2019: Landeskirche sorgt vor

Positives Jahresergebnis für schwierige Zeiten

Im Haushaltsjahr 2019 schloss das Jahresergebnis aus ordentlicher Tätigkeit der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers mit einem Überschuss in Höhe von 7,1 Millionen Euro ab. In den letzten Jahren hatte die Landeskirche hingegen Verluste hinzunehmen (2018: 23,1 Millionen Euro, 2017: 85,2 Millionen Euro, 2016: 35,2 Millionen Euro, 2015: 95,4 Millionen Euro, 2014: 0,9 Millionen Euro). Der Grund dafür lag in den hohen Vorsorge-Aufwendungen, die die Landeskirche sukzessiv nach versicherungsmathematischen Berechnungen in die doppischen Jahresabschlüsse aufzunehmen hatte.

Für das Jahr 2020 erwartet die Landeskirche aufgrund der Corona-Pandemie einen drastischen Ertragsrückgang. Die Kirchensteuer, die sich nach der zu zahlenden Einkommensteuer berechnet, wird um einen hohen zweistelligen Millionenbetrag geringer ausfallen. Kirchenmitglieder, die durch die Corona-Pandemie bedingt Kurzarbeiter- oder Arbeitslosengeld beziehen, zahlen keine Kirchensteuer. Zudem wird die Landeskirche zusätzliche Ausgaben zu schultern haben, um die finanziellen Corona-Folgen in verschiedenen Bereichen (z.B. Tagungshäuser, Kindertagesstätten) abzufedern.

In der mittelfristigen Finanzplanung wird die Landeskirche mit abnehmenden Kirchensteuererträgen rechnen müssen. Zwar werden die nominellen Kirchensteuererträge in den nächsten Jahren auf dem gegenwärtigen Niveau verharren. Die reale Finanzkraft der Landeskirche wird aber abnehmen, da die Landeskirche die jährlichen linearen Preis- und Personalkostensteigerungen nicht aus zusätzlichen Kirchensteuererträgen finanzieren kann.

Deshalb wird die Landeskirche in den 20er-Jahren entscheiden müssen, welche neuen Strukturveränderungen notwendig sind. Diese Frage wird die Kirchengemeinden, die Kirchenkreise und die Landeskirche aber schon in den nächsten Jahren beschäftigen, da die Strukturkonzepte nur langfristig geplant werden können und mit den verantwortlichen Gremien auf allen Ebenen gut abgestimmt werden müssen.

Darüber hinaus bleiben zusätzliche Risiken bestehen! Die Kirchensteuer kann etwa durch Veränderungen des staatlichen Einkommensteuerrechts noch stärker einbrechen. Die Preis- und Personalkostensteigerungen können noch höher ausfallen als angenommen. Zudem steigen auch die konjunkturellen Risiken, die über sinkende Einkommensteuer auch Auswirkungen auf die Kirchensteuer der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers haben können.

Auf den folgenden Seiten gibt die Gesamtergebnisrechnung zum 31.12.2019 einen Einblick in die Ertragslage 2019. Die Vermögenslage 2019 der Landeskirche ist in der Bilanz zum 31.12.2019 dargestellt. Die für 2020 vorgesehenen Aufwendungen sind nach Handlungsfeldern gegliedert und geben den von der Landessynode beschlossenen Haushaltsplan in komprimierter Form wieder.

Gesamtergebnisrechnung 2019

Die Gesamtergebnisrechnung 2019 weist im ordentlichen Jahresergebnis Erträge in Höhe von 669,8 Millionen Euro aus. Die Aufwendungen betragen 662,7 Millionen Euro und kommen mit rd. 480 Millionen Euro oder 73 Prozent direkt den Kirchenkreisen und Kirchengemeinden zugute. Daraus ergibt sich im Haushaltsjahr 2019 als Jahresergebnis aus ordentlicher Tätigkeit ein Überschuss von 7,1 Millionen Euro.

