
Kerstin Gäfgen-Track, Leiterin der Bildungsabteilung im Landeskirchenamt, erläutert die Ausrichtung Evangelischer Schulen.
Frau Gäfgen-Track, was ist das Besondere an evangelischen Schulen?
Evangelische Schulen wollen Lern- und Lebensorte sein, Orte der Christengemeinde innerhalb der Bürgergemeinde. Christlicher Glaube braucht ein Verständnis von Gott, Mensch und Welt, elementare Kenntnisse der biblischen Texte, der religiösen Praxis und anderer Religionen. An Comenius angelehnt kann man auch sagen: Sie sollen Werkstätten der Menschlichkeit sein. Evangelische Schulen sind Orte gelebten Glaubens und neuen theologischen Denkens. Sie bieten Begleitung und Orientierung über den Unterricht hinaus, damit Schülerinnen und Schüler ihre Identität entwickeln und ihre Persönlichkeit ausprägen können. Jede Schule verfolgt dabei ihr eigenes Konzept in Abstimmung mit ihrem Umfeld und anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren wie etwa Musikschulen.
Sind evangelische Schulen nur für evangelische Kinder?
Nein, unabhängig von der Religionszugehörigkeit stehen sie allen Interessierten offen. Aktuell gibt es an unseren Schulen rund 4.000 Schülerinnen und Schüler christlicher Konfession – etwa 59 Prozent von ihnen sind evangelisch, 13 Prozent katholisch, 19 Prozent haben keine Konfession und 5 Prozent sind Muslime. Die Offenheit der Schulen nach außen ist sehr wichtig.
Wie zeigt sich die evangelische Ausrichtung im Schulalltag?
Es gibt reguläre und anlassbezogene Gottesdienste, Gebete, Andachten und gemeinsame Exkursionen zu religiös geprägten Orten und Pilgerfahrten. Der Religionsunterricht beschäftigt sich mit den Fragen, was Christsein in der heutigen Zeit bedeutet und welche Bedeutung der Glaube für das eigene Leben hat.
Etwas Besonderes ist unser sozialdiakonisches Praktikum: Hier treffen die Schülerinnen und Schüler auf Menschen in unterschiedlichen diakonischen Einrichtungen, lernen andere Lebensperspektiven kennen und bauen dabei Berührungsängste ab. Und unsere Schulpastorinnen und Schulpastoren verknüpfen die schulische Arbeit mit den Gemeinden im Umfeld.