrainischen Charkiw das Friedenslicht aus Bethlehem angekommen. Pfadfinder haben es per Zug dorthin gebracht. Die Bilder aus der Ukraine haben mich angerührt. Eine Kerze und ein paar Tannenzweige im eiskalten Bahnhof, mitten im Luftalarm. Das Friedenslicht als Zeichen der Hoffnung in einem Land, das Putins Russland vorsätzlich und völkerrechtswidrig ins Dunkel gestürzt hat. In dem gezielt die zivile Infrastruktur beschossen wird, damit die Menschen im Kalten und im Dunklen sitzen. Kaum zu ertragen das alles. Aber auch hier scheint das Licht von Weihnachten. Und hier vielleicht besonders. Das heute-journal zeigte, wie Menschen für sich Kerzen am Friedenslicht aus Bethlehem entzünden.

„Das Licht scheint in der Finsternis und die Finsternis hat’s nicht ergriffen“. So erzählt der Evangelist Johannes vom Kommen Jesu in die Welt. Ganz realistisch. Die Welt kann finster sein und auch bleiben. Auch in mir herrscht manchmal das Dunkel.

Aber so wie Gott am Beginn der Welt das Licht geschaffen hat und das Leben damit seinen Anfang nahm, so ist es mit der Geburt Jesu. An Weihnachten feiern wir einen Neuanfang. Und das in den Tagen, an denen es am längsten dunkel ist. Wir feiern, dass mit der Geburt Jesu ein neues Licht, das Licht Gottes in die Welt gekommen ist. Und dass die Finsternis diese Kraft, dieses Licht nicht überwinden kann.

Licht scheint in der Finsternis. Das ist Weihnachten. Nicht immer ist das Licht strahlend und hell. Manchmal scheint es nur durch einen schmalen Riss in unsere Welt. „Gott ist nicht überall. Er verbirgt sich hinter allem, und in allem sind schmale Spalten, durch die er scheint – scheint und blitzt. Ganz dünne, feine Spalten, so dünn, dass man sie nie wiederfindet, wenn man nur einmal den Kopf wendet." So hat Ernst Barlach seine Erfahrung mit dem Licht Gottes beschrieben, der Künstler, der in der NS-Zeit verfemt war.

Durch die schmalen Spalten blitzt und scheint das Licht Gottes. So wie die Futterkrippe im Stall von Bethlehem ja auch ein höchst ungewöhnlicher Ort ist für die Geburt des Gottessohnes, auch nur so ein schmaler Spalt. Aber gerade so wird deutlich: Hier wird eine Hoffnung begründet, die das Dunkel erhellt. Ein Grund, in den Dunkelheiten dieser Welt und meines Lebens niemals mutlos zu werden. Und ein Grund, immer wieder selbst Licht weiterzugeben und in Solidarität und Nächstenliebe für Menschen im Dunkel einzustehen.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes und lichtes Weihnachtsfest!

Ihr
Dr. Hans Christian Brandy
Regionalbischof im Sprengel Stade

Jahr der Taufe - Gottesgeschenk
Interwiew mit Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy

Die Landeskirche hat 2022 zum Taufjahr ausgerufen. Warum?

Jede Taufe ist ein wunderbares Fest des Lebens. Gottes Segen steht am Anfang, am Anfang des Lebens und am Anfang eines Lebens mit Gott. Diese Feier des Lebens ist wie andere wichtige Feiern durch die Corona-Pandemie oft ausgefallen. Aber wir beobachten auch schon länger, dass die Taufe oft lange aufgeschoben wird und dann ganz ausfällt – und das, obwohl wir durch Umfragen wissen, dass bei sehr vielen Evangelischen der grundsätzliche Wille da ist, ihre Kinder taufen zu lassen. Da möchten wir einladen zur Taufe. Das Signal ist: Lasst die Gelegenheit nicht verstreichen, jetzt zu feiern, Eure Kinder oder Euch selbst dem besonderen Taufsegen Gottes anzuvertrauen.

Welche Ideen gibt es im Sprengel für das Taufjahr?

In vielen Kirchengemeinden wird es besondere Tauffeste geben. Aber natürlich gibt es nach wie vor überall einfach schön gestaltete Taufgottesdienste. Das besondere an Tauffesten: Da werden - oft im Freien, an Seen oder Flüssen - ganz viele Menschen getauft. In Bremerhaven z.B. wird es Mitte Juni ein großes ökumenisches Tauffest direkt an der Weser geben, an dem sich über ein Dutzend Kirchengemeinden beteiligen.  Bei Tauffesten wird ja nicht nur gemeinsam ein Gottesdienst gefeiert, sondern auch Essen und Trinken im Anschluss geteilt. Denn zusammen zu feiern, macht einfach mehr Freude. Schön ist zudem, dass Tauffeste gerade Menschen, für die sich ein klassisches Familienfest nicht anbietet, einen besonders gestalteten Rahmen bieten.

Was bedeutet es Ihnen persönlich, getauft zu sein?

Die Taufe ist die unverbrüchliche Zusage, dass ich bei Gott angenommen bin mit all meinen Stärken und Schwächen. Sie ist das große Plus-Zeichen vor meinem Leben. Sie verbindet mich mit dem gekreuzigten und auferstandenen Christus. Und ich bin hineingestellt in die weltweite Gemeinschaft der Christinnen und Christen durch alle Zeiten.

Ihr Taufspruch?

Psalm 36,6: „HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.“ Ich liebe es sehr, auf weiten Touren mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Dabei kann ich dieses Wort schön meditieren und mich dabei an meine Taufe erinnern.

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Eindrücke von einem Tauffest in Nordholz:

„Am beeindruckendsten war für mich die Taufe einer Konfirmandin im See in Wanhöden. Sie wollte sich ganz untertauchen lassen und hat das im wahrsten Sinne eiskalt durchgezogen. Sie hatte auch vorgesorgt und Ersatzkleidung mitgebracht. Ihr Name war Jule - wo es doch gerade über eine Jule ein Kinderlied zum Thema „Waschen“ gibt. Frisch - fromm - fröhlich - frei. So fühlt sich Tauffest draußen für mich an."  Stephan Büttner, Pastor in Nordholz

Sonja Domröse, Pressesprecherin Sprengel Stade

Friedensandacht, 25. Februar, St. Wilhadi-Kirche, Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy

Könnte ich doch hören, was Gott der Herr redet, dass er Frieden zusagte seinem Volk (Ps 85,9)

So betet der 85. Psalm:
Könnte ich doch hören das Wort des Friedens.

Aber da sind wir nicht.
Wir hören nicht Worte des Friedens, sondern Worte vom Krieg.
Wir hören schrecklichste Drohungen aus Moskau,
wir hören falsche Propaganda und unverhohlene Lügen:  
Die Lügen lauten: Es gebe keine Ukraine. Die Lüge lautet: Dort würde nicht eine demokratisch gewählte Regierung die Geschicke leiten, sondern eine Naziregierung. Die Lüge lautet: Es gebe Völkermord durch die Ukraine.

Lange befürchtet, hören wir Worte vom Krieg.
Und wir sehen Bilder vom Krieg.
Kaum zu ertragen sind sie, die Worte und die Bilder.
Rollende Panzer, kreisende Hubschrauber, brennende Häuser.
Die Kinder, die angstvoll im Schacht der U-Bahn sitzen, um vor Luftangriffen geschützt zu sein.
Der Mann, der weinend erzählt, dass er die Kinder in Sicherheit bringt, um dann selbst zurückzukommen um zu kämpfen.
Die Frau in Deutschland, die mit Tränen von ihrer Familie in Kiew erzählt.
Unendlich viel Leid bringt Krieg mit sich. Jeder Krieg.

Kaum zu ertragen sind sie, die Gedanken.
Ein so eklatanter Bruch des Völkerrechts.
Ein hemmungsloser Ausbruch des Bösen.
Und die eigene Hilflosigkeit, bei der wir doch nicht stehen bleiben dürfen.
„Wie kann mit Putin und einer Bande von politischen Lakaien umgegangen werden, die von Bosheit, Enttäuschung und Größenwahn getrieben, den Weltfrieden bedrohen?“ so hat unser Landesbischof gestern gefragt.
Und: Wie weit wird Putin gehen?
Was, wenn er auch vor Nato-Mitgliedern nicht Halt macht?
Was kann man ihm entgegensetzen?
Soll man der Ukraine wünschen, dass sie sich militärisch lange behauptet? Das ist ihr gutes Recht, der Gedanke ist unerträglich, einfach der Gewalt zu weichen. Aber in einem langen Krieg sterben noch mehr Menschen.

Was können Sanktionen bringen? Sie sind sicher nötig. Aber was bringen sie? Was und wem schaden sie auch?

Kaum zu ertragen diese Wucht des Bösen.
Kaum zu ertragen die Gedanken und Fragen.
Was wird der Krieg für uns bedeuten in Deutschland?
Für unsere Sicherheit in Europa, unsere Wirtschaft?
Wie werden wir umgehen mit den ungezählten Flüchtlingen, die wir auf ihrem Weg nach Westen sehen? 

Fragen über Fragen.
Antworten haben wir bisher kaum.
Aber wir sind versammelt, um alle unsere Gedanken und unsere Angst vor Gott zu bringen.
Wir wissen – auch ein Friedensgebet wird heute Abend nicht zum Frieden führen.
Aber so bleiben wir nicht sprachlos.
So bleiben wir nicht allein.
So bleiben wir nicht hoffnungslos.

Wir beten für die Menschen in der Ukraine.
Im Gebet sind wir mit ihnen vereint, und sage niemand, dass das eine schwache Gemeinschaft ist.

Wir beten für den Frieden in unserer Welt.
Für alle die Verantwortung tragen.
Für die, die auch jetzt noch um politische und diplomatische Lösungen ringen
Für die, die auch militärisch in Verantwortung stehen. Ich denke – um nur einen Namen zu nennen – daran, dass einer aus unserer Wilhadi-Gemeinde, Jürgen-Joachim von Sandrat, als Kommandierender General einer großen Militäreinheit der Nato in Polen in der Verantwortung steht. Und es gibt viele andere persönliche Betroffenheiten und Verbindungen.

Wir sind nicht hilflos, wenn wir beten und nicht allein und nicht sprachlos. Wir wenden uns an den, der Himmel und Erde in seinen Händen hält. Wir stehen vor dem, der in Jesus Christus an unsere Seite gekommen ist. Jesus Christus hat selbst Tod und Gewalt und Leid durchlitten. Gerade so hat Christus uns zugesagt, dass Gott in den dunklen Tagen da ist, dass Gott da ist in aller Not, aller Hilflosigkeit und Angst. Auf ihn, auf Christus lasst uns schauen gerade in diesen Tagen. Er ist unser Friede, so sagt es der Epheserbrief (2,14)

Könnte ich doch hören, was Gott der Herr redet, dass er Frieden zusagte seinem Volk. So betet der 85. Psalm.
Heute hören wir Worte vom Krieg.
Aber als Christenmenschen hören wir auf Gott und hören das Wort vom Frieden, vom Frieden, der höher ist als alle Vernunft.

Und der 85.Psalm fährt fort: Doch ist ja seine (Gottes) Hilfe nahe denen, die ihn fürchten, dass in unserm Lande Ehre wohne; dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen.

Dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen. Davon sehen wir heute wenig bis nichts. Aber wir hoffen auf diese Wirklichkeit Gottes, und das gibt einen anderen Horizont. Das lässt nicht mutlos werden. Das gibt die Kraft, anders zu handeln.

Krieg soll nach Gottes willen nicht sein, so hat es der Weltkirchenrat 1948 formuliert. Daran will ich mich erinnern lassen.
So verzweifelt die Lage im Moment erscheint – lasst uns
eintreten für den Frieden, wo immer wir können.
Wo für Frieden gebetet wird, wird auch für Frieden gehandelt, getan, was getan werden kann.

Lasst uns Menschen des Friedens sein. In dem, was wir tun können, für Menschen aus der Ukraine.
Wir wissen noch nicht, was kommt. Aber unsere Menschlichkeit besonders für Menschen auf der Flucht wird gefragt sein, das ist sicher.

Lasst uns auch Zeichen der Solidarität geben. Ich finde sehr gut, dass der Landkreis und die Stadt am Sonntag um 12.00 Uhr zu einer Solidaritäts- und Mahnwache aufrufen werden.

Lasst uns Menschen des Friedens sein. Auch in unserem Alltag, im Miteinander, in dem, wie wir über andere sprechen.
Frieden heißt, sich immer wieder in die Schuhe des anderen zu stellen. Die Ängste des anderen zu verstehen.

Ich schließe: Dietrich Bonhoeffer hat 1944 geschrieben: Unser Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen: im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen.

Beten und Tun des Gerechten. Besseres weiß ich heute auch nicht.

Amen

Andacht zur Jahreslosung 2022 von Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy
„Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ (Johannes 6, 37)

Ein gedeckter Tisch, Kerzen brennen, es duftet aus der Küche, die Tür ist einladend geöffnet. Vor meinem inneren Auge entsteht dieses Bild, wenn ich die Losung für das Jahr 2022 lese. Die Worte Jesu rufen in mir Erlebnisse von Gastfreundschaft wach. Ich werde empfangen, bewirtet, darf Gast sein.

„Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Jesus sagt diese Worte, nachdem er am Tag zuvor mit zwei Fischen und fünf Broten viele Menschen gesättigt hat. Wir kennen diese Geschichte als die Speisung der Fünftausend. Menschen haben bei Jesus Gastfreundschaft und Fülle erlebt. Im Johannesevangelium öffnet Jesus diese Geschichte in eine ganz weite Perspektive: Was ist Nahrung, was ist Grundlage für Euer Leben? Wo wird Euer Lebenshunger gestillt? fragt er. Seine Zusage, die zugleich eine Einladung zum Glauben ist: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer an mich glaubt, der wird nicht hungern.“

In Jesus Christus begegnet mir die Menschenfreundlichkeit Gottes, die tragende Gewissheit für mein Leben ist. Das ist ganz offenkundig nicht an Bedingungen gebunden. Meine Fehler, meine Grenzen und Widersprüche, meine inneren Zweifel - all das spielt keine Rolle. Und das gilt für alle: Weder Hautfarbe noch Geschlecht, weder Bildung noch Frömmigkeit werden überprüft. Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen. Was für eine Universalität der Menschenliebe Gottes!

Daraus folgt für mich eine Haltung der Gastfreundschaft. So hat es Jesus praktiziert. Und so ist es denen aufgegeben, die sich an ihm orientieren und ihm nachfolgen. Gastfreundschaft, das hat unabweisbar eine politische Dimension, wenn wir an die ungezählten Menschen denken, die auf der Flucht sind. Hier bleibt unser reiches Land und hier bleiben wir als Christenmenschen weiter gefordert.

Aber Gastfreundschaft – das ist eine Frage auch an unseren Alltag. Leben wir solch einen Geist, der nicht abweist, wenn Menschen zu uns kommen? Ein schottischer Pastor erzählte: „Gestern Abend saß ich mit einem Freund am Tisch, als es an der Tür klingelte. Ein Mensch, der Hilfe brauchte, stand vor der Tür. Wir baten ihn an unseren Tisch. Er blieb lange und aß mit gutem Appetit. Als er gegangen war, sagte mein Freund: ‚Heute war Jesus bei uns zu Gast. Aber ich hoffe, er kommt nicht allzu oft.‘“ Britischer Humor.

Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen. Wer das ernst nimmt, dem ist die Frage aufgegeben: Wie können Großzügigkeit und Gastfreundschaft, wie kann eine einladende Haltung konkret gelebt werden? Ganz persönlich. Aber auch in unseren Gemeinden, in unserem Alltag, in unseren Gottesdiensten.

Die meisten weisen sicher nur selten und ungern Menschen bewusst ab. Aber tun wir es vielleicht unbewusst? Ist unser Gemeindeleben auch für Menschen, die der Kirche ferner stehen, attraktiv? Sind unsere Gottesdienste einladend auch für die, die mit ihnen nicht vertraut sind, so dass sie sich nicht fremd fühlen müssen? Empfangen wir alle gastfreundlich, sprechen wir eine verständliche Sprache, geht es um die Lebensthemen der Menschen? Wie sieht es mit der Vernetzung vor Ort aus? Kooperieren wir mit anderen auch außerhalb unserer (wie man neudeutsch sagt) „Bubble“, die sich so - wie wir als Kirche - im Gemeinwesen für ein gelingendes Miteinander einsetzen?

Ich wünsche Ihnen, dass Sie Lust haben, mit anderen darüber ins Gespräch zu kommen, wie wir als Christenmenschen und als Gemeinden ausstrahlungsstark und einladend leben können. Und ich wünsche Ihnen persönlich, dass Sie immer wieder für sich selbst im Vertrauen auf Gott Kraft empfangen durch das „Brot des Lebens“, das Jesus Christus ist. Wir alle sind immer wieder an Gottes gedeckten Tisch eingeladen und sind bei ihm willkommen. Seine bedingungslose Menschenfreundlichkeit gebe Ihnen im neuen Jahr inneren Halt und Zuversicht in allem, was kommt.

Ein gesegnetes Jahr 2022!

