Momentaufnahmen 2018

Gäste erkunden Gebetsräume

Im Januar erkunden über 150 Besucherinnen und Besucher die Gebetsräume von Juden, Muslimen und Christen. Zur „Langen Nacht der offenen Gotteshäuser“ in Göttingen locken vier große Strahler, deren Lichtkegel sich über der Innenstadt kreuzten. Gastgeber sind die muslimische DITIB-Gemeinde e.V., die liberale jüdische Gemeinde, die katholische St.-Michael-Gemeinde und die evangelische St.-Johannis-Gemeinde. Begleitet wird die Aktion von der Wanderausstellung „Religramme – Gesichter der Religionen“. Ein Bus-Shuttle chauffi ert die Gäste zwischen Moschee und Synagoge. Weiter geht es zu Fuß zur katholischen und schließlich zur evangelischen Kirche.

Erstmals Lektorenkurs „U 25“

Im Februar wird ein neuer Lektorenkurs des Sprengels Ostfriesland- Ems beendet, der sich an junge Leute unter 25 Jahren richtet. Dies ist ein Pilotprojekt und fi ndet erstmals in der Landeskirche Hannovers statt. 16 junge Frauen und Männer nehmen daran teil. Ziel ist die Befähigung, Gottesdienste zu gestalten. Der Kurs fi ndet wie die traditionellen Kurse an vier Wochenenden statt. Die angehenden Lektorinnen und Lektoren werden mit dem Gottesdienstablauf vertraut gemacht und lernen, sich eine Lesepredigt so anzueignen, dass sie diese im Gottesdienst halten können. Darüber hinaus umfasst der Kurs auch die Gestaltung eines Jugendgottesdienstes, den die jungen Leute gemeinsam vorbereiten und in Jheringsfehn feiern. Die 18-jährige Eva Steinbach aus der Kirchengemeinde Jherings-/Boekzetelerfehn ist nach ihrer Einführung die jüngste Lektorin innerhalb der hannoverschen Landeskirche.

60 Kandidierende formen ein „MIT“

Im März kommen rund 60 Menschen aus allen Gemeinden im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen in Langenhagen zusammen, um sich in Form eines großen MIT auf dem Kirchplatz an der Elisabeth-Kirche aufzustellen. Sie repräsentieren insgesamt 18 Kirchengemeinden im Evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen. Sie alle kandidieren für die Kirchenvorstände ihrer Gemeinden, die am 11. März neu gewählt werden. Der Fotograf kletterte unter das Kirchendach, um durch eine Dachluke zu fotografi eren. „MIT mir“ ist das Motto der Kirchenvorstandswahl 2018; überall in der hannoverschen Landeskirche werben Gemeinden und Kirchenkreise mit diesem einladenden MIT für die Wahl.

Hakenkreuz mit Flex entfernt

Im April reagiert die Landeskirche auf einen ungewöhnlichen Vorgang im Glockenturm der Schweringer Kapelle: Unbekannte waren heimlich auf den Kirchturm gestiegen und hatten ein Hakenkreuz und Teile einer nationalistischen Inschrift mit einem Winkelschleifer weggefräst. An der Kapellentür hing ein Bekennerschreiben. Die 1934 gegossene und aufgehängte Glocke war bereits im Herbst stillgelegt worden, nachdem die Landeskirche bei allen Gemeinden zwischen Hann. Münden und Cuxhaven nachgefragt hatte, ob dort noch Glocken aus der Nazi-Zeit existierten. Daraufhin kam es in der Kirchengemeinde und im Dorf zu heftigen Auseinandersetzungen über die Stilllegung der Glocke und einen kompletten Austausch. Die Landeskirche hatte die Übernahme der Kosten angeboten. In einer ersten Reaktion auf die Entfernung des Hakenkreuzes sagt Oberlandeskirchenrat Rainer Mainusch: „Die notwendige Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit und ihren Folgewirkungen in der Gegenwart lässt sich nicht mit einer ‚Flex‘ bewältigen.“ Im September fand sich dann ein Kompromiss: Die Glocke wurde in einem Gottesdienst liturgisch entwidmet und außer Dienst gestellt. Inzwischen ist ein künstlerischer Wettbewerb zur Neugestaltung der Glocke mit Symbol und Inschrift ausgeschrieben.

