Indienreise 2012

Landessuperintendent Dr. Klahr besucht die Gossner Kirche in Indien

Vom 21. bis 29. Oktober 2012 reiste Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr auf Einladung von Bischof Nelson Lakra nach Indien. Dort besuchte er die Evangelisch-lutherische Gossner Kirche und Projekte der Gossner Mission in Delhi und Ranchi.
Die Gossner Evangelican Lutheran Church (GELC) hat ihren Sitz in Ranchi und ist mit mehr als 500.000 Mitgliedern die größte protestantische Kirche in Indien. Die meisten von ihnen gehören zu den Ureinwohnern, den Adivasi. Die Gossner Mission mit Sitz in Berlin setzt sich dafür ein, dass Menschen, die in Armut und Ausgegrenztheit leben, Gerechtigkeit erfahren und ihren Weg in Würde und Selbstbestimmung gehen können. Das Missionswerk hat seine Wurzeln in Ostfriesland und feierte im vergangenen Jahr sein 175-jähriges Bestehen.
Benannt ist es nach seinem Gründer Johannes Evangelista Goßner (1773-1858). Bei ihm erschienen 1836 in Berlin fünf arbeitslose Handwerker, die ein Sattlermeister aus Leer geschickt hatte. Erstmals wurden nun Handwerker für die Mission ausgebildet. Handwerkliche Hilfe und Verkündigung der christlichen Botschaft prägt die Arbeit der Gossner Mission bis heute.
Zwischen Ostfriesland und der Gossner Mission besteht seit ihrer Gründung 1845 eine besondere Verbindung. Zum Kuratorium der Gossner Mission gehören neben Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr und Pastor Michael Schaper auch Superintendentin Angela Grimm (Harlingerland), Superintendent Dr. Helmut Kirschstein (Norden) und die ehemalige Landessuperintendentin Oda-Gebbine Holze-Stäblein.Weitere Informationen zur Gossner Mission unter: www.gossner-mission.de

Dr. Klahr besuchte Kindergarten und Kirchenleitung der Gossner-Kirche in Ranchi

 öso. Ranchi/ Indien. Emden. Zum Besuchsprogramm von Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr in Indien gehörte auch ein Besuch im ersten Reformkindergarten der lutherischen Gossner-Kirche in Ranchi im Bundesstaat Jharkhand. Die Erzieherinnen zeigten mit Freude die vor einem Jahr fertig gestellten Räume und den Spielbereich im Garten.

Der Martha Kindergarten wurde durch Anregung und Begleitung der ehrenamtlichen Mitarbeiterin der Gossner Mission, Helga Ottow (Berlin), geplant und wesentlich durch die Landeskirche Hannovers finanziert. Er bietet Platz für 25 Kinder aus sozial schwachen Familien, von denen in den jetzigen Ferientagen acht Kinder anwesend waren.

In seinem Bildungskonzept werden reformpädagogische Ansätze mit den Anforderungen frühkindlicher Vorschulbildung kombiniert. Auf spielerische Weise werden Sozial- und Lernverhalten gefördert.

Die Gesamtkirche hat diesen Kindergarten zu einem Modellprojekt erklärt. Es sollen in jeder Diözese der Kirche solche Kindergärten entstehen. Eine Erzieherin konnte mit Hilfe der Gossner Mission (Berlin) ein Praktikum in Deutschland absolvieren.

Dr. Klahr sagte mit Blick auf die Eindrücke der bisherigen Reise: "So groß der kulturelle Unterschied zwischen Indien und Deutschland auch ist, im Glauben an Jesus Christus fühlen wir uns eng verbunden. Wir können aus diesem Glauben heraus das Leben in der Gesellschaft gestalten, sei es in Indien oder in Deutschland."

Am ersten Tag seines Aufenthaltes in Ranchi wurde Dr. Klahr von Bischof Johan Dang im kirchlichen Verwaltungszentrum der Gossner-Kirche in Ranchi begrüßt. Dabei wurde den Gästen ein Blumenkranz und ein Tuch umgelegt. Dang war aus dem 300 Kilometer entfernten Bundesstaat Odisha angereist, um als Stellvertreter des leitenden Bischofs, Nelson Lakra, die Gäste zu empfangen, da Lakra sich zur Zeit in Assam befindet.

Dang freute sich über den Besuch aus Ostfriesland und erwähnte unter anderem die Unterstützung durch die Karin-Vorberg-Stiftung aus Südbrookmerland in Govindpur im Bundesstaat Jharkhand.

Mit den rund zwanzig anwesenden Mitgliedern der Kirchenverwaltung und den angereisten Pastoren fand ein Gespräch über laufende Projekte der lutherischen Gossner Kirche in Indien und in Deutschland statt. Bischof Dang und Dr. Klahr äußerten den Wunsch, die Begegnung von Jugendlichen beider Kirchen zukünftig stärker in den Blick zu nehmen.

Deutlich wurde auch, dass in der Gossner Kirche kirchliches Handeln eingebunden ist in soziale Projekte. Helfen mit "Herz und Hand" stehen sowohl in der Gossner Kirche als auch bei der Gossner Mission im Vordergrund.