Ihr

Hans Christian Brandy
Regionalbischof im Sprengel Stade

Weihnachtsandacht 2021 von Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy
"Binde Deinen Karren an einen Stern"

„Binde deinen Karren an einen Stern!“ Ein starker Satz von Leonardo da Vinci.

Sterne schmücken in diesen Weihnachtstagen unsere Häuser, Städte und Dörfer. Ein Stern, der Stern von Bethlehem, leitet die Weisen aus dem Morgenland zum neugeborenen Kind im Stall.

Himmelsgestirne geben Orientierung. Sie dienen der Navigation – nicht nur auf hoher See – und helfen so, zum Ziel zu finden. Selbst nicht so Sternenkundige wissen sofort, wo Norden ist, wenn der Polarstern am Himmel erscheint. So regen Sterne immer wieder dazu an zu fragen: Was gibt meinem Leben Orientierung? Welchem Leitstern folge ich auf meinem Weg?

Die Sterndeuter aus dem Morgenland machen sich auf den Weg und brechen aus dem Gewohnten auf. Ihre Geschichte ist eine vom Suchen und Finden. Sie folgen dem Stern. Eine Sehnsucht treibt sie an, eine Neugierde, der Wunsch nach Veränderung. Und sie werden am Ende fündig, weil sie ihren Karren an einen Stern gebunden haben. Sie finden das Kind in der Krippe und fallen vor ihm nieder. In diesem Kind erkennen sie, dass Gott selbst in die Welt gekommen ist, um mit der Welt einen Neuanfang zu machen. Er zeigt sein menschliches Antlitz in diesem Jesus von Nazareth und macht bereits bei der Geburt dieses Säuglings klar: Der Heiland, der Retter der Welt, er kommt ganz anders als erwartet. In einem Stall wird er geboren, umringt von armen Hirten. Wer sich von Gottes Stern leiten lässt, muss immer mit Überraschungen rechnen: Gott begegnet uns, wo und wie wir es nicht erwarten.

Ich liebe es, in Sommernächten stundenlang in den Sternenhimmel zu schauen. Am Firmament leuchten die Sterne und lassen uns Menschen ahnen, damals wie heute, was Unendlichkeit meint und dass es nicht nur unsere begrenzte Wirklichkeit gibt.

„Binde deinen Karren an einen Stern!“ Das heißt: Lass dich von einer Kraft ziehen, die nicht von dieser Welt ist, damit du die Welt verändern kannst. Dem Stern folgen meint, nach neuen Möglichkeiten zu suchen, eingetretene Pfade zu verlassen und Vertrauen zu haben in den Weg, der vorn liegt.

Unser Land steht vor enormen Herausforderungen. Nicht erst seit der Corona-Pandemie. Der Zusammenhalt der Gesellschaft, soziale Gerechtigkeit, die Bewältigung des Klimawandels, der Umgang mit Geflüchteten, der Schutz unserer Demokratie: Vieles wird zu tun sein.

Welchem Stern wollen wir dabei folgen? An welchen Werten uns orientieren? Als „Licht der Welt“ hat Gott seinen Sohn in die Welt geschickt. Damit es dort hell werden kann, wo Menschen in Angst und Sorgen leben, auch an diesem Weihnachtsfest. Und damit wir einen Fixstern haben, an dem wir unsere Navigation auch in rauer See ausrichten können. Der Stern von Bethlehem leuchtet bis heute und ermutigt zu praktischer Nächstenliebe und zu einem verantwortlichen Leben. Wer auf diesen Stern schaut, wer seinen Wagen an diesen Stern bindet, wird es etwas heller werden lassen in dieser Welt.

Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, den Mut und das Vertrauen, dem Stern von Weihnachten zu folgen. Ein gesegnetes und friedvolles Weihnachtsfest wünscht Ihnen

Ihr
Dr. Hans Christian Brandy
Regionalbischof im Sprengel Stade

Regionalbischof Brandy erinnert an Luthers Auftritt in Worms vor Kaiser Karl V.
„Haltung zeigen ist wichtig“

Stade/Elbe-Weser-Raum. Am 18. April vor 500 Jahren trat der Mönch Martin Luther auf dem Reichstag zu Worms vor Kaiser Karl V., um seine reformatorischen Überzeugungen zu verteidigen. Man hatte von Luther verlangt, seine Schriften zu widerrufen. Der Auftritt vor weltlicher wie geistlicher Obrigkeit und damit den mächtigsten Männern der Zeit endete mit der Weigerung Luthers, seinen Glaubensüberzeugungen abzuschwören. „Wenn ich nicht durch das Zeugnis der Heiligen Schrift oder durch gute Argumente überzeugt werde, dann bleibt mein Gewissen allein an Gottes Wort gebunden. Und darum kann und will ich nicht widerrufen.“ Die berühmten Worte „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“ hat Luther wohl nicht gesagt, sie tauchen erst kurz danach in Drucken seiner Rede auf. Luthers Gewissensentscheidung hatte eine unerhörte öffentliche Wirkung.

Für Hans Christian Brandy, Regionalbischof im Sprengel Stade, sind diese Worte bis heute eine wichtige Weichenstellung. „Es war einer der wirkmächtigsten Momente nicht nur in Luthers Leben, sondern in der Geschichte der Reformation und auch in unserer Geistesgeschichte: Gelebter Mut aus der Freiheit eines Christenmenschen.“ Dabei sei gerade so bedeutsam, dass der Mönch Martin Luther nicht nur die Freiheit seines Gewissens hochgehalten habe, sondern diese Freiheit sich dem Vertrauen auf Gott verdanke. „Luthers Freiheit ist immer gebunden an das Wort Gottes. Gerade diese Balance, diese Spannung zwischen Gewissensfreiheit und Bindung ist für mich eine Inspiration bis heute.“

In die Jetzt-Zeit übersetzt, so der leitende Geistliche, heiße das auch Haltung zu zeigen. „‚Haltung‘ hat etwas mit innerem ‚Halt‘ zu tun und mit Überzeugungen, die daraus resultieren und für die ich einstehe – auch gegen Widerstände. Unsere Zeit braucht Menschen, die mutig ihrem Gewissen verpflichtet sind und Haltung zeigen. Die eintreten für das Gemeinwohl, für eine offene und tolerante Gesellschaft, für die Würde jedes und jeder Einzelnen. In der Bindung an das Evangelium, der Botschaft von der Liebe Gottes zu allen Menschen.“

Das Gedenken an den Wormser Reichstag heiße für ihn zu fragen: „Was bedeutet es heute, aus dem christlichen Glauben heraus engagiert unsere Welt mitzugestalten?“ Luther sehe er dabei nicht als heroischen Helden, als der er durch die Jahrhunderte hindurch immer wieder dargestellt worden sei. „Luther war ein Mann mit vielen Widersprüchen, leidenschaftlich und mutig, aber auch von Anfechtungen und Zweifeln geprägt. Ein Mensch voller Ambivalenz.“ Das Jubiläum in Worms sei daher auch keine Heldenfeier, „sondern durch den mutigen Auftritt des Reformators ein wichtiges Zeugnis für Zivilcourage und Gewissensbindung.“

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) feiert das 500. Jubiläum „Luther vor dem Wormser Reichstag“ unter dem Motto: „Gewissen befreien. Haltung zeigen. Gott vertrauen.“

Weitere Informationen unter: www.luther-worms.de und www.wagemutig.de

Sonja Domröse, Pressesprecherin Sprengel Stade

Osterandacht von Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy

Ein Krankenhaus im Elsass. Täglich stehen schwerkranke Menschen vor der Tür. Heilung und Linderung ihrer Schmerzen erhoffen sie sich in diesem Spital. Getrieben von Angst und Sorge um ihr Leben sind sie hierhergekommen. Nein, es ist nicht das Corona-Virus, das hier Menschenleben gefährdet. Wir schreiben das Jahr 1512. Ein junger Maler, Matthias Grünewald, will dem Leid und Elend der Kranken im Isenheimer Krankenhaus Hoffnungsbilder entgegenstellen. Für die Kirche des Spitals gestaltet er einen Altar mit Bildern, die bis heute nichts von ihrer Ausdrucksstärke verloren haben.

Grünewald malt die Kreuzigung, den Tod Jesu, in einer bis dahin nicht gekannten Eindringlichkeit. So können die Leidenden sich in diesem geschundenen Jesus von Nazareth wiedererkennen und darin Trost finden, dass Gottes Sohn auch im Leiden bei ihnen ist.

Ebenso eindrücklich stellt Grünewald die Auferstehung Jesu dar. Er taucht sie in Farbe und Licht. Für mich ist dieses Bild vom Isenheimer Altar, dieses Trost- und Hoffnungsbild für die Erkrankten, eines der wunderbarsten Osterbilder. Denn es stellt dar, was wir zu Ostern feiern, auch in diesem Jahr, gerade auch im Angesicht der Pandemie: Das Leben siegt über den Tod. Gott hat dem Tod ein für allemal die Macht genommen.  

Diesen Auferstehungs-Schwung hat Grünewald genial in Szene gesetzt mit dem lichten Körper Jesu. Er trägt noch die Wundmale der Kreuzigung und damit die Zeichen des zerbrechlichen Lebens. Aber die Kraft Gottes hat den Tod überwunden. Das Leichentuch verbindet Jesus noch mit dem offenen Grab, aber dieses Tuch aus gelb, orange, rot und blau nimmt leuchtend die Farben des Regenbogens an. Es ist zum Königsmantel geworden. So sieht Verwandlung aus. So versteht ja auch die Bibel Auferstehung. Nicht Verlängerung des irdischen Lebens, sondern Verwandlung.

Der Auferstandene blickt uns als Betrachtende direkt an, offen und freundlich, seine Hände mit den Wundmalen zum Segen erhoben. Sein Kopf ist das Zentrum des strahlenden Lichtes: Der Auferstandene ist die Sonne der Welt, die hineinleuchtet in all unsere Dunkelheit.  

In diesem Jahr sehnen wir uns wohl noch mehr als sonst nach Licht und Sonne, Hoffnung und Leben. Krankheit und Tod sind nicht verschwunden. Natürlich nicht. Sie bedrängen uns sehr. Aber die Angst ist gebrochen durch die Botschaft von Ostern: Das Leben ist stärker. Gott ist stärker als der Tod.

Weil wir dies an Ostern feiern, gilt: Christenmenschen sind Protestleute gegen den Tod. Wer das Geheimnis von Ostern feiert, der kann die Angst vor dem Tod in Sorge für das Leben verwandeln. Derzeit durch große Vorsicht, durch Besonnenheit und durch Ausdauer in belastenden Zeiten.

Matthias Grünewald hat den Menschen aller Zeiten die Osterhoffnung eindrücklich vor Augen gemalt. Sein Bild hat nichts von seiner Strahlkraft verloren. Am Ostermorgen leuchtet das Leben in lichten Farben.

Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein gesegnetes und helles Osterfest!

Regionalbischof
Dr. Hans Christian Brandy, Stade

Interview mit Regionalbischof Brandy zu Karfreitag und Ostern
„Dieses Jahr hat manche persönliche Leidensgeschichte geschrieben“

Herr Dr. Brandy, die Tage vor Ostern sind für die Kirchen eine der wichtigsten Wochen im Jahr. Wie schauen Sie auf die bevorstehenden Feiertage?
Hans Christian Brandy: Wir feiern in diesem Jahr zum zweiten Mal unter Corona-Bedingungen die Karwoche und das Osterfest. Im letzten Jahr waren Präsenzgottesdienste verboten. In diesem Jahr dürfen nach aktueller Lage Gottesdienste stattfinden.  Darüber bin ich froh. Die Gemeinden entscheiden jetzt jeweils nach Lage vor Ort, was sie machen. Es ist selbstverständlich, dass in der aktuellen Lage alles getan werden muss, um weitere Infektionen zu vermeiden. Aber wir haben sehr detaillierte Hygienekonzepte, die seit Langem bestens bewährt sind und professionell umgesetzt werden. Deshalb halten wir Präsenzgottesdienste für gut vertretbar. Gerade in dieser Zeit der Belastung und auch der Einsamkeit sind Gottesdienste für viele Menschen sehr wichtig. Andere Gemeinden verzichten auf Präsenzgottesdienste. Sie setzen dann auf andere Formate. Es gibt eine Fülle neuer und kreativer Ideen: Kurze Gottesdienste im Freien, Internet-Formate, Oster-Wege, Postkarten-Aktionen, geöffnete Kirchen für Gebet von Einzelnen. So spannungsvoll und anstrengend die Situation für die Gemeinden auch ist: Dieser Reichtum ist ein Schatz.

An den schwankenden Vorgaben der Politik gibt es derzeit viel Kritik. Was meinen Sie dazu?
Brandy: Es ist offensichtlich, dass gesellschaftlich und politisch die Spannungen größer werden. Das überrascht mich nicht angesichts der dramatischen Problemlage: Da sind einerseits die Existenzsorgen von Unternehmen und Einzelnen, gewaltige Belastungen für Familien und Kinder, für Pflegepersonal, Erzieherinnen und viele andere. Und da ist die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit und Begegnung. Dagegen aber steht die zwingende Notwendigkeit, der dritten Welle entschlossener zu wehren, um Menschen vor Krankheit und Tod zu schützen. Die politisch Verantwortlichen suchen zwischen diesen Polen mühsam einen Weg. Längst nicht alles gelingt, Fehler sind offensichtlich. Kritik daran ist in einem freien Land selbstverständlich. Die verbreitete Häme gegenüber den Regierenden finde ich aber falsch. Allen, die Verantwortung tragen, gebührt Dank und Respekt, der sich auch in kritischem Dialog äußert. Als Kirchen sind wir insgesamt dankbar für ein konstruktives Miteinander mit den politisch Verantwortlichen in unserem Land. Wir schließen sie weiter ein in unsere Fürbitte und unterstützen, wo wir können.

Wir gehen jetzt in die Passionswoche mit dem Karfreitag. Welche Botschaft geht heute vom Tod Jesu am Kreuz aus?
Brandy: Ich glaube, dass vieles von dem, was in den biblischen Geschichten über das Leiden von Jesus erzählt wird, Menschen in den zurückliegenden Monaten in ihrem eigenen Leben erfahren haben.

Woran denken Sie da?
Brandy: Jesus hat geweint, er hatte Angst und war verzweifelt. Auch bei vielen von uns sind Tränen geflossen in dieser Corona-Zeit. Angehörige und nahe Menschen sind gestorben und viele konnten sich nicht so von ihnen verabschieden, wie sie es gewünscht hätten. Etliche sind selbst erkrankt und bangten um ihre Gesundheit. Die Sorgen um die eigene wirtschaftliche Existenz sind bei vielen gewachsen. Immer wieder höre ich, dass Menschen an der Grenze ihrer Kräfte sind, durch mehrfache Belastung bei der Arbeit, Versorgung der Kinder, Home-Schooling, Pflege von Angehörigen. Und durch die Isolation. Dieses Jahr hat manche persönliche Passionsgeschichte geschrieben.

Das Selbstverständnis der Kirche ist es, gerade in Krisenzeiten Trost und Hoffnung zu geben.  Steckt für Sie auch etwas davon in der Leidensgeschichte Jesu?
Brandy: Noch in der Nacht vor seinem Tod betet Jesus, dass Gott ihm Leid und Tod ersparen möge. Vergebens. Und doch liegt gerade in dieser Geschichte für mich auch ein Trost. Menschen fühlen sich verlassen, vielleicht auch von Gott. So erging es Jesus auch.  Er hat am Kreuz geschrien: ‚Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?‘ Mehr Gottesferne geht wohl nicht. Aber es kann tröstlich sein, dass wir Gott unser Leid klagen können, ja, ihn sogar anklagen können für das, was uns widerfährt. Das ist für mich eines der tiefsten Geheimnisse des Glaubens: Auch in der Gottesferne und im Glaubenszweifel weiß ich mich bei Gott gehalten. Gott ist solidarisch mit uns in unserem Leiden. Vom Leiden Jesu erzählen wir, weil auch darin Gott ist. Und weil dann Ostern kommt.

Werden wir in diesem Jahr Ostern anders feiern als in den Jahren zuvor?
Brandy: Vielen von uns ist in den letzten Monaten deutlich geworden, wie zerbrechlich unser Leben ist. Den Schmerz über die mehr als 75.000 Verstorbenen in unserem Land haben wir gemeinsam zu tragen. Gerade das gehört in diese Karwoche für mich mit hinein. Aber auch füreinander Verständnis zu haben und barmherzig miteinander umzugehen. Einander Fehler zu vergeben. Daher wird in diesem Jahr Ostern anders sein. Vielleicht werden wir intensiver erleben, dass nach der Dunkelheit von Karfreitag das Licht von Ostern scheint und den Sieg des Lebens verkündet.

Was möchten Sie den Menschen zu Ostern sagen?
Brandy: Leiden, Sterben und Tod haben nicht das letzte Wort. Jesus hat den Tod besiegt. Das feiern wir an Ostern. Auch in diesem Jahr. Vielleicht brauchen wir diese Botschaft jetzt besonders, da Leid und Schmerz so spürbar sind. Ostern ist das Fest des Lebens. Diese Hoffnung kann uns im Angesicht weiterhin schwerer Herausforderungen Mut machen. Und wir brauchen gerade jetzt Hoffnung, damit wir einen langen Atem haben für die vor uns liegenden Aufgaben. Das Leben siegt. Das ist die wunderbare Oster-Botschaft: Aus dieser Hoffnung heraus können wir kreativ und mutig sein, um das Miteinander zu stärken bei zunehmender Verzagtheit.

