Finanzen und Statistiken

2017: Weitere Versorgungs- Rückstellungen notwendig

Im Haushaltsjahr 2017 schloss das Jahresergebnis aus ordentlicher Tätigkeit
der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers mit einem Verlust von 85,2 Millionen Euro ab. Einen Verlust hatte die Landeskirche schon in den letzten drei Vorjahren hinzunehmen (2016: 35,2 Millionen Euro, 2015: 95,4 Millionen Euro, 2014: 0,9 Millionen Euro). Der Grund dafür lag in den hohen Versorgungs-Aufwendungen, die die Landeskirche sukzessiv nach versicherungsmathematischen Berechnungen in die doppischen Jahresabschlüsse aufzunehmen hatte. Überschüsse verzeichnete der landeskirchliche Haushalt bis 2013. Hieraus erhielten die Kirchenkreise und die
Kirchengemeinden zusätzlich rund 48 Millionen Euro.

Finanzen

Die gegenwärtige Finanzlage wäre allerdings wesentlich dramatischer, wenn die Landeskirche nicht in den vergangenen Jahren eine konsequente Haushaltskonsolidierung betrieben hätte, die durch die Aktenstück-Reihe Nr. 98 ff. der 23. Landessynode vorgegeben war. Von 2004 bis 2015 wurden dadurch jedes Jahr im Durchschnitt gut 10 Millionen Euro eingespart. Damit konnte der Haushalt in 11 Jahren um rund 120 Millionen Euro entlastet werden. Dieser Weg war notwendig, weil die Defizite von 2003 bis 2010 in der Gesamtsumme über 300 Millionen Euro betrugen und eine nachhaltige Sanierung des landeskirchlichen Haushalts erforderlich machte. In der mittelfristigen Finanzplanung wird die Landeskirche mit abnehmenden Kirchensteuererträgen rechne müssen. Da sich diese Entwicklung schon in den letzten Jahren abzeichnete, hat die Landeskirche eine Risikorücklage aufgebaut, aus der die zukünftigen Defizite bis 2024 gedeckt werden können. Schon im Blick auf die Kirchenmitgliederentwicklung wird die Landeskirche in der nächsten Dekade entscheiden müssen, welche neuen Strukturveränderungen notwendig sind. Diese Frage wird die Kirchengemeinden, die Kirchenkreise und die Landeskirche aber schon in den nächsten Jahren beschäftigen, da die Strukturkonzepte nur langfristig geplant werden können und mit den  verantwortlichen Gremien auf allen Ebenen gut abgestimmt werden müssen. Darüber hinaus bleiben zusätzliche Risiken bestehen! Die Kirchensteuer kann etwa durch Veränderungen des staatlichen Einkommensteuerrechts stärker einbrechen. Die Preissteigerungen können höher ausfallen als angenommen. Auf den folgenden Seiten gibt die Gesamtergebnisrechnung zum 31.12.2017 einen Einblick in die Ertragslage 2017. Die Vermögenslage 2017 der Landeskirche ist in der Bilanz zum 31.12.2017 dargestellt. Die für 2018 vorgesehenen Aufwendungen. sind nach Handlungsfeldern gegliedert und geben den von der Landessynode beschlossenen Haushaltsplan in komprimierter Form wieder.

§ 12 Grundstandards

(1) Die Ziele der Finanzplanung werden für folgende kirchliche Handlungsfelder durch Grundstandards konkretisiert:

  1. Verkündigung, Gottesdienst und Seelsorge,
  2. Kirchenmusik, 3. kirchliche Bildungsarbeit,
  3. kirchliche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen,
  4. Diakonie,
  5. Leitung des Kirchenkreises,
  6. Verwaltung im Kirchenkreis.

(2) Die in den Grundstandards formulierten Dimensionen und qualitativen Anforderungen müssen in den Abwägungsprozessen zur Gestaltung der Finanzplanung Eingang finden und in angemessener Weise berücksichtigt werden.