Gegen Gewinnstreben im Gesundheitssystem

Im Mai diskutieren beim Hanns-Lilje-Forum Forscher und Software- Unternehmer über die Digitalisierung im Gesundheitssystem. Der Arzt und TV-Moderator Eckart von Hirschhausen macht dem Publikum in der voll besetzten Kirche deutlich, dass er die zunehmende Nutzung digitaler Technik in der Medizin kritisch sieht – zumindest wenn es um das zwischenmenschliche Verhältnis von Patienten und Heilberufen geht. „Zu viele Ärzte schauen heute zuerst auf den Bildschirm anstatt in die Augen des Patienten“, kritisiert er. „Mehr noch als mit der Digitalisierung hat Hirschhausen aber ein Problem mit dem Gewinnstreben im Gesundheitswesen. Entstanden sei ein „zynisches“ Gesundheitssystem, das nur noch dann heilt, wenn es damit dauerhaft Geld zu verdienen gibt, sagt Hirschhausen. „Es ist ein Skandal, dass gegen dieses System nicht lauter protestiert wird“, ruft Hirschhausen.

Video zum Forum

Margot Käßmann geht in den Ruhestand

Im Juni feiern 800 Gäste einen Gottesdienst in der Marktkirche Hannovers, der Gottesdienst wird auch auf einer Großleinwand vor der Kirche übertragen: Anlass ist die Verabschiedung von Margot Käßmann in den Ruhestand. Die Theologin, die zu den prominentesten und beliebtesten Personen der evangelischen Kirche gehört, die aber auch immer wieder polarisierte, ist am 3. Juni 60 Jahre alt geworden. 1999 wird sie in Hannover zur Bischöfi n von Deutschlands größter Landeskirche gewählt. Zehn Jahre später wird sie die erste Frau an der Spitze der EKD, bleibt es aber nur für wenige Monate. Nach einer Fahrt unter Alkoholeinfl uss tritt sie im Februar 2010 von allen kirchlichen Ämtern zurück. Mit den Worten „Du kannst nie tiefer fallen als in Gottes Hand“ verabschiedet sie sich aus diesem Amt. Anschließend wirbt sie als „Botschafterin der EKD“ für das 500. Jubiläum der Reformation.

Video Tschüß Margot Käßmann

„Abrahams Kinder“ unter einem Dach

Im Juli wird die bundesweit erste christlich-muslimische Kindertagesstätte in Gifhorn eröffnet. Dort sollen je zur Hälfte Kinder aus muslimischen und christlichen Familien betreut werden. Zu den Trägern des Projekts zählt die katholische Pfarrei St. Altfrid, die türkisch-islamische Gemeinde zu Gifhorn und die evangelische Dachstiftung Diakonie. „Vielen Menschen hätte es sicher gut getan, wenn sie als Kinder in der Gemeinschaft verschiedener Religionen groß geworden wären“, sagte der evangelische Regionalbischof Dieter Rathing. „Manch beschämende Unkenntnis, manch dummes Vorurteil wäre wohl nicht in den Köpfen.“ Überschattet wurde die Eröffnung von einer anonymen Flugblattaktion gegen die neue Einrichtung.

Gartenkirche lockt ins Grüne

Im August läutet eine Glocke zu Andachten auf einer „Kirchenterrasse“. Die ungewöhnliche Waldkirche auf der Landesgartenschau in Bad Iburg ragt über ein kleines Tal und liegt zugleich wie ein Nest eingebettet zwischen hohen Bäumen. Bunte Figuren, hellgrüne Stühle und ein farbiges Kreuz sind Kennzeichen der „LAGA“-Kirche. Eine evangelische Pastorin und ein katholischer Pastoralreferent sowie rund 170 Ehrenamtliche kümmern sich täglich vor Ort um die Gäste. Die Andachten, zu denen die kleine Glocke einlädt, sind gut besucht, zwischen 10 und 75 Teilnehmer versammeln sich regelmäßig auf der Waldterrasse. Die LAGA in Bad Iburg wurde in weniger als zwei Jahren auf die Beine gestellt und funktioniere nur, weil die Bürger von Bad Iburg sie zu „ihrer“ LAGA gemacht haben, so die Veranstalter. So haben die Iburger selbst Pfl anzen gesetzt und gepfl egt und führen Gäste über das Gelände.