Hans Christian Brandy (62) steht als Regionalbischof den gut 200 evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden zwischen Elbe und Weser vor und ist seit 2010 im Amt.

Das Interview führte Sonja Domröse, Pressesprecherin Sprengel Stade

Brief des Bischofsrats an die Gemeinden zu Ostern 2021

An die Kirchenvorstände und Pfarrämter in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers

26. März 2021

„Gott, nach deiner großen Güte
erhöre mich mit deiner treuen Hilfe.“ Ps 69

Liebe Schwestern und Brüder,
die Karwoche beginnt. Ein Jahr Corona. Ein Jahr kirchliches Leben mit schmerzli-chem Verzicht an Nähe und Begegnung, an Gesang und Musik, an Fest und Feier. Ein Jahr voller schwieriger Entscheidungen und großer Anstrengungen. Die Dauer zehrt an Nerven und Kräften. Viele sind müde, manche auch wütend – und oft beides zugleich.

Ein Jahr aber auch mit vielfältigen neuen Ideen und ungeahnter Kreativität: Neue oder rasch weiterentwickelte Formen von digitaler Begegnung, Gottesdienste im In-ternet und in ganz anderen Formen, vielfältige Treffen im Freien, zahlreiche Beispiele gelebter Nächstenliebe. So viele Fresh expressions of church gab es bei uns noch nie. Für all das große Engagement in den letzten Monaten danken wir Ihnen sehr herzlich. Allen, die mit viel Phantasie und Einsatz ihren Beruf unter veränderten Be-dingungen ausüben. Und besonders auch Ihnen allen, die ehrenamtlich in diesen Zeiten besondere Lasten zu tragen haben und ohne die das kirchliche Leben unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht laufen könnte. Danke!

Nun stehen die Festtage in der Karwoche und zu Ostern vor uns. Vor einem Jahr wa-ren Gottesdienste verboten. Im Jahr 2021 sind sie nach heutigem Stand zulässig. Die Bitte der Politik, auf Präsenzgottesdienste zu verzichten, wurde zurückgezogen. Gleichwohl sehen wir uns in der Pflicht, alles zu tun, um Infektionen zu verhindern. In unseren Gemeinden haben wir seit Langem eingeübt, Gottesdienste unter strengen Hygienebedingungen zu feiern. Nicht nur Weihnachten hat gezeigt, dass das sicher möglich ist – es ist kein Fall von Infektionen bekannt geworden. Zudem verbessern wir die Verfahren kontinuierlich.

Wir hören jetzt Voten mit unterschiedliche Stoßrichtung. Die einen votieren entschie-den dafür, aus Sicherheitsgründen auf Präsenzgottesdienste zu verzichten. Andere bitten uns dringend, für solche Gottesdienste einzutreten, gerade zu den kommen-den hohen Feiertagen. Wir halten es für wichtig, dass, dass wir bei unterschiedlichen Positionen miteinander verständnisvoll und versöhnlich umgehen.

Wir wissen, dass wir Ihnen einiges zumuten, wenn die Debatte in den Kirchenge-meinden verbleibt. Wir hören immer wieder Bitten, zusammen mit dem Landeskir-chenamt eine verbindliche Vorgabe für die gesamte Landeskirche zu machen. Weit überwiegend war allerdings die Zustimmung zu der Linie, die Entscheidung vor Ort zu treffen.

So ermutigen wir Sie zu Gottesdiensten in leiblicher Präsenz und unter sorgfältiger Beachtung aller Sicherheitsregeln. Für viele Menschen sind Gottesdienste besonders in diesen schwierigen Tagen wichtig, besonders dann, wenn sie keine Möglichkeit haben, digitale Angebote zu empfangen. Diese Gottesdienste, so hören wir, werden oftmals in kleiner Zahl im Außenbereich stattfinden und eine überschaubare Dauer haben. Viele Gemeinden haben gute Erfahrungen in den vergangenen Monaten mit solchen Formaten gemacht.

Etliche Gemeinen haben auch entschieden oder werden entscheiden, aus Sicher-heitsgründen keine Präsenzgottesdienste zu feiern. Sie werden andere Formate an-bieten. Auch dafür gibt es gute Gründe. Es gilt weiterhin: Was immer Sie nach bes-tem Wissen und Gewissen für Ihre Gemeinde entscheiden, tragen wir mit. Die Ent-scheidungen, die Sie vor Ort treffen, kann und darf Ihnen niemand abnehmen. In die-ser Eigenverantwortung unterstützen wir Sie ausdrücklich.

Selbstverständlich begrüßen wir auch alle anderen Formen, im Internet, an dezentra-len Orten, im Freien, auf Treckern oder wo immer. Diese Vielfältigkeit ist ein großer Schatz.

Am Palmsonntag endet die berührende Geschichte der Salbung Jesu im Hause Si-mon des Aussätzigen durch eine unbekannte Frau mit einem Ruf Jesu. Wie Ihr auch feiert, seid gewiss:
„Wo das Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat.“

Eine gesegnte Karwoche und ein hoffnungsfrohes Osterfest!
Ralf Meister
Dr. Petra Bahr
Dr. Hans Christian Brandy
Dr. Detlef Klahr
Dieter Rathing
Friedrich Selter

Freitagabends Lichter für Verstorbene ins Fenster stellen
Regionalbischof Brandy ermutigt zur Teilnahme an „Aktion Lichtfenster“

Stade/Elbe-Weser-Raum. Regionalbischof Hans Christian Brandy (Stade) ruft Menschen im gesamten Elbe-Weser-Raum dazu auf, sich der bundesweiten „Aktion Lichtfenster“ anzuschließen. „Gerne nehmen wir als evangelische Kirche die Anregung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf, ein Licht zum Gedenken an die Opfer der Corona-Pandemie ins Fenster zu stellen.“

Jeweils Freitagabends mit Beginn der Dämmerung gilt die Einladung, eine Kerze sichtbar ins Fenster zu stellen. Der Bundespräsident beabsichtigt, die Aktion mindestens bis April fortzusetzen. Er hat zudem eine bundesweite Gedenkveranstaltung für die Opfer in der Pandemie angeregt.

„Mit den ,Lichtfenstern‘ verbinden wir das Gedenken an all die Menschen, die an Covid-19 in den letzten Monaten verstorben sind“, so der leitende Theologe für das Elbe-Weser-Dreieck. Eine öffentliche Trauerkultur sei angesichts der großen Verstorbener wichtig für unsere Gesellschaft. Hinzu komme: „Viele sind einsam gestorben, weil Besuche im Krankenhaus oder Pflegeheim nicht möglich waren. Das war und ist für Sterbende, ihre Angehörigen und auch für das Pflegepersonal eine extreme Belastung.“ Aber auch für an Corona-Erkrankte und ihre Familien sei die Situation noch immer beängstigend. „Wir denken aber auch an alle anderen Verstorbenen und ihre Familien, die seit Beginn der Pandemie unter Corona-Bedingungen bei Beerdigungen nur im kleinsten Kreis Abschied von ihren Lieben nehmen mussten. Auch das ist schwer.“

Mit der „Aktion Lichtfenster“ solle, so Brandy, eine öffentliche Sichtbarkeit erreicht werden. „Das Licht steht für Christinnen und Christen aber auch für den Glauben daran, dass das Leben stärker ist als Tod. Das Licht der Osterkerze erinnert uns an die Auferstehung Jesu und damit an unsere Hoffnung, die über den eigenen Tod hinausgeht.“ Gerade in den kommenden Wochen der Passions- und Osterzeit könne dies ein ermutigendes Signal und ein tröstendes Symbol sein.

In den Sozialen Medien können auf den Kanälen der hannoverschen Landeskirche unter #Lichtfenster künftig an jedem Freitag Fotos veröffentlicht werden. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat zudem unter www.ekd.de/aktion-lichtfenster-62441.htm eine Themenseite zur Aktion zusammengestellt.

Sonja Domröse, Pressesprecherin Sprengel Stade

Link zur Seite der EKD

Andacht von Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy zur Jahreslosung 2021

„Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ Lukas 6,36

Der ungewöhnlichste Jahreswechsel seit Langem. Ein verrücktes Jahr liegt hinter uns, seitdem die Corona-Pandemie über uns hereinbrach. Und noch mehr als zu jedem Jahresbeginn liegt die persönliche und gesellschaftliche Zukunft im Ungewissen. Denn das Leben läuft eben derzeit so gar nicht in vertrauten Bahnen. Werden wir zur Normalität zurückfinden, oder bleibt alles ganz anders?

Die Corona-Pandemie hat viele vermeintliche Gewissheiten erschüttert, denn sie hat gezeigt, wie verletzlich unser Leben ist und bleibt. So schauen viele von uns auch mit bangem Blick in das neue Jahr.

In diese Situation spricht die biblische Jahreslosung für das Jahr 2021 für mich besonders. Sie stammt aus der „Feldrede“ bei Lukas, der Parallele zur bekannten Bergpredigt bei Matthäus. Jesus spricht auf einem Feld zu einer großen Menschenschar. „Und alles Volk suchte ihn anzurühren, denn es ging Kraft von ihm aus und heilte sie alle.“ (Vers 19) Heilung geschieht hier durch die Kraft, die Jesus verströmt. Wo Menschen Gott begegnen und vertrauen, da erfahren sie eine solche heilsame, lebensförderliche Energie Gottes. Wie dringend brauchen wir die, gerade in diesen Zeiten.

Diese Energie wird dann näher beschrieben. Es ist die Kraft der Liebe: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ Die Energie der Barmherzigkeit – sie kann das Leben verändern. Und das brauchen wir.

„Wir werden in ein paar Monaten wahrscheinlich viel einander verzeihen müssen.“  Das hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Beginn des Corona-Ausbruchs gesagt. Das stimmt. Es stimmt immer, und es stimmt derzeit besonders.

Leider ist das gar nicht selbstverständlich. Es herrscht allerorten „die große Gereiztheit“ (Bernhard Pörksen). Dass bei manchen nach Monaten im Ausnahmezustand die Nerven angespannt sind, kann man – barmherzig! - verstehen. Nicht akzeptieren kann ich aber, wenn Medien, die als „soziale Medien“ doch dem Miteinander dienen sollen, zu Tummelplätzen für Hassreden, Beleidigungen und Verschwörungen werden. Rechthaberei und Unbarmherzigkeit werden keine Heilung in Krisen bewirken. Wir dürfen uns an diesen Ton nicht gewöhnen. „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ Jesus verbindet den Ruf zur Barmherzigkeit mit der schlichten Mahnung: „Richtet nicht“, und das können wir alle im Alltag Tag für Tag umsetzen.

Wir dürfen uns aber auch nicht die Perspektive verrücken lassen. Barmherzigkeit haben gerade in der Krise Viele gezeigt: in der Pflege in Altenheimen und Krankenhäusern. Aber auch indem wir andere schützten, in den Nachbarschaften und Gemeinden spontan und kreativ Hilfen ermöglichten. Weit ab von manchen schrillen Tönen ist die Corona-Zeit längst zu einer Erfahrungszeit gelebter Barmherzigkeit geworden.

„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ Es ist kein moralischer Appell, den Jesus an seine Gemeinde richtet. Er erinnert uns vielmehr daran, dass wir alle immer wieder Barmherzigkeit und Gnade erfahren haben. Aus dieser Kraft leben wir. Weil Gott die Liebe ist.

Und eben deshalb, weil wir Barmherzigkeit zuerst selbst erfahren und Gott „Vater“ nennen dürfen, deshalb können wir auch von dieser Kraft weitergeben. Bei all den Herausforderungen, vor die wir im Jahr 2021 gestellt sind, brauchen wir Kräfte, die heilen. Natürlich hoffen wir sehr auf einen medizinisch wirksamen Impfstoff, unbedingt. Aber wir brauchen auch Heilung für unser Miteinander. Darf man das sagen: Barmherzigkeit – das ist ein Impfstoff für die Seele? Ich jedenfalls glaube daran.

Ein gesegnetes Jahr 2021!

Ihr Hans Christian Brandy

Grußwort zur Eröffnung der Ausstellung "Pilgerspuren - Wege in den Himmel"
St. Wilhadi-Kirche, 2. Oktober 2020, 18.00 Uhr

Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy

Sehr geehrte Frau Prof. Dr. Düselder,
sehr geehrter Herr Dr. Möllers,
meine sehr verehrten Damen und Herren!

Geschichtsschreibung und Archäologie sind manchmal spannend wie ein Krimi. Das spürt man, wenn man sich den Ursprüngen dieser eindrücklichen Doppelausstellung nähert, deren Stader Teil wir heute eröffnen. Da sind 1989 und dann vor allem 2013 im Rahmen von Bauarbeiten Ausgrabungen im Stader Stadthafen gemacht worden, und im Schlick fanden sich jede Menge Fundstücke. In einer eindrucksvollen Kärnerarbeit wurde die gesamte ausgegrabene Erde an vielen Wochenenden durchsucht und „geschlämmt“, vor allem von vielen Ehrenamtlichen – und am Ende waren unter den über 1 Mio. kleinen Fundstücken auch über 200 Pilgerzeichen. Mit deren Hilfe lässt sich die Geschichte von Pilger- und Wallfahrten in Norddeutschland weiter- und neu schreiben, indem man sie man anderen derartigen Funden und mit vielen anderen Quellen verbindet. Das ist höchst fachkundig geschehen für diese Ausstellung und für ihren exzellenten, über 500 Seiten starken Katalog. Sie bieten auf einem neuen wissenschaftlichen Level ein eindrückliches Gesamtbild des Pilgerns im Spätmittelalter und damit eines wichtigen Bestandteils des religiösen Lebens jener Zeit.

Es ist mir eine Freude und Ehre, Sie als Regionalbischof für den Sprengel Stade zur Eröffnung der Stader Ausstellung in der St. Wilhadi Kirche begrüßen zu dürfen. „Wege in den Himmel“, unter diesem Motto startet in Stade der zweite Teil der Doppelausstellung zur den „Pilgerspuren“. Ganz abgesehen, dass wir in der Kirche unter Corona-Bedingungen mit relativ vielen Menschen zusammenkommen können: Wo, wenn nicht in einer Kirche, könnte eine Ausstellung unter diesem Leitmotiv passend eröffnet werden. Jede Kirche ist für uns ein Zeichen für „Wege in den Himmel.“ 

Der Ausgangspunkt des Projektes der „Pilgerspuren“ also liegt im Schlick des Stader Hafens und den dort ausgegrabenen Pilgerzeichen. Darüber werden wir heute Abend noch einiges erfahren. Die Ausstellung und der Begleitband bieten wichtige Einsichten und eindrückliche Dokumente zur Frömmigkeitsgeschichte sowie zur Geschichte unserer Region. Wunsch der Ausstellungsverantwortlichen ist es zugleich, durch den Blick in die Vergangenheit dem modernen populären Pilgerwesen historische und spirituelle Horizonte zu eröffnen. Darüber freue ich mich.

Denn es ist keine Frage: Das Pilgern erlebt in den letzten Jahrzehnten einen ungeheuren Boom, nicht erst seit Hape Kerkeling. Und auch im protestantischen Bereich. Ich selbst habe im vergangenen Jahr eine zehnwöchige Pilgertour mit dem Fahrrad nach Jerusalem machen können. Ich habe mit Begeisterung viel Neues gelernt auf den gut 60 Seiten des Katalogs über Pilgerreisen aus Norddeutschland nach Jerusalem. Nicht sicher bin ich mir seither, ob ich einen Fehler gemacht habe, dass ich in Jerusalem auf eine Pilgertätowierung verzichtet habe. In jedem Fall freue ich mich, darüber im Begleitprogramm der Ausstellung einmal erzählen zu dürfen.

Selbstverständlich ist das ja gar nicht, dass heute auch im protestantischen Bereich das Pilgern so hoch im Kurs steht. Die Reformation hat dem mittelalterlichen Pilgerwesen ein Ende gemacht, und zwar, weil sie ihm von innen her die Grundlage entzog: Der Glaube, dass man durch Wallfahrten den „Weg in den Himmel findet“, damit hat Martin Luther Schluss gemacht. Dagegen steht die von ihm wiederentdeckte Rechtfertigung des Menschen allein aus Glauben. Allein durch die Gnade Gottes, allein durch Christus ist der Mensch vor Gott angenommen und bejaht, dazu kann und dazu muss er nichts tun. Auch keine Pilgerfahrten. Die helfen dazu gar nichts.

Mir stellt diese Ausstellung vor Augen, dass man nicht zu schnell eine sozusagen kurzschlüssige Verbindung ziehen darf vom mittelalterlichen Pilgerwesen zu unserem heutigen Pilgerboom. Die religiöse Vorstellungswelt ist uns sehr fremd, und das gilt heute für evangelische wie für katholische Christinnen und Christen. Der ganze Gedanke der Verdienstlichkeit trägt gar nicht. Dass man gar für Geld andere mit Pilgerfahrten beauftragen kann, die dem eigenen Seelenheil zugutekommen – das war üblich damals, aber auf die Idee kommt heute zurecht niemand mehr. Und dass ein Mörder oder Totschläger eine Pilgerfahrt machen soll, wie alte Sühneverträge zeigen – das wäre pädagogisch vielleicht sinnvoll. Aber dass es zugunsten der Seele seines Opfers nötig wäre, ist uns ein sehr befremdlicher Gedanke.

