Reto Othmer aus Harsum hat viele Leidenschaften – eine davon ist die Kirche. „Ich könnte eigentlich noch mal so eine Kirchenbank bauen.“ Reto Othmer steht vor seiner Werkbank und spannt das Sägeblatt ein. Mit geübten Handgriffen führt er das Holz und sägt die aufgezeichneten Formen aus. Auf einem der Regale im hellen Kellerraum steht seine kleine Sperrholzkirchenbank. Die hat er letztes Jahr für ein Preisausschreiben der Landeskirche gebaut. Auf der Titelseite des Jahresberichts gab es Stanzteile zum Bau einer Miniaturkirchenbank aus Pappe, dazu einen Aufruf „Zeig‘ uns Deine eigene Kirchenbank“. Gesagt, getan.
Die Vorlage war aus Karton – der 15-Jährige hat die Bank lieber als stabilere Holzversion gebaut und sie dann in der Harsumer St.-Andreas-Kirche fotografiert. (siehe S. 12) „Irgendwann hat mein Stiefvater mir ein paar Batterien und Glühbirnen gegeben, und ich habe damit ein bisschen rumexperimentiert, und das Ganze hat sich dann zum Leidwesen manch anderer immer weiterentwickelt“, erzählt Reto Othmer lachend. Alles, was im Haus kaputt gegangen ist, hat er sich vorgenommen und versucht, es zu reparieren. Und nicht nur das. „Ich kann mich noch an ein Siku- Auto erinnern, was einen Zahnbürstenmotor auf dem Dach montiert hatte und was dann durch die Stube fuhr. Das war die Tesafilmphase, da wurde alles noch mit Tesafilm zusammengehalten“, sagt seine Mutter Gabriele Hornburg- Othmer.
„Früher war meine Werkstatt ein Pappkarton, der auf meinem Schreibtisch stand, und wo ein bisschen Zeugs drin war. Jetzt habe ich im Keller die Werkbank, an der ich viel Zeit verbringe“, erzählt ihr Sohn. Reto ist aber viel mehr als nur ein Bastler. Wenn man ihm so zuhört, was er alles so anstellt, muss man sich fragen, ob seine Woche mehr Stunden hat als die eigene. Er spielt Handball im Verein, macht zweimal die Woche einen Tanzkurs, nimmt an der Theater-AG teil und hat Klavierunterricht. „Nicht, dass ich nicht auch mal zocken würde. Ich versacke auch mal vor der Konsole“, sagt Reto. Auch in der Kirche ist er aktiv. Er ist in der Jugendarbeit in der Kirche tätig.
Als Teamer begleitet er Konfirmandenfreizeiten. Im Herbst dieses Jahres will er die Jugendleiterkarte- Ausbildung machen. „Das ist quasi das Schwimmabzeichen der Jugendarbeit“, erklärt Reto. „Also da heißt es dann: wenn die Kinder Silber haben, dürfen die ins Meer, und wenn du auf bestimmten Freizeiten als Teamer mitfahren willst, brauchst du die Jugendleiterkarte.“ Der Bezug zur Kirche kommt aus der Familie. Seine Mutter macht bei der Gemeindezeitung mit und ist im Kirchenvorstand. „Die Kinder sind damit so groß geworden. Ich habe die immer mitgenommen in den Gottesdienst. Reto hat da immer geschlafen. Er hat sich wohl ziemlich wohlgefühlt“, sagt Retos Mutter.
Die Verbindung des Jugendlichen zur Gemeinde äußert sich auch in der Art und Weise, wie er sich durch die Kirche bewegt. „Ich liebe den Geruch hier“, sagt er. Man merkt, dass sie Teil seines Alltags ist. Und er steht dazu, auch wenn andere Jugendliche in seinem Alter das vielleicht nicht verstehen. „Die fragen dann: ‚Echt, du betest auch und so?‘, und dann sage ich ‚Ja, klar, ich bete auch.‘“