Die Erträge aus Kirchensteuern betrugen 611,8 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 594,9 Millionen Euro. Das ist eine Steigerung von 16,9 Millionen Euro oder knapp
3 Prozent, die vor allem auf die gute Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage
in Niedersachsen im Jahr 2019 zurückgeht.

Obwohl sich die Kirchensteuererträge in den letzten Jahren positiv entwickelt haben, kann diese Entwicklung nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Kirchensteuerentwicklung der letzten 25 Jahre deutlich hinter der Inflationsentwicklung zurückbleibt. So beträgt der Realverlust in den Jahren 1992 bis 2016 rd. 20 Prozent, was in diesem Zeitraum zu Haushaltsdefiziten von über 300 Millionen Euro führte.

Die gesamten Personalaufwendungen im landeskirchlichen Haushalt betragen 267,4 Millionen Euro und liegen mit ca. 45 Millionen Euro oder 15 Prozent unter dem Vorjahreswert. Der Grund sind zusätzliche Beihilferückstellungen im Jahr 2018, die nach einem versicherungsmathematischen Gutachten zu bilden waren. 

Die Zuweisungen in Höhe von 282,8 Millionen Euro fließen in die Kirchengemeinden und Kirchenkreise, damit diese ihre kirchlichen Aufgaben erfüllen können. In diesem Betrag sind zusätzlich 2 Millionen Euro für die Flüchtlingsarbeit der Kirchenkreise und Kirchengemeinden enthalten, mit denen z. B. Kurse für Deutschunterricht, Fortbildung von Ehrenamtlichen oder die Begleitung von Flüchtlingsfamilien unterstützt werden.

Die Abschreibungen betragen 2,3 Millionen Euro und sind damit 0,2 Millionen Euro höher als im Vorjahr.

Die sonstigen ordentlichen Aufwendungen betragen 32,5 Millionen Euro. In diesem Betrag sind rund 24 Mio. Euro Verwaltungskosten enthalten, die das Land Niedersachsen für die Kirchensteuerverwaltung erhält. Nach Art. 13 Abs. 1 Loccumer Vertrag erhält das Land Niedersachsen 4 Prozent der Kirchensteuereinnahmen als Entschädigung für die Verwaltungshilfe.

Aus dem Finanzausgleichsgesetz der Evangelischlutherischen Landeskirche Hannovers

Gesamtergebnisrechnung 2019

Die Gesamtergebnisrechnung 2019 weist im ordentlichen Jahresergebnis Erträge in Höhe von 669,8 Millionen Euro aus. Die Aufwendungen betragen 662,7 Millionen Euro und kommen mit rd. 480 Millionen Euro oder 73 Prozent direkt den Kirchenkreisen und Kirchengemeinden zugute. Daraus ergibt sich im Haushaltsjahr 2019 als Jahresergebnis aus ordentlicher Tätigkeit ein Überschuss von 7,1 Millionen Euro.

Die Erträge aus Kirchensteuern betrugen 611,8 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 594,9 Millionen Euro. Das ist eine Steigerung von 16,9 Millionen Euro oder knapp 3 Prozent, die vor allem auf die gute Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage in Niedersachsen im Jahr 2019 zurückgeht.

Obwohl sich die Kirchensteuererträge in den letzten Jahren positiv entwickelt haben, kann diese Entwicklung nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Kirchensteuerentwicklung der letzten 25 Jahre deutlich hinter der Inflationsentwicklung zurückbleibt. So beträgt der Realverlust in den Jahren 1992 bis 2016 rd. 20 Prozent, was in diesem Zeitraum zu Haushaltsdefiziten von über 300 Millionen Euro führte.

Bilanz zum 31.12.2019

Die Aktiva oder Aktivseite der Bilanz zählt die einzelnen Vermögensgegenstände der Landeskirche auf. Im Anlagevermögen sind Güter ausgewiesen, die der Landeskirche dauerhaft dienen. Hierzu zählen die Grundstücke und Gebäude (Sachanlagen) mit 84,3 Millionen Euro sowie die Unternehmensbeteiligungen etwa an der Comramo IT Holding AG oder der Evangelischen Bank eG mit 1,2 Millionen Euro. Insgesamt beträgt das Anlagevermögen 86,1 Millionen Euro und macht knapp 6 Prozent der Bilanzsumme aus.