Es kann nicht überraschen, dass Martin Luther 1520 – vor genau 500 Jahren – gefordert hat, „es sollten alle Wallfahrten beseitigt werden.“ Vom „Narrenwerk“ hat er gesprochen. Und das hatte eben eine gewaltige Wirkung. Immerhin gestand er aber auch zu, dass Wallfahrten als solche nichts Schlechtes wären, sondern nur dann, wenn man sie als religiöse Leistung versteht. Wenn einer „aus Lust“ pilgert, „Länder und Städte zu besehen, soll man ihm seinen Willen lassen.“

So haben wir auch in der evangelischen Kirche seit einigen Jahrzehnten das Pilgern wieder neu entdeckt. So wie ganz viele Menschen aus allen Konfessionen und auch viele Zeitgenossen, denen die verfassten Kirchen sonst fremd sind.

Was macht das Pilgern so attraktiv? Pilgern ist der Ausstieg aus der Spirale der Beschleunigung, in der wir alle stehen. Ein Ausstieg aus dem Überangebot an Konsum, das uns überfordert und zugleich innerlich nicht satt macht. Sich auf die Pilgerschaft zu begeben, bedeutet Reduktion, bedeutet, sich auf eine Konzentration des Lebens einzulassen – und das tut wohl. Weniger ist mehr - das gilt nicht nur für den Rucksack. Die Freiheit des Augenblicks zählt.

Pilgern ist ein ganz natürliches Geschehen: Der Mensch bewegt sich in dem ihm angemessenen Tempo. Eine Erfahrung, die gerade in Zeiten von stetiger Beschleunigung ein wahrer Luxus ist. Zugleich weist das Pilgern auf das christliche Verständnis des Lebens hin. Gerhard Tersteegen hat gedichtet – es ist zu finden im Evangelischen Gesangbuch: „Man muss wie Pilger wandeln, frei, bloß und wahrlich leer; viel sammeln, halten, handeln macht unsern Gang nur schwer. Wer will, der trag sich tot; wir reisen abgeschieden, mit wenigem zufrieden; wir brauchen’s nur zur Not.“  (EG 393, Strophe 4).

Man wird kaum übertreiben, wenn man das Pilgern selbst als eine kleine Reformation innerhalb der evangelischen Kirche beschreibt, eine Erneuerungs-Bewegung – im wahrsten Sinne des Wortes: Menschen machen sich auf den Weg, fragen neu nach den Grundlagen ihres Lebens und Glaubens, besuchen Kirchen und Klöster, machen allein oder gemeinschaftlich intensive Erfahrungen mit der Schöpfung, mit sich selbst, mit anderen und mit Gott. Und das alles in großer Freiheit, denn jeder und jede bestimmt selbst, in welchem Maß er sich körperlich auf den Weg macht und innerlich auf christliche Frömmigkeit und Glauben einlässt. Gerade darin ist das Pilgern eine sehr evangelische Form der Spiritualität. Und zugleich erfreulicherweise eine sehr ökumenische.

Als evangelische Kirche unterstützen wird das Pilgern und die Pilgernden. Eine Vielzahl von Pilgerwegen ist in den letzten Jahrzehnten entstanden, Pilgerbegleiterinnen und –begleiter wurden ausgebildet, Pilgerpastoren begleiten und koordinieren die Arbeit. In unserer hannoverschen Landeskirche betreiben wir einen Pilgerweg vom Kloster Loccum zu seinem Mutterkloster Volkenroda in Thüringen bereits seit dem Jahr 2005. Durch unseren Sprengel Stade und damit das Elbe-Weser-Dreieck führt mit Unterstützung der Kirchen seit nunmehr sechs Jahren der Radpilgerweg „Mönchsweg“.

Das Pilgern ist unserer eigenen christlichen Tradition tief eingeschrieben, aber eigentlich auch allem bewussten Menschen-Leben. Das Pilgern erinnert uns daran, dass wir alle auf der Wanderschaft sind durch diese Zeit. Und dass für jeden von uns diese Wanderschaft endlich ist. Dafür ist das Pilgern eine Einübung. Wir alle sind als „Pilger, Fremdlinge und als Gäste“ (Luther) auf dieser Welt unterwegs.

„Wege in den Himmel“ zeigt uns die Pilger-Ausstellung im Schwedenspeicher. Ich persönlich freue mich sehr darauf, die Ausstellung erkunden zu können. Ich danke allen Akteuren für die große geleistete Arbeit. Und ich wünsche allen Besucherinnen und Besuchern, dass der Wunsch der Ausstellungsmachenden in Erfüllung geht: Neue historische und spirituelle Horizonte zum Pilgern auch für uns moderne Menschen zu eröffnen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!

"Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens" - Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy zum 8. Mai 2020

Für meinen Großvater Günther Brandy bedeutete der 8. Mai 1945 die Befreiung aus dem KZ Theresienstadt. Als Christ jüdischer Abstammung war mein Großvater schon 1933 aus seinem Beruf entlassen worden. Er wurde mit seiner Familie ausgegrenzt und entrechtet, aber wegen seiner „arischen“ Ehefrau, die sich dem Druck auf Scheidung mutig widersetzte, lange nicht deportiert. Im Februar 1945 aber wurde er nach Theresienstadt verschleppt, weil dort die Arbeitskräfte knapp wurden. Am 8. Mai, zeit­gleich mit der deutschen Kapitulation, befreite die Rote Armee das KZ Theresienstadt. Mein Großvater war Mitte Juni wieder zu Hause in Hildesheim. Er überlebte, hat sich aber von der Krankheit, die er sich in Theresienstadt zuzog, nie wieder richtig erholt.

„Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung“, hat Bundespräsident Richard von Weiz­säcker in seiner epochalen Rede am 8. Mai 1985 gesagt. „Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“ Mein Großvater hat das wie ungezählte andere Menschen am eigenen Leibe erfahren. Am Ende eines Krieges, der über 50 Millionen Menschen das Leben gekostet und über ungezählte andere großes Leid gebracht hatte.

Mein Großvater mütterlicherseits, Alexander von Seebach, hatte den Krieg vom ersten bis zum letzten Tag als Offizier miterlebt. Unfassbares hat er miterlebt. Als einer der wenigen Männer aus seiner Familie hat er den Krieg überlebt. „Zu diesen zu gehören, war Gnade“, schreibt er in seinen Lebenserinnerungen.

Am 1. Mai 1945 hatte er vom Tod Hitlers gehört. Eine Frau hatte geschrien, so mein Großvater wörtlich: „Der Führer ist tot, er ist wahrhaftig tot!“ Der „Führer“, dem viel zu viele Deutsche viel zu lang zugejubelt hatten, hatte sich das Leben genommen. „Der Führer ist tot, er ist wahrhaftig tot!“ Die Formulierung finde ich atemberaubend, denn das Gedenken am 8. Mai liegt ja in der Osterzeit, in der sich die Christen zurufen: „Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!“ Was für ein Kontrast, was für ein Wort der Hoffnung im Blick auf so viel Leid und Sterben! Es erinnert aber auch daran: Die Kirchen haben damals Schuld auf sich geladen. Sie haben viel zu wenig gesehen, dass es in einem unauflösbaren Widerspruch stand, dem „Führer“ zu folgen und auf Christus als den Herrn zu vertrauen.

Der 8. Mai 1945 war ein Tag der Befreiung. Und er war der Beginn einer ganz ungewöhnlich langen Phase des Friedens von 75 Jahren in Mitteleuropa. Das sollte uns mit großer Dankbarkeit erfüllen. Auch das ist Gnade.

Zugleich ist das eine Verpflichtung zu umso größerer Verantwortung. Frieden ist nicht selbstverständlich. Das spüren wir heute deutlich. Rassismus, Feindseligkeit und nationale Egoismen sind wieder viel stärker, als wir es lange für möglich gehalten hätten. Mich erschreckt das. Und es ruft mich auf, umso stärker einzutreten für Frieden und Versöhnung. Einzutreten gegen rassistische Sprüche, verrohte Sprache und hasserfüllte Posts im Internet. Zu widersprechen, wenn Menschen gegen Europa stänkern. Die Europäische Einheit ist ein einzigartiges Friedensprojekt, das es zu verteidigen gilt und in dem wir auch füreinander einstehen müssen - gerade auch in Zeiten, in denen die Corona-Krise andere Länder härter trifft als uns. Ein friedliches Miteinander ist derzeit vielfältig gefährdet. Da sind wir alle an unserem Ort gefragt.

„… und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“. So betet ein alter Priester in der Vorgeschichte zur Geburt Jesu (Lukas 1,79). So beten und hoffen auch wir am 8. Mai 2020: dass dieser Mann aus Nazareth, der Christus Gottes, unsere Füße auf den Weg des Friedens richte, dass wir aus seinem Geist des Friedens Kraft schöpfen, für Frieden einzutreten. Christenmenschen können das, weil sie sich in Gott geborgen wissen. Weil sie sich an Jesus Christus festhalten, der uns seinen Frieden zusagt: „Christus ist unser Friede“ (Epheser 2,14)

Dr. Hans Christian Brandy

Osterbotschaft von Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy

Auch wenn derzeit alles anders ist: „Ostern findet statt.“ Das betont ein Wort des Bischofsrates der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers zum höchsten Fest der christlichen Kirche. Gemeinsam mit Landesbischof Ralf Meister und den leitenden Geistlichen der anderen Sprengel bringt der Stader Regionalbischof Hans Christian Brandy die Bedeutung von Ostern auf den Punkt: „Die Nachricht von der Vergänglichkeit des Todes und von der Unvergänglichkeit der Liebe bleibt in der Welt.“ Mit seinem Brief wolle der Bischofsrat in bedrückender Zeit der Osterbotschaft den Weg bereiten und insbesondere Menschen ansprechen, die mit Ängsten auf das Osterfest sehen.

Manche Menschen fragten im Zeichen abgesagter Gottesdienste und angeordneter Schutzmaßnahmen, wie man unter diesen Umständen Ostern feiern könne. Doch der Stader Regionalbischof ist überzeugt: „Gesegnete Ostern können wir erleben, weil wir der Botschaft vertrauen: Das Leben ist stärker als der Tod.“ Und auch dadurch, „dass wir im Sinne Jesu Nächstenliebe ganz praktisch leben und in Solidarität zusammen durch diese Krise gehen. Es ist großartig, was da zurzeit geschieht.“

Dass infolge der Gefahr durch das Corona-Virus in diesem Jahr keine gemeinsamen Gottesdienste und Begegnungen möglich sind, schmerzt Brandy. „Doch ich bin sicher, dass wir durch Einhaltung der geltenden Regeln dem Leben dienen.“

In der Karwoche diesmal keine Gottesdienste vorzubereiten, sei für ihn persönlich eine „absolut neue Erfahrung“, gesteht der Theologe. Andererseits werde er womöglich mehr Ostergottesdienste im Fernsehen und im Internet erleben als je zuvor. „Ich bin neugierig und beeindruckt, wie sich die gute Botschaft neue Wege sucht.“

Besonders freue er sich auf die musikalische Osterbotschaft, die zum Abschluss des ZDF-Fernsehgottesdienstes am Sonntag aus Fenstern, von Balkonen und aus Gärten erklingen soll: Alle, die dem Aufruf des Posaunenwerkes folgen, singen und spielen um 10.15 Uhr das Lied „Christ ist erstanden“ (Evangelisches Gesangbuch Nr. 99).  

Regionalbischof Hans Christian Brandy leitet den Sprengel Stade mit seinen neun Kirchenkreisen zwischen Elbe und Weser. In diesem Bereich leben rund 450.000 evangelische Kirchenmitglieder.

 „Friede sei mit euch“

Ein Wort des Bischofsrates der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers
zum Osterfest 2020

Ostern findet statt. Auch wenn derzeit alles anders ist. Dass Ostern stattfindet, hat Gott selbst entschieden, als er seinen Sohn von den Toten auferweckt hat. Die Nachricht von der Vergänglichkeit des Todes und von der Unvergänglichkeit der Liebe bleibt in der Welt. Und sie verändert die Welt zum Guten. Sie gibt Menschen Trost, Kraft und Hoffnung zum Leben. „Der Herr ist auferstanden!“ wird im Osternachtgottesdienst gerufen. „Er ist wahrhaftig auferstanden!“ antwortet die Gemeinde.

In diesem Jahr ist den christlichen Gemeinden die Möglichkeit genommen, Ostergottesdienste in den Kirchen zu feiern. Das schmerzt uns sehr. Wir werden den ersten Zeuginnen und Zeugen der Auferstehung ähnlich. Die haben sich ängstlich versteckt, bis Jesus Christus sie in ihrem eigenen Haus wieder aufgesucht und mit den Worten begrüßt hat: „Friede sei mit euch!“. Wir bleiben aus anderen Gründen in unseren Häusern. Wir sind traurig und bedauern, dass Kirchen geschlossen bleiben, aber wir haben kein Selbstmitleid. Wir wollen unter denen gefunden werden, die dazu beitragen, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Wir wollen unter denen gefunden werden, die unser Gesundheitssystem arbeitsfähig halten, damit es Leben retten kann. Wir denken besonders an erkrankte und hoch gefährdete Menschen. Wir denken an die Geschwister in allen Teilen der Welt. Wir denken an die Geflüchteten und Schutz suchenden Menschen. Sie sind der Pandemie stärker ausgeliefert als wir.

Mit Wucht erleben wir die Grenzen des Machbaren. Die globalen Ohnmachtserfahrungen lösen ein neues Nachdenken über die Unverfügbarkeit des Lebens aus. Der Umgang mit dem Unverfügbaren ist christlichem Glauben vertraut. In aller Hilflosigkeit suchen wir Geborgenheit bei Gott und vertrauen der Zusage Jesu: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“

Distanz halten zu müssen, macht Kirchengemeinden hoch kreativ, Menschen auf lange vergessene oder nie erprobte Weise nahe zu sein. Wir merken, dass auch der vorübergehende Verzicht auf direkte körperliche Nähe ein Liebesbeweis sein kann. Mehr als sonst sind wir für den Dienst der Unsichtbaren dankbar, den Dienst der Betenden, der Mutmachenden, der helfenden Hände. Wir danken allen, die einander beistehen. Gott segne Sie!

Wir sind dankbar für den Dienst aller Menschen, die unsere Gesellschaft versorgen. Wir sind dankbar für alle neuen Formen von Nachbarschaftshilfe und wechselseitiger Aufmerksamkeit. Das alles wird nach dieser bösen Zeit nicht ungeschehen sein. Wir wünschen uns, dass wir von der Hoffnung dieser Tage länger erzählen werden als von der Angst.

Es steht viel auf dem Spiel: Der Schutz des Lebens, die Würde jedes Menschen, die Freiheitsrechte, der Wohlstand unseres Landes, die berufliche Existenz Vieler, Kultur und Künste. Wir vertrauen darauf, dass in den notwendigen Abwägungen dieser Wochen verantwortliche politische, rechtliche und ethische Entscheidungen gefunden werden. Im Ringen um gute Lösungen werden auch Fehler gemacht. Lasst uns barmherzig miteinander sein.

Wir sind gewiss, dass die Nachricht von der Vergänglichkeit des Todes und von der Unvergänglichkeit der Liebe in der Welt bleibt. Wir lesen von ihr in den Ostererzählungen der Bibel. Oder wir hören von ihr in Internet-Angeboten, in Radio- und Fernsehgottesdiensten. Ostern findet statt.

Der Herr ist auferstanden! – Er ist wahrhaftig auferstanden!

Landesbischof
Ralf Meister

Die Regionalbischöfin und die Regionalbischöfe
Dr. Petra Bahr, Dr. Hans Christian Brandy, Eckhard Gorka, Dr. Detlef Klahr, Dieter Rathing

Zeit des Verzichts – und der Nächstenliebe - eine geistliche Betrachtung von Bischof Ralf Meister

Alles war vorbereitet. Der Termin stand schon lange im Kalender. Der Gottesdienstablauf war durchgeplant. Die Chöre hatten geprobt. An diesem Sonntag hätte ich mit den Menschen in Kehdingen in der St. Wulphardi-Kirche in Freiburg Gottesdienst gefeiert. Ein Gottesdienst für die ganze Region sollte es sein. Ich habe mich darauf gefreut. Es wäre auch ein Wiedersehen geworden, nachdem ich im vergangenen Jahr auf meiner Fahrradtour in Freiburg an der Elbe Station gemacht hatte. Ich erinnere mich an einen interessanten Abend mit Kirchenvorsteherinnen, Mitgliedern aus dem Bibelkreis, der Pastorin, einer Flüchtlingshelferin und dem Patron, den wir in intensiven Gesprächen verbracht haben.

