Hille de Maeyer // Handwerkspastorin

„Gott ist ein Handwerker“, meint Pastorin Hille de Maeyer. Sie ist die erste Handwerkspastorin bundesweit. „Im Grunde war Gott der erste Handwerker“, sagt Pastorin Hille de Maeyer, die zum 1. September neue Handwerkspastorin im Haus kirchlicher Dienste wird. Sie tritt die Nachfolge von Claus Dreier an, der zum 1. Mai auf eine Pfarrstelle in Ostfriesland wechselte. Als Referentin für Kirche und Handwerk wird sie im Fachbereich Kirche. Wirtschaft. Arbeitswelt eng zusammenarbeiten mit dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA) und dem Kirchlichen Dienst auf dem Lande (KDL). Im ersten Buch Mose im zweiten Kapitel heißt es: „Da machte Gott, der Herr, den Menschen aus Staub von der Erde.“ „Dem Handwerk wird dadurch eine besondere Würdigung zuteil“, findet die Theologin, die selbst in einem Familienbetrieb groß wurde. Ihre Familie führte seit vielen Generationen einen Gasthof in Marx in Ostfriesland.
„Mir ist von Kindheit an vertraut, was es heißt, wenn ein Betrieb die Existenzgrundlage für die Familie bildet. Meine Mutter war für die Küche verantwortlich, mein Vater hat die Gäste bewirtet“, so de Maeyer. „Schon als Kind habe ich mitgeholfen und mir so mein erstes Geld verdient.“ Im Handwerk gibt es noch immer viele Familienbetriebe und viele Angehörige, die mitarbeiten, etwa Ehefrauen, die die Buchführung übernehmen. „Das Handwerk finde ich einfach faszinierend“, sagt de Maeyer. „Wenn ich überlege, welche Handwerker ich in meiner Nähe kenne – einen Frisör, Tischler, Goldschmied und eine Optikerin – dann fällt mir auf, dass sie vieles gemeinsam haben. Sie arbeiten mit Hingabe und
Leidenschaft. Sie verstehen es, auf die Wünsche ihrer Kunden einzugehen und kreativ nach Lösungen zu suchen.“ Handwerksbetriebe bieten überdurchschnittlich viele Ausbildungsplätze an und sind auch in strukturschwachen Regionen vertreten. Das Handwerk kennt eine lange Tradition der Willkommenskultur. Hier sieht de Maeyer Anknüpfungspunkte für die Arbeit mit Geflüchteten, die ihr Vorgänger, Claus Dreier, ja bereits begonnen hat. Als Handwerkspastorin wird sie bei Freisprechungsfeiern und Meisterehrungen die Kirche repräsentieren und Kontakt zu Innungen und Handwerkskammern halten. Ebenfalls wird sie die Themen des Handwerks in den kirchlichen Kontext einbringen.
Für die ersten 100 Tage hat de Maeyer sich vorgenommen, erst einmal Besuche zu machen. Sie möchte hören, was Handwerkerinnen und Handwerker bewegt, welche Fragen sie haben und wie Kirche sie begleiten kann. „Ich würde auch gern dem einen oder der anderen bei der Arbeit über die Schulter schauen!“, gesteht die Pastorin. Vor allem aber möchte sie Kirche und Handwerk miteinander ins Gespräch bringen. Erste Ideen hat sie dafür auch schon. Über die bestehenden Angebote wie die Freisprechungsfeiern, Handwerksgottesdienste oder Betriebsbesuche hinaus kann sie sich zum Beispiel Kirchenführungen zusammen mit Handwerkern vorstellen. „Ich würde gerne Handwerker einladen und sie fragen: Wie entsteht eine Orgel? Was ist das Besondere am Mauerwerk? Wie arbeitet ein Steinmetz? Ich glaube, dass Menschen neugierig sind und das wissen möchten“, so die 56-Jährige. Auch wenn nach einer Restaurierung eine Kirche wieder eingeweiht wird, könnten Handwerkerinnen zu Wort kommen. „Ebenso würde ich gerne in Gottesdiensten Handwerkern die Gelegenheit geben, von ihrer Arbeit zu erzählen.“