Das Umlaufvermögen macht knapp 94 Prozent der Bilanzsumme aus und besteht im Wesentlichen aus Forderungen an den Rücklagenfonds, der die auf der Passivseite ausgewiesenen Rücklagen und Rückstellungen decken muss. Damit wird dem Grundsatz der Finanzdeckung der Rücklagen und Rückstellungen nach § 75 Abs. 9 und § 77 Abs. 2 der kirchlichen Haushaltsordnung Rechnung getragen.

Die Passiva oder Passivseite der Bilanz enthält das Reinvermögen der Landeskirche, das 609,9 Millionen Euro beträgt und gut 40 Prozent der Bilanzsumme ausmacht. Es ist unterteilt in den Vermögensgrundstock (80,6 Millionen Euro), die Pflichtrücklagen (228,5 Millionen Euro) und zweckgebundene Rücklagen (267,4 Millionen Euro). Die gesamten Rücklagen der Landeskirche betragen 555,9 Millionen Euro oder 36,7 Prozent der Bilanzsumme. In diesem Betrag ist auch die Risikorücklage von 130 Millionen Euro enthalten, die die Landeskirche für die 20er-Jahre aufbaut, um gegenüber den Kirchengemeinden und Kirchenkreisen die zugesagten Planungsvorgaben aufrechterhalten zu können.

Die Rückstellungen betragen insgesamt 881,4 Millionen Euro oder knapp 60 Prozent der Bilanzsumme. Hierin sind Versorgungsrückstellungen in Höhe von 819 Millionen Euro enthalten. Diese decken die auf die Landeskirche entfallende Deckungslücke bei der Norddeutschen Kirchlichen Versorgungkasse (NKVK) ab. Durch ein versicherungsmathematisches Gutachten wird dieser Wert in jedem Haushaltsjahr neu bewertet. Weitere 304,4 Millionen Euro betragen die Beihilferückstellungen für die pensionierten öffentlich-rechtlich Bediensteten in der Landeskirche, die in der Bilanz des Berichtsjahres in voller Höhe nachgewiesen werden.

Die Norddeutsche Kirchliche Versorgungskasse (NKVK) stellt die Versorgungsansprüche der Pfarrerinnen und Pfarrer sowie der Kirchenbeamtinnen und Kirchenbeamten in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig, der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe und der
Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) sicher. Zum Bilanzstichtag sind bei der NKVK 2.650 aktive Personen und 2.698 Versorgungsempfänger angemeldet.

Die Landeskirche Hannovers betreibt für 62.733 privatrechtlich angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und 25.998 Rentnerinnen und Rentner aus Kirche und Diakonie eine eigene Zusatzversorgungskasse (ZVK) als unselbstständige Einrichtung. Zum 31.12.2019 beträgt die Deckungsrückstellungslücke der Kasse 106,3  Millionen Euro, die sich durch ein vom Dienstgeber zu zahlendes jährliches Sanierungsgeld verringert.

Geplante Aufwendungen 2019: 638,9 Millionen Euro

RELIGIONSUNTERRICHT, EV. SCHULEN, BILDUNG (2%)

14,3 MILLIONEN €

Die ganzheitliche Förderung des Menschen ist eine wichtige kirchliche Aufgabe. Im Religionsunterricht und durch die Trägerschaft evangelischer Schulen leistet unsere Landeskirche einen unverzichtbaren Beitrag zur Werteerziehung in unserer Gesellschaft. Die kirchliche Erwachsenenbildung ermöglicht Menschen, ihre Kompetenzen zu erweitern, und hilft, Orientierung und Perspektiven für das Leben zu gewinnen. Gemeinschaftliche Erfahrungen von Glauben und Spiritualität sind hierbei maßgeblich.