„Gott, schaffe mir Recht“. So beginnt der Psalm an diesem Sonntag. Recht und Gerechtigkeit sind die Themen, zwei Wochen vor Ostern. Darüber hätte ich gepredigt. Doch dann kam die Corona-Pandemie. Und mit ihr alle Auflagen, die zu einem weitgehenden Stillstand des öffentlichen Lebens geführt haben, auch in unserer Kirche. Grundlegende Rechte wie die Versammlungsfreiheit sind für eine Zeit außer Kraft gesetzt zum Schutz der Schwächsten.

Die Kirchen sind geschlossen. Das berührt die Gemeinden tief und trifft besonders die, die für das gottesdienstliche Leben in unserer Kirche verantwortlich sind. Gerade in Krisenzeiten ist die Kirche immer an der Seite der Menschen. Nun sind die Wege, die wir sonst miteinander gehen, zum Teil versperrt. Mich schmerzen diese Maßnahmen sehr.

Passionszeit ist die Zeit der Konzentration und des Verzichts. Doch ein Verzicht, wie in diesen Wochen, war bislang unvorstellbar.

Inmitten dieses Verzichts ist in den vergangenen Wochen etwas Großartiges entstanden: Wir erleben eine gefährdete Gemeinschaft, in der der Geist der Nächstenliebe wächst. Menschen halten in einer Zeit des verordneten Abstands zusammen. Einkaufsservices werden für die älteren Menschen eingerichtet, Seniorinnen und Senioren, die zu Hause bleiben müssen, übernehmen Bügelarbeiten für die Jüngeren. In den Kirchengemeinden werden Briefkastenandachten verteilt, die Glocken läuten zum Gebet, Telefonketten werden gebildet, Briefe gehen auf den Weg. Digital sind viele Kirchengemeinden mit Online-Gottesdiensten, Abend- und Morgenimpulsen präsent.
So gehen wir auf die Karwoche und auf Ostern zu. Fällt Ostern nun aus? So werde ich gefragt. Ostern fällt nie aus. Die Erinnerung an die Auferstehung Jesu Christi ist ein Termin für alle Ewigkeit! Wir werden Ostern feiern. Anders als sonst. Aber miteinander verbunden als Gemeinschaft, die die Auferstehung feiert. Auch wenn Angst und Sorge im Moment unser Leben bestimmen. Angst um die Kranken genauso wie die Sorge um die wirtschaftliche Zukunft. Die notwendigen Erntehelfer in der Landwirtschaft fehlen, Unternehmen droht durch die Verdienstausfälle die Insolvenz.

Ist das Heil aus der Welt? In dem Psalm für den kommenden Sonntag Judika geht eine Hoffnung auf in scheinbar heillosen Zeiten. Am Ende des Psalms spricht der Beter: „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.“ (Psalm 43, 5). Wir müssen zusammenhalten und in Zuversicht leben.

Ralf Meister, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers

Andacht zur Jahreslosung 2020 von Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy

"Ich glaube, hilf meinem Unglauben", Markus 9,24

„Manchmal kann ich einfach nicht mehr glauben.“ Die Frau hat mir ihre Geschichte erzählt: Eine familiäre Krise. Dazu die Krebsdiagnose und die lange Therapie. Das hat zunehmend auch ihren Glauben, der ihr früher selbstverständlich war, in Frage gestellt. Jetzt sagt sie: „Manchmal kann ich einfach nicht mehr glauben.“ Lange reden wir über Glauben und Unglauben. Und darüber, dass beide zusammengehören.

Das Gespräch geht mir nach. Mir wird klar: Auch bei mir steht das Haus des Unglaubens nicht weit von der Kirche des Glaubens. Als aufgeklärter Mensch kenne ich immer auch den Gedanken, dass Gott nicht sein könnte, dass der Glaube in die Irre geht, dass ich bete, und keiner hört mich.

Diese Erfahrung ist nicht neu, es gibt sie nicht nur in der Moderne. Auch die Bibel kennt viele Beispiele für die Nachbarschaft von Glaube und Unglaube. Ein eindrückliches Beispiel  dafür ist die Jahreslosung  2020. Einen verzweifelten Ruf hören wir mit diesem Satz. Es ist der Schrei eines Vaters, der sein krankes Kind zu Jesus bringt. Dieses Kind ist seit seiner Geburt von einem „sprachlosen und tauben Geist“ befallen, es leidet wohl an Epilepsie. Lebensgefährdend. Der Vater bittet Jesus verzweifelt um Hilfe. Und schreit schließlich diesen Satz heraus: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“

Bei der Frage von Glaube und Unglaube geht es nicht um eine interessante Diskussion, um den intellektuellen Austausch von Argumenten. Es geht um die Frage, worauf ich mich verlassen kann im Leben, wenn es ernst wird, wo es Hilfe und Halt gibt in höchster Not.

Das beeindruckende an der Geschichte aus dem Markus-Evangelium, die vom Kampf des Vaters um sein Kind erzählt: Dieser Vater resigniert nicht. Er kämpft. Er bleibt dran. So wenig der Vater seinen Unglauben einfach durch seinen Glauben abschütteln kann, so wenig lässt er seinen Unglauben über seinen Glauben triumphieren. Und am Ende erfährt er Hilfe, indem Jesus sein Kind heilt.

Glaube und Unglaube sind immer nah beieinander. Menschen funktionieren nicht digital: 1 oder 0, ein oder aus. Auch der Glaube nicht. Glaube ist kein Besitz, den wir einmal erworben haben und der uns dann gehört. Glaube ist lebendig und daher Prüfungen und Anfechtungen unterworfen.

Der Glaube muss immer wieder errungen werden. Oder besser: Er muss immer wieder geschenkt werden. Unser Losungswort ist ja auch ein Gebet: „Hilf mir“. Und der Vater erfährt Hilfe. Darauf dürfen wir vertrauen: Wir stehen mit unserem Glauben und mit unserem Unglauben in Gottes Hand. Und dem Glauben gilt eine große Verheißung: „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt“, sagt Jesus zu dem Vater.

Ja, auch ich kenne den Zweifel. Aber in mir ist doch immer wieder das Gefühl stärker: Nein, ich traue der Bibel. Ich traue dem lebendigen Gott. Ich setze bewusst auf diese Karte.

Und: Wir sind nicht ohne Hilfe, wenn es mal schwer wird zu glauben. Wir sind auch nicht allein. Wir brauchen die christliche Gemeinschaft, um zu glauben. Und manchmal muss auch der eine für den anderen glauben, wenn jemand es gerade nicht selbst kann.

Ein neues Kirchenlied sagt: „Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr, fremd wie dein Name sind mir deine Wege … Ich möchte glauben, komm du mir entgegen.“ (Evangelisches Gesangbuch, Nr. 382). „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ Ich wünsche Ihnen, dass Gott Ihnen im Jahr 2020 auf Ihren Wegen entgegenkommt. Und dass Sie immer wieder gute Erfahrungen des Glaubens machen.

Ihr

Dr. Hans Christian Brandy

Andacht zum Weihnachtsfest 2019 von Landessuperintendent Dr. Hans Christian Brandy

Es liegt dort ganz ungeschützt. Nackt und bloß. Die Nabelschnur ist noch nicht abgetrennt. Den Kopf hat es zur Seite gedreht, die kleinen Ärmchen neben den Körper gelegt. Deutlich zu erkennen, dass es ein kleiner Junge ist. Ein schutzloses Neugeborenes.

„Christ Child“ heißt diese aus weißem Stein gehauene lebensgroße Skulptur. Mitten in London steht sie. Der englische Künstler Michael Chapman hat sie geschaffen für den Eingangsbereich vor der Kirche St. Martins-in-the-Fields.

Mich rührt das Bild an. Schutzlos und doch völlig friedlich liegt dieses Kind auf einem gewaltigen Steinquader, auf einer rauen und unwirtlichen Oberfläche. Mitten im Herzen der Großstadt London, am Trafalgar Square, einem der verkehrsreichsten und belebtesten Orte der Metropole London (und auch in Zukunft einem der wichtigsten Orte in unserem Europa!).

Auf den 4,5 Tonnen schweren Steinsockel hat der Künstler das Wort vom Anfang des Johannesevangeliums gemeißelt: „Am Anfang war das Wort, und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns.“ (Johannes 1,14). Die Skulptur führt uns mit ihrem harten Kontrast vor Augen: Gott kommt als ein schutzloses Kind zu uns. In eine raue und unwirtliche Welt. Mitten in den manchmal besinnungslosen Trubel unseres Alltags.

Das schutzlose und friedliche Kind rührt uns an. So wie es Neugeborene immer tun. In diesen Wochen vor Weihnachten wurde auf einem Parkplatz bei uns in Stade ein neugeborenes Mädchen ausgesetzt und von aufmerksamen Passanten gefunden. Sein Schicksal hat die Menschen bundesweit berührt. In jedem Neugeborenen liegt das Geheimnis und das Versprechen des Lebens.

Das große Geheimnis der Menschwerdung Gottes wird für mich in dem Denkmal in London im wahrsten Sinn des Wortes verkörpert: Gott selbst nimmt Fleisch an, wird ein Mensch. Mitten in unserer rauen und harten Wirklichkeit. In Jesus Christus, diesem Kind, geboren in einem Stall in Bethlehem. Gott kommt mitten in unsere Wirklichkeit, wie sie nun einmal ist: Hart, trubelig, verkehrsreich, manchmal übermächtig groß. Und doch ist seither alles anders. Gott ist genau in unserem Alltag, in allem Getose an unserer Seite. So wird es zu Weihnachten in unseren Gottesdiensten gelesen: „Denn uns ist ein Kind geboren, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter.“ (Jesaja 9,5)

Gottes unendliche Größe zeigt sich im Allerkleinsten und Wehrlosesten: einem neugeborenen Kind. Im Schwachen ist Gott gegenwärtig. Und bei den Schwachen. So hat es Jesus dann vorgelebt: Er heilte Kranke, segnete Kinder und stellte sie als Vorbilder den Erwachsenen vor Augen, er nahm Platz am Tisch von Ausgegrenzten. Am Ende gab er sein eigenes Leben hin.

„Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns.“ Michael Chapman hat diesen Moment in seiner Skulptur eingefangen: den unvergesslichen Moment, wenn ein Kind zur Welt kommt. Das unvergleichliche und erschütternde Glück, wenn nach den Wehen und Schmerzen der Mutter das Kind endlich das Licht der Welt erblickt. Wie alles plötzlich in einem neuen Licht erscheint. Im Allerkleinsten zeigt sich das Wunder des Lebens, zeigt sich etwas unendlich Großes. In dem Schutzinstinkt, den ein Neugeborenes in uns wachruft, schimmert es auf, wie wir Menschen von Gott gemeint sind: füreinander sorgend mit aufmerksamem Blick.  

Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein gesegnetes und friedsames Weihnachtsfest.

Landessuperintendent
Dr. Hans Christian Brandy, Stade

 

Landessuperintendent Dr. Hans Christian Brandy, Gottesdienst zur Eröffnung des Impulses  " ... um des Menschen willen - Zeit für Freiräume" am 6. Januar 2019 in der Buxtehuder St. Petri-Kirche

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

 

Mit den Heiligen Königen gehen wir an diesem Tag zu dem Kind, liebe Gemeinde, das als Erwachsener die Welt verändert hat. Lasst uns hören auf eine der Geschichten, wegen derer die Erzählungen von dem Kind bis heute bedeutsam sind. Wir hören aus dem Markusevangelium im 2. Kapitel:

Und es begab sich, dass er am Sabbat durch die Kornfelder ging, und seine Jünger fingen an, während sie gingen, Ähren auszuraufen. Und die Pharisäer sprachen zu ihm: Sieh doch! Warum tun deine Jünger am Sabbat, was nicht erlaubt ist? Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David tat, da er Mangel hatte und ihn hungerte, ihn und die bei ihm waren: wie er ging in das Haus Gottes zur Zeit des Hohenpriesters Abjatar und aß die Schaubrote, die niemand essen darf als die Priester, und gab sie auch denen, die bei ihm waren? Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen. So ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat. (Mk 2,23-28)

„Das geht doch nicht.“ Das sagen die Leute zu Jesus. Jesus ist mit seinen Jüngern unterwegs. Seine Leute haben Hunger und greifen sich deshalb die eine oder andere Ähre und essen die Körner. „Das geht doch nicht“, gehen einige der Frommen dazwischen. „Heute ist Sabbat. Und nach unseren strengen Regeln für den Sabbat ist Ährenernten Arbeit und deshalb untersagt.“

„Das geht doch“, sagt Jesus. „Der Sabbat ist um den Menschen willen gemacht.“ Das ist Gottes Wille damit. Wer zu essen braucht, der soll sich das am Sabbat nehmen. Es geht um den Menschen. So hat es der König David auch gemacht. Als der mit seinen Leuten Hunger hatte und sonst nichts zu essen fand, haben sie sich im Tempel bedient. Eigentlich nicht erlaubt, aber völlig ok – um des Menschen willen.

„Das geht doch nicht“ – so hieß nicht selten die Reaktion, als wir in unserer Landeskirche die Idee aufbrachten, das Jahr 2019 zu einer Zeit der Freiräume zu machen. Wir, der Landesbischof und die sechs Landessuperintendenten und andere Verantwortliche in unserer Kirche, wir hatten die Anregung gegeben, einmal ein Jahr weniger zu machen oder Dinge ganz anders zu machen, Zeiten des Atemholens zuzulassen. „Das geht doch nicht“, sagten manche: Was wir tun, das hat doch alles seinen Sinn. Das ist wichtig. Die Arbeit in den Gemeinden muss doch laufen. Die Verstorbenen müssen doch beerdigt werden, die Gottesdienste gehalten, die Kinder in der Kita betreut werden. Die Arbeit in den Verwaltungsämtern kann doch nicht einfach liegen bleiben. Und außerdem: Wisst ihr eigentlich, was bei uns los ist? Wir kommen doch schon so kaum hinterher mit allem, auch mit allem was die Landeskirche uns immer neu aufhalst. Und nun sollen wir auch noch Freiräume machen, Pausen, weniger tun. Was denn noch alles? „Das geht doch nicht.“

Diese Einwände will ich ernst nehmen. Man muss das ernst nehmen, wenn Menschen für sich kaum Chancen auf Freiräume sehen, in Kindertagesstätten etwa oder in der Pflege.

Aber: Ich erlebe auch immer wieder, dass schon solche Gesprächssituationen über die Möglichkeit oder Unmöglichkeit von Freiräumen höchst fruchtbar sind. Ganz schnell entsteht ein Gespräch. Ist das denn wirklich so, dass bei uns gar nichts wegfallen kann? Ist wirklich alles völlig unverzichtbar? Wäre es nicht spannend, mal auszuprobieren, ob wir etwas weglassen können oder anders machen? Wenn man sich einmal diese zwei Fragen stellt: Was würde ich gern einmal weglassen? Und wofür hätte ich gern mal Zeit? Ganz persönlich? In der Kirchengemeinde? In meinem Beruf – da entstehen sehr spannende Gespräche.

Zum Impuls für Freiräume in diesem Jahr gehört ganz unbedingt, dass er sehr freiheitlich und freiwillig ist. Wer sagt: „Für mich ist das nichts“, der kann es lassen. Aber wer dem nachgehen will – irgendwelche Ideen entwickeln sich eigentlich immer. Auch wenn klar ist: Bei uns allen gibt es Pflichten, die erfüllt werden müssen, auch 2019, ohne Wenn und Aber.

Aber seien wir ehrlich: Nicht alles ist unentbehrlich. Manchmal finde auch nur ich selbst mich völlig unentbehrlich. Manchmal gibt es ja auch so etwas wie „Überforderungsstolz“: „Keiner ist so kaputt wie ich!“ Da kann es natürlich passieren, dass dieses Jahr das in Frage stellt. Das wäre durchaus beabsichtigt.

Man kann es übrigens auch derber ausdrücken. Mein Kollege aus Ostfriesland hat Türanhänger gedruckt, wie es sie im Hotel gibt. Da steht die Antwort drauf für ein allzu drängendes: „Du musst doch…“ oder „Ich muss doch noch…“: Auf dem Türanhänger heißt es schlicht: „Einen Scheiß muss ich“. Auch ein Motto für dieses Jahr. Gilt nicht immer, aber vielleicht doch öfter, als wir denken.

In einem sind sich eigentlich immer alle einig:  viele leiden unter dem hohen Tempo. Das war ja der Grund, diesen Impuls zu setzen. Viele erzählen von hohen Belastungen, auch in der Kirche. Davon, dass Ehrenamtliche müde sind und die Hauptamtlichen sich stark unter Druck fühlen. Mehr Arbeit, viele Sitzungen. In manchen Bereichen große Strukturveränderungen.