Zahlreiche Glocken läuten zum Weltfriedenstag

Im September sind alle Glockeneigentümer Europas zu einem europaweiten Glockenläuten eingeladen. Auch die hannoversche Landeskirche beteiligt sich am Weltfriedenstag unter dem Motto „Friede sei ihr erst Geläute“. Dies sei ein starkes Zeichen für den Frieden, so der Geistliche Vizepräsident im Landeskirchenamt, Arend de Vries, und ergänzte in einem Schreiben an die 1.262 Kirchengemeinden: „Da die Läuteordnung vorsieht, nur dann die Kirchenglocken zu läuten, wenn zu Gottesdienst, Andacht und Gebet eingeladen wird, schlagen wir Ihnen vor, das Läuten am 21. September von 18.00–18.15 Uhr mit einem Friedensgebet und/oder einer Andacht zu verbinden.“ Das Glockengeläut erinnert auch an das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren sowie an den Beginn des 30-jährigen Krieges vor 400 Jahren.

Erster ReformationsFEIERtag

Im Oktober feiert die Landeskirche Hannovers mit über 1.000 Gottesdiensten und Veranstaltungen den ersten Reformationsfeiertag. Im Sommer hatten die Länder Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein und Hamburg beschlossen, den Reformationstag am 31. Oktober als gesetzlichen Feiertag einzuführen, nachdem er im vergangenen Jahr zum 500. Jahrestag der Reformation einmalig ein gesamtdeutscher gesetzlicher Feiertag gewesen ist. „Mit dem Reformationstag bekommt Niedersachsen einen Feiertag, der in seiner Gestaltung herausfordernd ist und große Chancen bietet, aber auch unbequem sein kann“, sagt der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, der hannoversche Landesbischof Ralf Meister. „Es geht uns darum, den 31. Oktober religionsübergreifend, ökumenisch und weltoffen zu begehen. Wir wollen in Veranstaltungen und Gottesdiensten in ganz Niedersachsen über unser gesellschaftliches Miteinander ins Gespräch kommen.“

Neues Licht lässt Kirchenräume erstrahlen

Im November besuchen 150 Teilnehmer den Fachtag „Licht im Kirchenraum“ und lassen sich „erleuchten“. Ein Vogel fl iegt durch den Raum und am Ende des Tages erscheint der Sternenhimmel – die Künstlerin Nicola Dicke lässt die massiven dunklen Betonwände im Schiff der Matthäus-Kirche in Hannover tatsächlich in neuem Licht erstrahlen. „Durch Licht ist es möglich, den Menschen ein ganz anderes Erlebnis ihrer Kirche zu ermöglichen“, sagt die Künstlerin. Das Spektrum in der Tagung war breit, es reichte von Arbeiten von Lichtkünstlern über die Außenbeleuchtung von Kirchen bis hin zum Einsatz von Kerzen in der Kirchenpädagogik. Auch mit überschaubaren fi nanziellen Mitteln ist es möglich, einen Kirchenraum radikal zu verändern. So hat die St.-Lamberti-Kirchengemeinde in Bergen ein farbenfrohes Lichtkonzept ausgewählt, das die weiße Runddecke je nach Ereignis in blau, violett, gelb, grün oder orange strahlen lässt. Eine versteckte LED-Leiste sorgt unaufdringlich für passende Stimmungslagen.

Neues Lektionar wird eingeführt

Im Dezember werden Tausende Bücher in die Kirchengemeinden verteilt. Denn mit dem neuen Kirchenjahr wird ein neues Vorlesebuch für den Gottesdienst eingeführt. Aus diesem sogenannten „Lektionar“ werden die biblischen Texte des Sonn- oder Feiertags verlesen. Die neue Leseordnung ist eine „moderate Revision“ der bisherigen, vor genau 40 Jahren eingeführten Ordnung. Die Neuordnung wahrt die jahrhundertealte Tradition der gottesdienstlichen Lesungen, vor allem der Sonn- und Festtagsevangelien. Drei Neuerungen wird man besonders spüren: Die Anzahl der Predigttexte aus dem Alten Testament hat sich nahezu verdoppelt und umfasst nun ein Drittel. In den einzelnen Predigtjahrgängen wechseln nun Evangelien-, Epistel- und alttestamentliche Texte von Woche zu Woche ab. Außerdem hat nun jeder Sonn- und Feiertag zwei Lieder der Woche bzw. des Tages, darunter sehr viel mehr neue Lieder als bisher.