LEBEN IN DEN GEMEINDEN, PFARRDIENST (69%)

442,1 MILLIONEN €

Das Herzstück kirchlichen Lebens sind die Gemeinden vor Ort: Pastorinnen und Pastoren sowie weitere kirchliche Mitarbeitende verantworten mit großer Unterstützung von Ehrenamtlichen Gottesdienste, Kirchenmusik, Konfirmandenunterricht und Gruppenangebote. Dazu gehören auch qualifizierte Beratung und Seelsorge. Kirchliche Feste, Taufen, Trauungen und Beerdigungen sind grundlegende Stationen des persönlichen Lebens. Kirchen sind Orte der Ruhe inmitten des oft hektischen Alltags und sollen dies auch künftig sein.

DIAKONIE, GESELLSCHAFT, UMWELT, MEDIEN (8%)

49,9 MILLIONEN €

Regional und überregional setzt sich die Landeskirche für Menschen mit Belastungen und in Notlagen ein. In Krankenhäusern, Heimen und Pflegeeinrichtungen sorgen kirchliche Mitarbeitende für ein menschliches Klima. Ob Kinder, Jugendliche, Frauen, Männer oder Familien, ob Obdachlose, Menschen mit Behinderungen, Kranke oder Straffällige: Für jede Bevölkerungsgruppe hat die hannoversche Landeskirche ein entsprechendes Angebot. Ein Schwerpunkt ist die Arbeit mit den Jüngsten: Für die 678 Kindertagesstätten werden über 26,2 Millionen Euro aufgewendet. Der Aufbau eines Energie- und Umweltmanagements rückt in Zukunft immer stärker in den Vordergrund. Innerhalb der Informationsgesellschaft kommt der öffentlichen Verkündigung des Evangeliums in den Medien eine herausragende Bedeutung zu. Zu vielen Themen nimmt die Kirche pointiert in den Medien und der Öffentlichkeitsarbeit Stellung.

FINANZ- UND IMMOBILIENWIRTSCHAFT, VERSICHERUNGEN (9%)

56,3 MILLIONEN €

Selbstverständlich geht die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers mit den ihr anvertrauten Geldern sehr sorgfältig und transparent um. Die Kirchensteuer wird bei den einkommensteuerpflichtigen Mitgliedern von den Finanzämtern eingezogen und an die Landeskirche abgeführt. Dafür erhält das Land Niedersachsen 24 Millionen Euro. Das vorhandene Vermögen muss Ertrag bringend und nachhaltig angelegt sowie verwaltet werden. Zudem übernimmt die Landeskirche die Versicherungsprämien für die Kirchen und Gemeindehäuser.

GESAMTKIRCHLICHE AUFGABEN, EKD, ÖKUMENE (6%)

41,3 MILLIONEN €

Kirchliches Engagement kennt keine Grenzen. So arbeiten kirchlich engagierte Menschen rund um den Globus zusammen, unterstützen sich gegenseitig und helfen in transnationalen Projekten. Die geleistete Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ist ein bedeutsamer Beitrag zur Förderung von Frieden und Gerechtigkeit. Eine gute und intensive Verständigung mit anderen christlichen Kirchen ist der Landeskirche ein Anliegen. In Deutschland ist die Zusammenarbeit der Landeskirchen ein wichtiger Aspekt, vor allem bei der Wahrnehmung gesellschaftlicher und kultureller Aufgaben.

LEITUNG UND ZENTRALE VERWALTUNG (6%)

41,8 MILLIONEN €

Die Synode, das „Kirchenparlament“, trifft sich zweimal im Jahr, um über aktuelle Fragen und den künftigen Weg der Kirche zu diskutieren. Der Landesbischof repräsentiert die Landeskirche nach außen und in den Gemeinden. Das Landeskirchenamt sowie die Kirchenämter wirken als zentrale Dienstleister für die Gemeinden und sorgen für die Einhaltung rechtlicher Rahmenbedingungen. Eine zeitgemäße Informationstechnologie ist dafür unerlässlich.