Und diese Beobachtung passt in unsere Zeit. Immer mehr, immer schneller – so erleben sich viele. Der Jenaer Soziologe Hartmut Rosa hat vor 13 Jahren ein Buch geschrieben zur „Beschleunigung“ – so der Titel –  unserer Gesellschaft. Immer schneller soll alles gehen. Ständig sind wir erreichbar, das Smartphone ist keine fünf Minuten beiseite, jede Mail soll sofort beantwortet werden. Der flexible Mensch muss auf alles zu jeder Zeit reagieren. Im beruflichen Leben muss man sich unerhört flexibel ständig anpassen. Und in der Kirche sind wir auch ständig dabei, uns selbst zu optimieren, jedenfalls versuchen wir es: Kirche als Organisation, die sich immer neu auf die Menschen einstellt, immer neue Angebote macht, immer wieder Originelles auf den Weg bringt. Eine gute Sache gewiss, aber verflixt anstrengend. Da geht manchem die Puste aus, einige werden sehr müde. Und manche, das wissen wir, werden krank – Burnout ist nicht zufällig eine der Krankheiten unserer Zeit. Das Fazit von Prof. Hartmut Rosa: „Wir sind am Rande der Erschöpfung und am Rande des Sinnvollen.“ 

Genau deshalb plädiert der Soziologe für „Entschleunigungsinseln“ in unserem Leben oder „Entschleunigungsoasen“. Genau darum soll es gehen in dieser Zeit für Freiräume 2019: Entschleunigungsinseln, Entschleunigungsoasen zu schaffen oder sich schenken zu lassen. Zeiten, etwas zu lassen, durchzuatmen, etwas mal anders zu machen.

Das ist sehr modern. Und es ist sehr alt. „Der Sabbat ist um den Menschen willen gemacht“, sagt Jesus. „Um des Menschen willen“ – das ist das Motto für dieses Jahr. Es erinnert uns an diese unaussprechliche Wohltat des Schöpfers, der den Siebten Tag zum Ruhetag erklärt hat, für die Juden der Sabbat, für uns Christenmenschen dann der Tag der Auferweckung Jesu, der Sonntag. Eine unaussprechliche Wohltat, was da 2. Mose 20 steht: „Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt."  Eine unglaubliche soziale Errungenschaft war das: Keine Arbeit, auch für Knecht und Magd, auch für die Migranten, der Fremdling, der in deiner Stadt lebt. Sagenhaft aktuell. Und sogar das Vieh ist eingeschlossen, auch die ökologische Dimension ist schon im Blick. Alle Mitgeschöpfe sollen in den Genuss des Sabbats kommen. Was die Juden der Kultur der Menschheit durch den Sabbat und den Sieben-Tage-Rhythmus der Woche gegeben hat, ist überhaupt nicht zu überschätzen. Und wenn alle – ich spreche mich selbst kritisch an – konsequenter einen Tag wirklich Ruhe hielten: Vielleicht bräuchten wir dann kein Jahr für Freiräume. Es geht in diesem Jahr um eine Einübung darin, sabbatlich zu leben. Es geht darum, dem Leben ein heilsames Gleichgewicht, einen heilsamen Rhythmus zu geben.

Die Bibel verbindet die Wohltat des Sabbats mit Gott selbst. Sechs Tage hat Gott die Welt erschaffen, am siebten hat er geruht. Gott ist auf jeden Fall kein Workaholic. Die Vollendung der Schöpfung liegt nicht in der Arbeit, schon gar nicht in Hektik oder Erschöpfung, sondern in der Ruhe. Gott selbst ruht aus nach seiner Hände Werk. Sollten wir denn fleißiger als Gott sein wollen? Auch wir dürfen ausruhen, wir dürfen uns Zeiten der Entspannung und Muße gönnen. Gott selber tut es auch.

Für mich steckt hinter all dem eine Grundeinsicht unseres Glaubens: Unser Leben ist uns geschenkt. Unser Glaube ist uns geschenkt. Unser Richtigsein vor Gott ist uns geschenkt, wir sind allein aus Liebe bei Gott richtig. Dafür kann und dafür muss niemand etwas leisten. In dieser Welt kommen wir ohne das Leistungsprinzip nicht aus. Auch nicht in der Kirche, auch da brauchen wir leistungsstarke Mitarbeitende. Vor Gott aber gilt kein Leistungsprinzip. Vor Gott sind wir alle durch Christus aus Liebe Beschenkte – ohne all unser Zutun. Ich bin unendlich viel mehr als die Summe meiner Leistungen und Gott sei Dank auch als die Summe meiner Fehlleistungen. Das ist der eigentliche Freiraum des Glaubens. Dieses Jahr lädt dazu ein, das ernst zu nehmen und einzuüben.

Der Sabbat ist um den Menschen will da, sagt Jesus. Das ist Gottes ursprünglicher Wille: Gottes Menschenliebe, um des Menschen willen… In der Geschichte geht es darum, dass sich eine gute Regelung verselbständigt hat: Die Regelung für den Sabbat. Dann wird sie zum Joch, dann schränkt sie Lebensmöglichkeiten ein, statt sie zu fördern. Dann sagt sie: „Das geht doch nicht.“ Jesus sagt: „Das geht doch“, das soll und das muss um Gottes willen gehen – um des Menschen willen.

Ja, vieles, was wir tun, hat seinen guten Sinn. Die monatliche Sitzung und die wöchentliche Dienstbesprechung, die Arbeitsroutinen im Beruf und auch die Abläufe zuhause. Das hat alles seinen guten Sinn. Aber es kann sich verselbständigen – wie die Sabbatregeln – es kann der leblose Ablauf des immer Gleichen werden. Alles ist dann so festgezurrt. Ein Kirchenvorsteher sagte mir neulich: „Wir kommen so selten zu dem, wofür wir eigentlich mal angetreten sind.“

Hier wünsche ich mir Zeiten für Freiräume. Haben wir in diesem Jahr den Mut zu Unterbrechungen.

Wie kann das aussehen? Da gibt es keine Einheitsrezepte. Ich ermutige Sie zu eigener Kreativität und Phantasie. Jeden und jede für sich. Wo könnte Ihr Freiraum sein? Vielleicht zehn Minuten am Morgen oder Abend zum bewussten Atmen, zum Innehalten und den Tag bewusst anschauen vor Gott. Vielleicht durch einen Pilgerweg, einen Tag, eine Woche oder auch länger (so etwas habe ich selber im Sommer vor). Jemand hat sich vorgenommen, am Abend nach 18.00 Uhr und am Sonntag keine dienstlichen Mails mehr zu lesen und zu schreiben. Jemand will versuchen, so weit wie möglich ohne Plastikverpackungen auszukommen – ein ökologischer Freiraum.

Wo könnte der Freiraum sein als Gemeinde, als Kirche? Ich habe mit Freude gehört, dass es schon konkrete Ideen dazu in St. Petri gibt, eine gemeinsame Woche der Stille nur mit gemeinsamen Andachten und Essen – aber ohne andere Aktivitäten. Im katholischen Bistum Osnabrück haben wir eine Methode gelernt: Für eine Sache, die neu gemacht wird, fallen zwei Dinge weg. Die eins zu zwei Regel. Andere Gemeinden öffnen einfach die Kirche zu gemeinsamer stiller Andacht. Oder in jeder Sitzung wird eine Stunde freigeräumt für ein Bibelgespräch. Lasst uns gemeinsam fragen: Ist es eigentlich alles um des Menschen willen, was wir tun? Die Sitzungen, die Projekte, die Papiere. Oder versuchen wir es mal anders – und schauen, was dann passiert.

Zum Schluss: „Das geht doch nicht“, hat ein von mir geschätzter kluger Mensch gesagt, als er zum ersten Mal von der Idee hörte. „Denn wenn das publik wird, dann wird die Öffentlichkeit uns auslachen: Ihr in der Kirche, ihr könnt euch solche Späße wohl leisten…“ Inzwischen machen wir ganz andere Erfahrungen. Verantwortliche aus der Politik und leitende Leute aus der Wirtschaft fragen sehr interessiert nach. Denn sie erleben ja auch, dass das „Immer schneller, immer mehr“ ein Riesenproblem ist. Es hilft niemandem, auch der Wirtschaft nicht, wenn Leute ausbrennen. So hoffe ich sehr, dass unsere Zeit für Freiräume in diesem Jahr auch einen Impuls geben kann für unsere Gesellschaft. Was ist in unserer Gesellschaft gut „um des Menschen willen“ – auch in der Arbeitswelt?

Zum Schluss noch ein Text mit einem Augenzwinkern. Er stammt von einem Pastor, der eine diakonische Einrichtung leitete, und ist über 100 Jahre alt (Martin von Gerlach, 1904):

 „Mit Kirchenbann soll belegt werden....
 wer die Nacht zum Tag macht
 wer nicht mehr mit seinen Kindern spielt
 wer aus Zeitgeiz nicht an die See oder in die Berge will
 wer sich für unentbehrlich hält
 wer sich immer gleich ärgert
 wer kleinlich wird
 wer kaum noch zu sprechen ist
 wer bei allem dabei sein will
 wer sich aus Ehrgeiz etwas auflädt
 wer nichts abgeben mag
 wer sich auf ‚Im Dienst verbraucht zu werden‘ etwas einbildet
 wer Neues anfängt, ehe das Alte beendet ist “

Nein, Kirchenbann soll es keinen geben in diesem Jahr, ganz bestimmt nicht. Aber die Ermutigung zur heilsamen Besinnung. Was tut uns gut? Denn Freiräume sind Gottes guter Wille für uns, an die Jesus uns erinnert: Der Sabbat ist um den Menschen willen gemacht.

Amen

Taufen von Flüchtlingen, Evangelische Zeitung 10. Juli 2016

Immer wieder gibt es jetzt Taufen von geflüchteten Menschen, besonders solchen aus dem Iran oder Afghanistan. Das wird öffentlich breit wahrgenommen und diskutiert, teilweise auch kritisch.

Für mich ist klar: Wir begegnen jedem, der zu uns kommt, in Nächstenliebe sowie mit Respekt für seine Religion und Weltanschauung, sofern sie sich in die Grundwerte unserer Gesellschaft einfügt. Mit Muslimen suchen wir Begegnung und Dialog im Geist der Toleranz. Wir vereinnahmen Menschen anderer Religion nicht und drängen unseren Glauben niemandem auf. Aber wir verschweigen das Zeugnis von Christus auch nicht, wir sagen, woran wir glauben und was unsere christliche Gemeinschaft ausmacht.

So nehmen wir auch den Wunsch ernst, unseren Glauben kennen zu lernen, sich taufen zu lassen und Mitglied unserer Kirche zu werden. Natürlich braucht es dafür eine gründliche Vorbereitung. Dafür gibt es EKD-weit verabredete Standards und gute Materialien, die in den christlichen Glauben hineinführen. Die Iraner-Seelsorge unserer Kirche, die es schon seit Jahrzehnten gibt, unterstützt gern.

„Freude und Verantwortung“ – so die EKD-Broschüre – sind angezeigt, wo Flüchtlinge sich taufen lassen möchten. Ja, es ist für mich eine Freude, wo Menschen zu Christus finden, wo sie die befreiende Kraft des Evangeliums erfahren und christliche Gemeinschaft als Heimat und Unterstützung erleben.

Zur Verantwortung gehört es, auch auf die Gefahren eines Übertritts hinzuweisen, die leider in einigen islamischen Ländern groß sind. Das ist schlimm. Nach der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte gehört es zu den Grundrechten jedes Menschen, die eigene Religion frei zu wählen und auch zu wechseln.  

Zur Verantwortung gehören auch die Integration und Begleitung derer, die in unsere Kirche hineingetauft werden. Wo finden sie Heimat in der Gemeinde? Welche Unterstützung brauchen sie? Ich glaube, durch neue Glaubensgeschwister werden sich manche Gemeinden verändern – und das wird uns gut tun, weil unsere Kirche durch sie bunter und lebendiger wird.

Landessuperintendent Dr. Hans Christian Brandy

Ostern - Ein Fest des Lebens

Mit einem Entenei in der Hand beeindruckte einst Katharina von Alexandrien den damals mächtigsten Mann der Welt. Der römische Kaiser Maxentius hatte ihr eine anscheinend unlösbare Aufgabe gestellt: Sie solle ihm einen Stein bringen, der lebendig werde. Dann erst werde er ihr glauben, was sie ihm von Jesus von Nazareth und seiner Auferstehung von den Toten erzählt habe.
Da Katharina nicht nur gläubig, sondern auch schlau war (was immer eine gute Kombination ist), kam sie auf eine Idee: Sie nahm ein fast ausgebrütetes Entenei und hielt es dem Kaiser entgegen. Es sah aus wie ein Stein, doch einen Moment später bröckelte die Schale und ein Küken begann, aus dem Ei zu schlüpfen. „Scheinbar tot – und doch der Beginn von neuem Leben“, sagte Katharina. Noch lange erzählte man sich, wie nachdenklich der Kaiser durch dieses Beispiel geworden war.

Eine schöne Legende, die zu erklären versucht, warum es das Osterei gibt. Und was dieses Ei eigentlich mit der christlichen Botschaft zu tun hat, mit der Auferstehung Jesu von den Toten: Das Osterei als Symbol der Auferstehung, als Zeichen dafür, dass Gott neues Leben schenkt. Auch wenn alles scheinbar dagegen spricht.

Bei den russisch-orthodoxen Christen ist Ostern nicht nur das wichtigste Fest im Jahr, sondern die Familien gehen am Ostersonntag auf den Friedhof, trinken und essen am Grab ihrer Verstorbenen. Es soll dort sehr festlich, aber auch richtig fröhlich zugehen. Denn an den Gräbern der Familie wird gefeiert, dass das Leben über den Tod siegt. Mit einem heißen Tee, gefärbten Eiern, frischem Brot - und  auch dem einen oder anderen Glas Wodka. Ein Prost auf das Leben!

Auch bei uns gibt es Osterfeiern auf den Friedhöfen. Dort wo getrauert wird, ist es an Ostern zuerst zu hören: „Fürchtet euch nicht! Christus ist auferstanden!“ Das ist ein gutes Bild für Ostern.

Ostern ist die grandiose Botschaft, dass der Tod nicht das letzte Wort behält und mit ihm alle Kräfte, die uns belasten und zerstören wollen. Auch wo uns Steine auf der Seele liegen. Gott kann sie wegrollen wie den Stein vor dem Grab Jesu. Auch wo das Leben mal hart erscheint wie ein Stein: Im Licht von Ostern kann das aufbrechen und neues Leben entstehen.

Selbst wenn es uns vielleicht nicht bewusst ist: Mit jedem Osterei, das wir verschenken oder an einen Frühlingszweig hängen, geben wir auch eine Botschaft weiter: Ostern ist das Fest des Lebens. Gott hat die Gewalt des Todes zerstört und schenkt neues Leben. So transportiert auch jedes Ei diese Ermutigung: Auf neue Wege ins Leben in allen steinhart festgefahrenen Situationen, in denen es nicht mehr weiter zu gehen scheint. Und auf Hoffnung auf Leben in Gottes Hand in Zeit und Ewigkeit.

Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein gesegnetes und fröhliches Osterfest - mit einer Ahnung vom unbesiegbaren Leben.

Landessuperintendent
Dr. Hans Christian Brandy, Stade

Meine Meinung, Evangelische Zeitung, 5. Februar 2016 - "Ringen um Wahrheit"

Im Bereich der pietistisch geprägten Christen herrscht Aufregung. Von Spaltung ist die Rede. Der Präses des Gnadauer Verbandes, Michael Diener, ist in die Kritik geraten, besonders nach zwei Interviews, in denen er behutsam öffnende Positionen vertrat.

In einem Offenen Brief hat Ulrich Parzany Präses Diener kritisiert und zu einem neuen „Netzwerk Bibel und Bekenntnis“ aufgerufen. 65 Repräsentanten der Evangelikalen Bewegung monieren jetzt, „in den evangelischen Kirchen werde die Grundlagen des Glaubens zunehmend demontiert“. Gnadauer Verband und Evangelische Allianz werden zu kritischer Stellungnahme gedrängt, die „Verwerfung falscher Lehren“ wird gefordert.

In der Sache geht es vor allem ums Schriftverständnis. Die absolute Eindeutigkeit der Schrift wird eingeklagt. Die Frage ist nur, ob damit nicht vor allem eigene Positionen zementiert werden. Ja, die Eindeutigkeit der Schrift, die uns auf Christus allein verweist, sie gehört zu den Grundüberzeugungen der Reformation.

Daran zu erinnern ist wichtig. Aber diese Eindeutigkeit gibt es doch immer nur im Ringen um das sachgemäße, das christusgemäße Verständnis der Schrift. Das ist in pietistischen Kreisen nicht anders als in den Landeskirchen. Dieses Ringen brauchen wir, und dabei darf und wird es unterschiedliche Positionen geben. Hier neue Verwerfungen auszusprechen, gerade beim bewährten „Symbolthema“ der Homosexualität, ist kontraproduktiv.

Ich habe großen Respekt vor Präses Diener und seinem Bemühen, die „fromme Szene“ zeitgemäß zu leiten und ihre Stimme in der EKD einzubringen. Er hat jetzt sogar um Entschuldigung gebeten, wo er mit seinen Positionen Menschen verletzt hat. Das finde ich honorig. Ich wünsche mir, dass er breite Unterstützung bekommt.

Unsere Kirchen brauchen die pietistisch geprägten Christen. Wir brauchen Menschen, die für ein klares Christuszeugnis einstehen, für eine missionarische Kirche, die um die Kraft des Gebetes wissen. Wir brauchen auch Christen, die in den Volkskirchen zum Ringen um die Wahrheit des Evangeliums rufen. Eine Welt, die immer weniger vom Evangelium weiß, braucht ein gemeinsames Zeugnis aller Christen. Was nicht hilfreich ist, sind Spaltungen, Ausgrenzungen und Verurteilungen innerhalb des Protestantismus.