Einige Projekte werden auf dieser Reise vom Regionalbischof des Sprengels Ostfriesland und von Pastor Michael Schaper (Emden) als Kuratoren der Gossner Mission visitiert. Schaper ist zugleich Vorsitzender des Freundeskreises der Gossner Mission Ostfriesland. Auf dem Besuchsprogramm steht unter anderem der Besuch einer Handwerkerschule in Fudi. Hier werden Jugendliche zum Schweißer, Kfz-Mechaniker oder Elektriker ausgebildet, die sonst keine berufliche Zukunft hätten. Diese Schule wird auch von den Berufsbildenden Schulen II Emden unterstützt.

Zum Abschluss seiner Besuchsreise wird Dr. Klahr am Sonntag in der Hauptkirche in Ranchi die Predigt halten.

Die Gossner Evangelical Lutheran Church (GELC) in Indien besteht aus sechs Diözesen mit rund 500.000 Mitgliedern in 1895 Gemeinden. Ihre Mitglieder sind in der Mehrheit Ureinwohner Indiens, die Adivasi.

Außer den sechs Bischöfen der Diözesen gibt es mit Nelson Lakra einen leitenden Bischof der Gossner Kirche. Sie ist seit 1919 eine selbständige Kirche und ist von Beginn an engagiert in der Landrechtsbewegung der Adivasi.

Dr. Klahr zieht positive Bilanz der Indienreise

öso. Emden. Ranchi. Im Nachklang der Indienreise bewertet Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr den Besuch der Partnerkirche, der Evangelisch-lutherischen Gossner – Kirche, als sehr positiv. „Unsere christlichen Glaubensgeschwister in Indien leben und gestalten ihren Glauben in einer religiös - pluralen Gesellschaft vorbildlich, wir können viel von ihnen lernen.“ Es sei bewegend, mit welcher Freude und Dankbarkeit die Delegation aus Ostfriesland im Zentrum der Gossner - Kirche in Ranchi empfangen wurde, so Dr. Klahr. Die Dankbarkeit darüber, dass es deutsche Missionare waren, die das Evangelium zu den Ureinwohnern Indiens, den Adivasi, getragen haben, ist heute noch spürbar und wird an jedem zweiten November mit einem großen Fest gefeiert.
„Die Freundlichkeit und Gastfreundschaft, die ich dort an allen Stationen des Besuches erleben durfte, war einzigartig“, freute sich der Regionalbischof für den Sprengel Ostfriesland.
Es sei ermutigend, so Klahr, dass bei dem großen Unterschied der Kulturen und den unterschiedlichen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen wir uns als Schwestern und Brüder im Glauben begegnen konnten. Dies wurde besonders auch im Gottesdienst in Ranchi deutlich, in dem Klahr die Predigt hielt, die von der Theologin Idan Topno in Hindi übersetzt wurde.

Große Herausforderungen für die indischen Christen
Die Reise nach Indien habe aber auch gezeigt, dass die indischen Christen vor großen Herausforderungen stehen. So müssten die Bildungseinrichtungen sich ständig an das staatliche Bildungsgesetz anpassen. Die Landbevölkerung müsse sich um eine nachhaltige Landwirtschaft bemühen, die Einkommen und Verbleib der Bauernfamilie in den Dörfern sicherstellt. Dies sei nur durch Eigeninitiative der Kirche vor Ort und durch die Solidarität unter der Landbevölkerung zu erreichen.
Im Gesamtgefüge der Religionen setzt die Gossner - Kirche mit ihren 500.000 Mitgliedern als zweitgrößte lutherische Kirche im Land sichtbare Akzente. Die Schwerpunkte ihrer Gemeindearbeit liegen im Bildungsbereich und in sozialen Projekten.
Darüber hinaus sei durch die christliche Ethik die Rolle der Frau deutlich aufgewertet. So haben Frauen etwa die Möglichkeit, Theologie zu studieren. Die Übernahme ins Pfarramt dauert aber oft Jahre.
Besonders erfreulich seien der Aufbruch und die Begeisterung der Jugendlichen für den Glauben, die trotz oft aussichtsloser Berufsperspektiven das Gemeindeleben lebendig mitgestalten. Sie unterrichten beispielsweise die Kinder in der Sonntagsschule oder verabreden sich zum gemeinsamen Lernen und überlegen sich Hilfsprojekte in der Gemeinde.
Beim Kirchentag 2013 in Hamburg wird eine Musikgruppe „The Gossners“ diese Fröhlichkeit mit ihrer Musik nach Deutschland bringen.
„Es hat mich sehr bewegt, wie der Glaube an Christus den jungen Menschen Hoffnung und Kraft gibt“, so Klahr.
Insgesamt habe auch diese Reise gezeigt, dass die Partnerschaften, die vom Sprengel Ostfriesland aus in unterschiedliche Länder der Welt bestehen, ein großer Reichtum sind. Sie lassen uns nicht nur über den eigenen Tellerrand blicken, sondern ermutigen auch dazu, unseren Glauben in der je eigenen Gesellschaft fröhlich und zukunftsorientiert zu gestalten.

Auf Einladung des leitenden Bischofs der Gossner – Kirche in Indien, Nelson Lakra, besuchte Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr vom 21. bis 29. Oktober 2012 als Kurator der Gossner Mission (Berlin) die Evangelisch-lutherische Gossner – Kirche und Projekte der Gossner Mission in Delhi und im Bundesstaat Jharkhand. Begleitet wurde er von dem Vorsitzenden des Freundeskreises der Gossner Mission Ostfriesland, Pastor Michael Schaper, und der Öffentlichkeitsbeauftragten des Sprengels Ostfriesland, Pastorin Dr. Hannegreth Grundmann.