Landessuperintendent Dr. Hans Christian Brandy
 

Meine Meinung, Evangelische Zeitung, November 2015

Es ist einzigartig, was wir durch den Zustrom von Flüchtlingen derzeit erleben. Einzigartig ist auch die Hilfe. Mitarbeitende in Kommunen und Hilfsorganisationen, vor allem ungezählte Ehrenamtliche leisten Großartiges. Da gibt es viel Spontaneität und Improvisation, und das ist nötig. Oft, so höre ich immer wieder, ist unsere Bürokratie hinderlich; da müssen wir rasch flexibler werden. Spontane und großherzige Hilfe für Menschen in Not ist jetzt nötig. Jesu Wort im Evangelium des kommenden Sonntags ist deutlich: „Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen“ (Mt 25,43).

Aber: Vielen macht es Sorgen, dass die Dinge im Moment ungeordnet, bisweilen chaotisch laufen. Das gilt etwa für die Steuerung der Zuwanderung, für Verteilung und Registrierung von Flüchtlingen oder die Dauer von Verfahren. Auch allzu disparate Äußerungen der politisch Verantwortlichen schwächen das nötige Vertrauen in die staatliche Ordnung. An vielen (nicht an allen) Stellen verstehe ich gut, dass es schwer ist, zu geordneten Abläufen zu kommen. Aber es ist jetzt dringend nötig, dass geordnete politische Steuerung klar erkennbar wird. Sonst können Sorgen und Fragen der Bevölkerung in Angst und Ablehnung umschlagen.

Der Leitende Bischof der VELKD, Landesbischof Ulrich, hat letzte Woche in seinem Bericht vor der Generalsynode auf den unverzichtbaren Zusammenhang von Freiheit und Ordnung hingewiesen. Gerade das Zusammenbrechen jeder staatlichen Ordnung in ihren Heimatstaaten ist ja der Grund für Elend und Flucht so vieler Menschen. Ordnung, die Menschen und ihre Lebensvollzüge schützt, ist ein hoher Wert. Dabei gehören Liebe und Ordnung zwingend zusammen. Beide brauchen wir in diesen Tagen. „Ordnung ohne Liebe wird herzlos. Aber Liebe ohne Ordnung läuft Gefahr, Menschen schutzlos zu machen“, so Bischof Ulrich. Wir brauchen bestimmt kein „Law and order“, aber eine lebensförderliche Ordnung, für die auch christliche Ethik steht: Unser „Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens.“ (1. Kor 14,33)

Landessuperintendent Dr. Hans Christian Brandy

 

Andacht zur Jahreslosung 2016:

Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ (Jesaja 66,13)

Ich war zu schnell gelaufen, war heftig gestürzt und hatte mir kräftig das Knie aufgeschlagen. Meine Mutter nahm mich auf den Schoß und tröstete mich. Ein Urbild des Trostes für mich.

Was geschieht hier? Das Knie ist nicht besser, es blutet und muss verbunden werden. Und doch ist beinahe alles gut durch den mütterlichen Trost. Ist das Vertröstung - die berüchtigte? Sind Tröstungen „wohlfeile Arzneien“? Hat Friedrich Dürrenmatt recht: „Wenn ich Trost gebe, lüge ich; dann beruhige ich, und das ist falsch“?

Aber was sollte falsch sein, ein weinendes Kind zu trösten oder Trauernden beizustehen? Wichtig ist, dass jemand da ist in der Not. So wird die innere Verletzung gelindert, gestillt, geheilt vielleicht gar. Und so entsteht Kraft, den äußeren Wunden Stand zu halten.

Gewiss, es gibt billigen Trost. „Alles wird gut“, „Ist doch nicht so schlimm“, „Reiß dich zusammen.“ Sätze, die so gesagt werden, manchmal aus Hilflosigkeit. Gut gemeint, aber sie helfen nicht.

Und doch: Ohne Trost kann keiner den Nöten und Herausforderungen des Lebens standhalten. Der Trost der Mutter ist wahr. Und der Trost Gottes auch. Durch ihn bekommen Menschen neue Kraft. Der Gott der Bibel ist „ein Gott des Trostes“, wie Paulus sagt (Römer 15,5). Das wird am intensivsten sichtbar, wenn Jesus Christus unser aller Traurigkeit und Trostlosigkeit selbst erleidet – und sie überwindet. So gilt: Es gibt keine Traurigkeit, in der Gott nicht an unserer Seite ist. Für Christenmenschen der tiefste Grund allen Trostes.

Es ist bemerkenswert: Die Bibel gebraucht für diesen Trost Gottes weibliche Bilder: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. Gewiss ein Bild. Gott ist nicht Mann und nicht Frau. Aber wir Menschen brauchen Bilder,  denn wir sind sinnliche Wesen. Unser Herz empfindet, denkt und träumt in Bildern.

Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. Für Israel war dieses Bild ein starkes Hoffnungsbild. Es hatte eine Katastrophe erlebt: Feindliche Eroberung, Vertreibung und Exil: „An den Wassern Babylons saßen wir und weinten“, heißt es über diese bedrückende Zeit im Psalm 137. In diese Situation der Tränen hinein spricht Jesaja ihnen zu: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.

Wahrer Trost nimmt das Leid ernst. Er kann es damit nicht aufheben. Der Trost nimmt das Leiden nicht fort. Aber Trost kann dem Leiden das Lähmende nehmen, das Zerstörerische. Damit kann er Kraft geben, das Unabwendbare zu tragen. Und die Freiheit, das Veränderbare anzupacken. Der Trost Gottes, der uns tröstet wie eine Mutter, ist nicht Beschwichtigung, sondern Stärkung und Ermutigung.

Solch heilsamen Trost, der befreit und trägt, wünsche ich Ihnen am Beginn des neuen Jahres 2016!

Es grüßt Sie herzlich

Ihr

Hans Christian Brandy
Landessuperintendent für den Sprengel Stade

 

Netzwerk kirchliche Hilfe

„Die Welt ist aus den Fugen“ lautete beim Kirchentag eine Veranstaltung. Eine kaum noch überschaubare Zahl an Großproblemen macht uns zu schaffen, von der Ukraine über den mittleren Osten bis nach Griechenland und zu dem wachsenden Rechtsradikalismus in Europa. Eine Journalistin äußerte sich besonders beeindruckt darüber, dass gestandene Politiker wie Kofi Annan und Frank-Walter Steinmeier offen eingestanden: „Wir haben eigentlich keine Lösungen mehr“.

Viele Probleme bündeln sich derzeit in der Flüchtlingsproblematik. Wir haben die weltweit höchste Zahl von Flüchtlingen seit dem II. Weltkrieg. In diesem Jahr werden so viele zu uns kommen wie seit Jahrzehnten nicht – und trotzdem werden Ungezählte abgewiesen oder schaffen den Weg hierher nicht.

Natürlich müssen wir uns als Kirche klar zu Wort melden. Sicher kann und muss unser Land (und Europa allemal) noch mehr tun als bisher. Aber wir sollten nicht so tun, als wüssten wir eine generelle Lösung. Da sollten wir uns auch nicht durch wohlfeile Apelle auf die Seite der „Guten“ stellen.

Ich erinnere mich an Dietrich Bonhoeffer: „Unser Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen: im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen.” Beides sollten wir sehr ernst nehmen in diesen Tagen.
Bei einem Europatreffen des Lutherischen Weltbundes vor wenigen Wochen wurde uns eindrücklich berichtet von der Flüchtlingsarbeit des LWB. Er ist einer der größten Partnerorganisationen der UN und kümmert sich mit professionellem Know-how und aus dem Glauben gespeister Kraft um weltweit 1,5 Millionen Flüchtlinge.

Auch bei uns engagieren sich an ungezählten Orten Gemeinden praktisch für Flüchtlinge, öffnen die Gemeindehäuser, leisten Alltagshilfe und niederschwelligen Sprachunterricht.

Das Engagement der einzelnen Gemeinde bei uns gehört in das Netzwerk einer weltweiten kirchlichen Hilfe. Das ist für mich ein bewegender Gedanke. Ein Netzwerk für Menschen auf der Flucht im Gebet und in der praktischen Hilfe weltweit und vor Ort – das ist sehr viel, was wir tun können.

Dr. Hans Christian Brandy, Landessuperintendent im Sprengel Stade

Olympia

Hamburg ist Deutschlands Kandidat für die Olympischen Spiele 2024. Ich finde das großartig. Es ist eine riesige Chance für unser Land, besonders aber für Hamburg und auch für die angrenzenden Regionen.

Ich sehe das auch auf dem Hintergrund der unsäglichen Vorgänge um die Fußball-WM 2022. Für einen Sportfreund ist ja kaum zu ertragen, wie der Fußball hier seine Seele verkauft hat, wie offenkundig sportwidrige Kriterien zur Vergabe der WM nach Katar und jetzt zur Verlegung in die Adventszeit geführt haben. Kaum fassbar, dass die starken Verbände und mächtigen Vereine das mit sich machen lassen – nun wieder gegen eine ordentliche Stange Geld. Diese WM findet im falschen Land und zur falschen Zeit statt.

Da bietet Olympia 2024 ganz andere Chancen. Hoffentlich wird sie das IOC - dessen Verhalten in letzter Zeit auch nicht über alle Zweifel erhaben war - durch eine transparente und faire Vergabe nützen. Hoffentlich steht es dabei zu seiner auf ökologische Nachhaltigkeit und finanzielles Maß ausgerichteten „Agenda 2020“.

Natürlich sind in Hamburg noch viele Fragen zu klären im Blick auf eine verlässliche Finanzierung und eine wirkliche Nachhaltigkeit des Projektes. Damit will Hamburg ja punkten. Ich finde das Konzept einer Konzentration der olympischen Stätten auf einer Insel mitten in der Elbe faszinierend. Die olympischen Spiele sind eine großartige Chance zur Weiterentwicklung der Stadt und der Großregion. Wer wie ich südlich der Elbe lebt, weiß, eine wie unzeitgemäße Barriere der Fluss noch immer ist. Der mit Olympia geplante weitere „Schritt über die Elbe“ kann da nur gut tun zu einer nachhaltigen Weiterentwicklung der Infrastruktur.

Menschen brauchen Ziele. Olympische Spiele sind ein wunderbares gemeinsames Ziel, das viele zusammenführen und begeistern kann. Schon der am Ende einstimmige Beschluss für Hamburg zeigt das. Ich wünsche mir sehr, dass sich in und um Hamburg Menschen aus aller Welt zu einem bunten und toleranten Fest des Sports treffen werden.

Landessuperintendent Dr. Hans Christian Brandy

Flüchtlinge

Auf eine Bereisung zur Situation von Flüchtlingen hatte ich mich begeben. Und hörte bewegende Geschichten. Von grausamer Verfolgung in Syrien – manche tragen die Spuren der Gewalt sichtbar am Leib. Von Familien, die zerrissen sind und Angst um ihre Angehörigen haben. Die Sprachprobleme sind gewaltig: Wo ein Dolmetscher fehlt, muss helfen, wer schon etwas Deutsch kann.

Natürlich gibt es auch Vorbehalte in der Bevölkerung. Aber im Ganzen ist die Offenheit zurzeit doch beachtlich. Ich habe viel großartige Hilfsbereitschaft erlebt. Gerade im ländlichen Bereich organisieren Vereine, Kirchengemeinden und Kommunen gemeinsam Hilfe, um die Flüchtlinge im Alltag zu begleiten. Das ist nötig. Genauso wie möglichst früh Deutschkurse für alle und sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten, um Anschluss an das Leben bei uns zu gewinnen – gerade auf dem Dorf. Hier haben Kirchengemeinden und Kirchenkreise gute Möglichkeiten ehrenamtlicher Unterstützung, die vielfach ja schon genutzt werden. Froh bin ich auch, dass die hannoversche Landessynode im November weitere finanzielle Hilfe beraten und voraussichtlich beschließen wird.

Natürlich stehen hinter der persönlichen Not der Menschen komplexe politische Fragen. Nicht alle können bei uns bleiben, da sind raschere Verfahren nötig. Das Dublin-System funktioniert nicht, hier braucht es auf EU-Ebene neue Regelungen. Was mir besonders auffiel: Die meisten der Flüchtlinge erzählten von abenteuerlichen Fluchtgeschichten. Über das Mittelmeer, mit all den irrsinnigen Risiken. Mehrere berichteten, sie seien unter der Ladung von LKWs nach Deutschland geschmuggelt worden. Es kann doch nicht so bleiben, dass so viele Menschen nur unter Lebensgefahr oder illegal zu uns kommen. Gerade für Flüchtlinge aus den Ländern, in denen die Gefahr für Leib und Leben evident ist, brauchen wir breitere Kontingente einer sicheren und legalen Einreise und Ansiedlung bei uns und in Europa.

Hans Christian Brandy, Landessuperintendent in Stade, November 2014

Ökumene - Gemeinsame Freude

„Wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle anderen mit ihm“ (1. Kor 12,26). Dieser Satz des Paulus gilt auch in der Ökumene. Das lutherisch-katholische Dokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ stellt unter diesem Wort die „gemeinsame Freude am Evangelium“ im Blick auf 2017 heraus.

Bei der Tagung der Evangelisch-Katholischen Gebietskommission Norddeutschlands in der vergangenen Woche wurde dies deutlich: Freude können auch Katholiken empfinden im Blick auf die Wiederentdeckung des Evangeliums in der Reformationszeit. Zwar wiesen die katholischen Geschwister zu Recht auch auf die Verletzungen hin, die die Konfessionen einander zugefügt haben. Deutlich aber wurde, dass es auch aus ihrer Sicht gute Gründe gibt, sich im Jahr 2017 gemeinsam zu freuen und zu danken.

Umgekehrt war es spannend, die Berichte der katholischen Geschwister ein Jahr nach Amtsantritt des neuen Paps­tes zu hören. Von einem neuen Klima erzählten sie, von Befreiungsgefühlen, einer neuen Dialogkultur. Sie spüren schon heute Veränderungen und erwarten noch deutlich mehr. Es war eine Freude, die Freude der katholischen Schwestern und Brüder zu erleben.

Natürlich sind wir Protestanten derzeit noch etwas abwartend: Wird es zu wirklichen Veränderungen, zu Öffnungen in der Ökumene kommen, auf die viele so dringend warten? Da muss man ja tatsächlich weiter gespannt sein. Mir scheint aber: Ein wenig mehr dürfen wir uns mit den katholischen Geschwistern ruhig freuen.

Das gilt allemal, weil wir in Niedersachsen ohnehin schon günstige Bedingungen haben. Etwa der erfolgreiche konfessionell-kooperative Religionsunterricht oder das gemeinsame missionarische Reformprojekt „Kirche²“ sind anderswo alles andere als selbstverständlich. Da sind wir gemeinsam gut auf dem Weg. So ist spannend, was ökumenisch noch möglich sein wird, in einem Geist geteilter Freude am Evangelium und an dem, was bei den ökumenischen Geschwistern gut ist.

Hans Christian Brandy, April 2014
 

Andacht zur Jahreslosung 2014 von Landessuperintendent Dr. Hans Christian Brandy

„Gott nahe zu sein ist mein Glück“ Psalm 73,28

Wer möchte nicht glücklich sein, jedenfalls ab und an? Glück sucht jeder Mensch in seinem Leben. Die amerikanische Unabhängigkeitserklärung erklärte das „Streben nach Glück“ sogar zum Grundrecht jedes Menschen. Von den griechischen Philosophen bis zum modernen Schlager wird das Glück bedacht und besungen.

Wie ist Glück aber zu finden? Rabbi Chajjim pflegte zu sagen: „Die meisten Menschen reisen hin und her, immer im Kreis herum, auf der Suche nach Glück und der Jagd nach Reichtum. Sie sind ent-täuscht, wenn sie weder das eine noch das andere finden. Vielleicht wäre es besser, wenn sie einmal anhielten und dem Glück erlaubten, sie dort zu finden, wo sie sind.“

Glück zu finden könnte also mit Innehalten zu tun haben. Mit Stille und mit Bewusstheit. Ja, das kenne ich aus meinem Leben. Nehme ich mir die Zeit, das wahrzunehmen, was mich glücklich macht? Die Liebe zu einem Menschen, ein Sonnenuntergang auf der Fahrt durch unser Land, ein Musikstück, das mich anrührt, eine gelungene Begegnung in einer Gemeinde. Glück ist ja schwerlich ein Dauerzustand – lasse ich den Augenblicken des Glücks Zeit, mich zu finden?

„Gott nahe zu sein ist mein Glück, sagt die Jahreslosung. Nähe entsteht dort, wo Begegnung geschieht. Im Psalm 73, aus dem die Jahreslosung stammt, buchstabiert der Beter diese Nähe zu Gott durch. Auf der dunklen Folie von Zweifel, Bitterkeit und Anfechtung begegnet er Gott. So wie es bei einem guten Freund ist, der sich in den schweren Zeiten des Lebens als verlässlich und treu erweist.

„Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte“. So hat Martin Luther diesen Vers übersetzt. Die ökumenische Einheitsübersetzung spricht hier von „Glück“.

Gottes Nähe – mein Glück. Dann wäre das Glück da, wo ich mich im Einklang fühle und weiß mit dem Ursprung und dem Ziel meines Lebens. Dann verdanken sich mein Leben und mein Glück einem Grund, der allem vorausgeht, was mir gelingt und misslingt. Einem Grund, der mich trägt, jetzt, und mich am Ende meiner Tage erlösen wird von allem Dunkel.
Gewiss - manches Mal ist Gott uns unverständlich. Und doch glauben wir Gottes freundliche, uns zugewandte Nähe in Jesus Christus. Wir können gleichsam sein menschliches Antlitz, das Gesicht der Liebe, in Christus sehen.

Jesus selber hat Menschen glücklich gepriesen, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, die sanftmütig und barmherzig sind, die Frieden stiften. „Glücklich“ nennt Jesus sie, „selig“.

So wünsche ich mir und Ihnen im neuen Jahr viele Momente des Glücks, Momente zum Innehalten, um Gott und sich selbst nahe zu kommen, Momente mit anderen, in denen wir Gottes Nähe spüren können.

Hans Christian Brandy, Landessuperintendent in Stade

 

Bestattungskultur

Das Land Bremen (mit dem hannoverschen Kirchenkreis Bremerhaven) will als erstes Bundesland die Bestattungspflicht teilweise aufheben. Für zwei Jahre soll man die Urne mit nach Hause nehmen können.

Ein Abschied von einer öffentlichen Trauerkultur ist das – für viele Trauernde fehlt dann ein Ort des Gedenkens, für Patchwork-Familien kann der Leichnam zum Streitfall werden.

Unsere Diakonie hat jetzt auf die wachsende Zahl von anonymen Bestattungen durch Ordnungsämter hingewiesen, bei denen bedürftige Menschen weit entfernt von ihrer Heimat möglichst kostengünstig entsorgt werden. Eine nicht akzeptable Praxis.

Unsere Bestattungskultur verändert sich rasch. Urnenbestattungen nehmen rapide zu, Bestattungen im Wald sind keine Seltenheit mehr, in Kirchen entstehen Kolumbarien. Ich finde: Gegen eine Pluralisierung und gegen Bestattungsformen, die den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden, spricht aus christlicher Sicht nichts. Für uns als Kirche sind Seelsorge und Gottesdienst, Begleitung und Trost nicht an bestimmte Bestattungsformen gebunden.

Entschieden eintreten aber sollten wir für eine öffentliche Bestattungskultur. Menschen leben öffentlich. Alle sollen die Möglichkeit zum Abschied und zum Gedenken haben. Wir sollten werben für öffentliche Trauerfeiern – gegen den Trend zur Tabuisierung und Privatisierung des Todes („Beisetzung in aller Stille“). Wir sollten warnen vor dem Trend zur anonymen Bestattung, die trauerpsychologisch oft zu Problemen führt. Ein Grab ohne Pflegebedarf ist auch anders möglich.

Es ist segensreich, dass Kirchengemeinden – oft im Verbund mit anderen – für Trauerfeiern oder Bestattungen sorgen, wo es sonst niemand tut. Wir müssen aber auch politisch qualitative Mindeststandards bei Bestattungen einfordern – auch für mittellose Menschen und solche ohne Angehörige. Menschenwürde endet nicht mit dem Tod. Dafür stehen wir als Christen besonders ein, weil wir unsere Toten über den Tod hinaus bei Gott geborgen wissen.

Hans Christian Brandy, Landessuperintendent in Stade
 

Kirchenmusik

In der vergangenen Woche fand das 5. Stader Jugend-Orgel-Forum statt. 29 Jugendliche erlebten eine Woche mit Gesang, Andachten und fröhlicher Gemeinschaft. An den bedeutenden Orgeln erhielten sie hochkarätigen Unterricht. In einem (dreistündigen!) Abschlusskonzert stellten alle Teilnehmenden ihr erstaunliches Können vor.

Etliche waren zum wiederholten Mal dabei und bereiten sich jetzt auf ein Studium der Kirchenmusik vor. Darüber können wir uns nur freuen. Unsere Kirche braucht begabte junge Leute, die Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker werden. Wie bei den Theologiestudierenden sind es auch in der Kirchenmusik zu wenige, so dass die Fachleute „Alarm geschlagen“ haben. Der EKD-Ratsvorsitzende hat jüngst eindringlich ermutigt zum Studium der Kirchenmusik.

Selbstverständlich ist nicht alles eitel Sonnenschein in der Kirchenmusik. Für die Zögerlichkeit der Studieninteressenten gibt es Gründe, an denen wir arbeiten müssen. Aber insgesamt sind die Berufschancen viel besser als offenbar das Image: In den letzten Jahren sind kaum Stellen weggefallen. Die Bezahlung ist ordentlich, im EKD-Vergleich in Niedersachsen sogar gut. Orgelstipendien, landeskirchliche Stellen mit dem Schwerpunkt Orgelunterricht und eine ganze Reihe zusätzlicher Stellen für Berufsanfänger fördern bereits kräftig den Einstieg. Es gibt beste Studienmöglichkeiten mit ungewöhnlich individueller Förderung, oft kirchlich (mit-)finanziert wie in Hannover.

Synoden und Kirchenleitungen haben also längst erkannt: Kirchenmusik in ihrer ganzen Breite ist einer der Vitalposten im Leben unserer Gemeinden und hält viele Menschen in Kontakt mit der Kirche und dem Evangelium. Geeignete junge Menschen, die darin eine Berufung sehen können, finden gute Berufsperspektiven vor. Dafür sollten wir tatkräftig werben – wie in der vergangenen Woche in Stade.

Hans-Christian Brandy, Landessuperintendent im Sprengel Stade

Fluten

„Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle. Ich versinke in tiefem Schlamm; die Flut will mich ersäufen“ (Psalm 69,2+3). So wurde während der Flutkatastrophe in der lutherischen Kirche in Grimma gebetet, während die Stadt zwei Meter hoch unter Wasser stand.

Biblische Bilder und Urerfahrungen gewinnen in solchen Situationen ganz eigene Kraft. Für frühere Generationen gab es einen selbstverständlichen Zusammenhang zwischen den Naturkräften und Gott. Deshalb beging man bei Dürre oder Unwetter Bußtage, Hagelfeiertage usw.

Durch Aufklärung und Wissenschaft haben wir gelernt, die natürlichen Ursachen von Naturkatastrophen zu sehen. Gegen Blitze etwa hilft ein Blitzableiter. Über unsere eigenen Anteile an der Flut wurde in den allabendlichen Sondersendungen zu Recht diskutiert: Flussbegradigungen und Landversiegelung, Deichschutz und vor allem der Klimawandel.

Verantwortlich sind wir selbst, ist das Ergebnis. „Wir sind der Wettergott selbst und können uns nur selbst beklagen“, schrieb die Zeit. Die Flutkatastrophe hat neben unerhörtem Schaden auch viel Gutes zu Tage gefördert: eine gewaltige Solidarität und Spendenbereitschaft, praktische Hilfsbereitschaft vieler Tausender Menschen, sogar einen schnellen und weitreichenden Hilfsbeschluss der Politik ganz im Konsens. Das sind gute Erfahrungen, die wir uns bewahren sollten.

Not lehrt Zusammenhalten. Lehrt sie auch Beten? Wo menschliche Verantwortung liegt, müssen wir sie wahrnehmen, keine Frage. Aber Unbilden der Natur zeigen doch auch die Unverfügbarkeit des Lebens und die Grenzen der Machbarkeit. „Man muss beten, als ob alles Arbeiten nichts nützt und arbeiten, als ob alles Beten nichts nützt“, der Satz gilt gerade in solchen Zeiten (auch wenn er nicht von Luther stammt).

Im Gesangbuch haben wir von Detlev Block eine schöne Neudichtung eines alten Bitt-Liedes (EG 639). Darin heißt es: „Gott, wenn nicht deine starke Hand den Deich beschützt und unser Land, nutzt nichts zu unsrer Sicherheit, bricht alles, was uns Schutz verleiht.“ Gebet und Tat, Solidarität und länderübergreifendes politisches Handeln sind gefragt, damit nicht in wenigen Jahren die nächste „Jahrhundertflut“ unsere Dörfer und Städte bedroht.

Hans-Christian Brandy, Landessuperintendent im Sprengel Stade

Andacht zur Passionszeit

In den österreichischen Alpen steht im Vorarlberg die Hintere Jamspitze, ein majestätischer Berg von gut 3.150 Metern mit einer wunderbaren Aussicht. Auf seinem Gipfel ist ein großes Kreuz errichtet. Es ist ein eindrückliches Bild, wenn man dort oben steht. Hier berühren sich Himmel und Erde.

So empfinde ich es auf diesem Berggipfel. Man ist dem Himmel scheinbar näher. Und so erlebe ich auch das Kreuz auf dem Gipfel: Der Himmel kommt der Erde nahe in diesem Kreuz.

Auf dem Kreuz ist ein Datum zu lesen: Februar 1999. Dies ist ein besonderes Datum. Der Jamkogel steht oberhalb des Ortes Galtür. Im Februar 1999 hat eine Lawinenkatastrophe Teile des Ortes verschüttet und 38 Menschen getötet. Das Gipfelkreuz hat einige Jahre später ein Bürger aus Galtür in Erinnerung an seine gestorbenen Angehörigen errichtet.

In diesem Licht bekommt das Kreuz in der majestätischen Natur noch einmal einen anderen Charakter. Auf dem Kreuz ist zu lesen: „Christus hat uns nicht vom Leid erlöst, sondern von der Verzweiflung“. Da hat jemand seinen Glauben und seinen Trost bezeugt angesichts der Katastrophe von Galtür und aller persönlichen Trauer.

An Jesu Tod am Kreuz erinnern wir uns in der Passionszeit besonders. Nie ist das Kreuz ganz zu verstehen, nie leicht. Manche finden es als Symbol der Christen irritierend oder gar abstoßend. Aber das Kreuz steht für unseren Glauben an Christus, der uns über alle Abgründe hinweg tragen kann. Im Licht von Ostern steht das Kreuz Jesu dafür, dass Gott gerade in den Tiefen unseres Daseins an unserer Seite ist. Es steht für die Befreiung von Schuld, von der Macht des Todes und aller Verzweiflung. Das Instrument des Todes ist zum Zeichen des Lebens geworden.

Landessuperintendent Dr. Hans Christian Brandy

Kirchen öffnen Verliebten ihre Türen

Gottesdienste laden mit Feuershow und romantischem Dinner zum Valentinstag ein

Von Charlotte Morgenthal (epd)
Lüneburg/Braunschweig (epd). Mit Aktionen wie einer Feuershow, einem romantischen Dinner oder einem besonderen Segen für Paare feiern immer mehr Kirchengemeinden in Niedersachsen Gottesdienste zum Valentinstag. In Lüneburg stimmen Feuerakrobaten am Sonntag schon vor der Kirche auf den Gottesdienst "Liebesfeuer" ein, sagte der evangelische Pastor Eckhard Oldenburg.
Der Valentinstag am 14. Februar erinnert an den früheren Bischof der nördlich von Rom gelegenen Stadt Terni. Als Fest der Jugend und der Liebenden wurde er seit dem späten 14. Jahrhundert zunächst in Frankreich und England begangen, breitete sich dann weiter aus. In Deutschland erklärten 1950 die Blumenhändler den Valentinstag zum "Tag der offenen Herzen". Seit einigen Jahren haben auch Kirchengemeinden den Tag für sich entdeckt, oft können sich Paare in den Gottesdiensten segnen lassen.
Gemeinsam in den Altarraum zu treten und sich die Hand auflegen zu lassen, sei für viele ein schöner Moment, sagt Pastorin Wiebke Range. Sie will dazu am Donnerstag im südoldenburgischen Damme einladen. Besonders wichtig sei der Segen für Ehepaare, die wegen unterschiedlicher Konfessionen in der Vergangenheit nicht kirchlich heiraten durften: "Das zeigt, die Liebe steht vor dem Gesetz."
Wie die evangelische Kirchengemeinde in Meine bei Braunschweig wollen viele mit den Gottesdiensten einen Kontrapunkt zur rein kommerziellen Feier des Valentinstages setzen. "Dazu laden wir alle liebenden Menschen ein", sagt Pastorin Julia Kettler, die in der Meiner St.-Stephani-Kirche am Donnerstag die Feier leitet. "Liebe gibt es ja nicht nur in der Partnerschaft, sondern auch zwischen Eltern und Kindern, Freunden oder Geschwistern."
Um dies zu verdeutlichen, haben Schüler Rollenspiele vorbereitet. Darin gehe es auch um Freundschaft, erläuterte Kettler. Und es werde deutlich, dass die Liebe nicht nur rosarot sei, sondern auch mit Problemen aus dem Alltag zu kämpfen habe. So handle eine Szene von einem Kind, das sich den Eltern widersetzt.
Wie langjährige Beziehungen gepflegt werden, können Ehepaare in Hannover erfahren. Die katholischen Kirchen der Region laden zu einem romantischen Dinner ein. "Als Kirche sollten wir nicht klagen, dass die Bedeutung der Ehe abnimmt, sondern lieber selbst etwas dafür tun, die Ehe aufzuwerten", erläutert Jugendreferentin Katharina Maloney.
In Lüneburg können die Gottesdienstbesucher in einer Streichholzschachtel das Liebesfeuer mit nach Hause nehmen. Kleine Zettel darin geben dazu Tipps, sagt Pastor Oldenburg: "Grundsätzlich muss man ein Feuer pflegen, damit es dauerhaft Wärme verbreitet."

Das Stichwort: Valentinstag
Hannover (epd). Die Wurzeln des Valentinstags am 14. Februar reichen bis in die Antike. Die Römer feierten an diesem Tag ein Fest zu Ehren ihrer Göttin Juno, der Beschützerin von Ehe und Familie. Höhepunkt war eine "Liebeslotterie": Alle zum Fest eingeladenen Frauen mussten einen Zettel mit ihrem Namen in ein Körbchen legen. Später zogen dann junge Männer einen Zettel mit "ihrer Valentine". Für ein Jahr bestand dann zwischen beiden ein "scherzhaftes Liebesverhältnis", bei dem der Mann die Frau mit romantischen Briefen und kleinen Überraschungen verwöhnte.
Der Valentinstag erinnert auch an den früheren Bischof der nördlich von Rom gelegenen Stadt Terni. Der später heiliggesprochene Valentin soll auf Anweisung des römischen Kaisers Claudius II. (um 270) als Märtyrer hingerichtet worden sein, weil er seinem Glauben nicht abschwören wollte. An der nördlich von Rom verlaufenden Via Flaminia errichtete Papst Julius (337-352) eine Basilika mit dem Grab des Märtyrers.
Die Verehrung des Heiligen ist etwa ab dem Jahr 350 nachweisbar: Er galt als Patron der Bienenzüchter sowie der Verliebten und Brautleute. Als Fest der Jugend und der Liebenden wurde der Valentinstag seit dem späten 14. Jahrhundert zunächst in Frankreich und England begangen, breitete sich aber auch in andere europäische Länder und mit den Auswanderern nach Nordamerika aus. In Deutschland erklärten 1950 die Blumenhändler den Valentinstag zum "Tag der offenen Herzen".
 

Landauf, landab sind sie zu sehen und vor allem zu hören: die Bläserinnen und Bläser der rund 650 Posaunenchöre unserer Landeskirche. Eindrucksvoll bestätigen sie die Erfahrung: die Bläserarbeit ist ein Markenzeichen unserer evangelischen Kirche! Hier wird Gemeinde gebaut und kirchliche Verbundenheit gestärkt.

Kaum ein anderer Bereich der Gemeindearbeit verbindet die Generationen auf „spielerische“ Weise so sehr miteinander wie das Blasen im Posaunenchor. Da sitzt der Zehnjährige neben dem Siebzigjährigen, und sie blasen gemeinsam zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen. Ja, unsere Posaunenchöre können sich wirklich hören lassen

Einsatzmöglichkeiten gibt es viele: Die Intrade gibt dem Gottesdienst seine festliche Klangfarbe. Der Choral „Lobe den Herren“ macht den 80. Geburtstag zum unvergesslichen Erlebnis. Auf dem Weihnachtsmarkt bleiben die Menschen stehen und lauschen dem „O du fröhliche“. Und von den Kirchentagen sind unsere Bläserinnen und Bläser gar nicht mehr wegzudenken.

Mit vielen neben- und ehrenamtlichen Chorleiterinnen und Chorleitern sorgen sieben hauptamtliche Landesposaunenwarte für Qualität. Sie sind samt und sonders hoch qualifizierte Musiker, die ihr Können und ihre Begeisterung an andere weitergeben. Sie beraten die Chorleiter und helfen beim Aufbau neuer Chöre. Sie bieten Schulungen an für Anfänger und Fortgeschrittene, für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Sie üben Konzerte ein und bringen Auswahlchöre zu Spitzenleistungen. Sie organisieren Posaunenfeste auf Kirchenkreis-, Sprengel- und Landeskirchenebene. Auf Freizeiten wird Gemeinschaft gepflegt und „nebenbei“ auch noch viel gelernt.

Helfen Sie mit, das Anliegen voran zu bringen und der Bläserarbeit in unserer Landeskirche ein festes finanzielles Fundament zu geben!