Aus dem Finanzausgleichsgesetz der Evangelischlutherischen Landeskirche Hannovers

Haushaltsentwicklung von 2011 bis 2017 (in Mio. €)

Gesamtergebnisrechnung 2017

Die Gesamtergebnisrechnung 2017 weist im ordentlichen Jahresergebnis Erträge in Höhe von 629,2 Millionen Euro aus. Die Aufwendungen betragen 714,4 Millionen Euro und kommen mit 535,8 Millionen Euro oder 75 Prozent direkt den Kirchenkreisen und Kirchengemeinden zugute. Daraus ergibt sich im Haushaltsjahr 2017 als Jahresergebnis aus ordentlicher Tätigkeit ein Velust von 85,2 Millionen Euro. Die Erträge aus Kirchensteuern betrugen 566,5 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 542,2 Millionen Euro. Das ist eine Steigerung von 24,3 Millionen Euro oder 4,5 Prozent. Hierin sind Kirchensteuer-Nachzahlungen aus dem Jahr 2013 in Höhe von 6,7 Millionen Euro enthalten. Bereinigt um diese Nachzahlung betrug die Kirchensteuersteigerung im Berichtsjahr rund 3,2 Prozent. Sie entspricht der guten Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage in Niedersachsen. Obwohl sich die Kirchensteuererträge in den letzten Jahren positiv entwickelt haben, kann diese Entwicklung nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Kirchensteuerentwicklung der letzten 25 Jahre deutlich hinter der Inflationsentwicklung zurückbleibt. So beträgt der Realverlust in den Jahren 1992 bis 2016 rund 20 Prozent, was in diesem Zeitraum zu Haushaltsdefiziten von über 300 Millionen Euro führte. Die gesamten Personalaufwendungen im landeskirchlichen Haushalt betragen 215,2 Millionen Euro und liegen mit ca. 13 Millionen Euro oder 6 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Zuweisungen in Höhe von 250 Millionen Euro fließen in die Kirchengemeinden und Kirchenkreise, damit diese ihre kirchlichen Aufgaben erfüllen können. In diesem Betrag sind ebenso wie schon im Vorjahr zusätzlich 3 Millionen Euro für die Flüchtlingsarbeit der Kirchenkreise und Kirchengemeinden enthalten, mit denen z. B. Kurse für Deutschunterricht, Fortbildung von Ehrenamtlichen oder die Begleitung von Flüchtlingsfamilien unterstützt werden. Die Abschreibungen betragen 2,4 Millionen Euro und sind damit knapp 5 Millionen Euro niedriger als im Vorjahr. Der Vorjahreswert geht auf einen Sondereffekt zurück. Nach der Entscheidung der Landessynode war im Vorjahr ein Darlehen in Höhe von 5 Millionen Euro gegenüber einer großen diakonischen Einrichtung in einen Zuschuss umzuwandeln. Die sonstigen ordentlichen Aufwendungen betragen 172,9 Millionen Euro und enthalten eine weitere Rückstellung für Beihilfeleistungen in Höhe von 146,5 Millionen Euro für pensionierte öffentlich-rechtliche Beschäftigte. 

Bilanz zum 31.12.2017

Die Aktiva oder Aktivseite der Bilanz zählt die einzelnen  Vermögensgegenstände der Landeskirche auf. Im Anlagevermögen sind Güter
ausgewiesen, die der Landeskirche dauerhaft dienen. Hierzu zählen die Grundstücke und Gebäude (Sachanlagen) mit 82 Millionen Euro sowie die Unternehmensbeteiligungen etwa an der Comramo IT Holding AG oder der Evangelischen Bank eG mit 1,2 Millionen Euro. Insgesamt beträgt das Anlagevermögen 83,3 Millionen Euro und macht knapp 6 Prozent der Bilanzsumme aus. Das Umlaufvermögen macht 87 Prozent der Bilanzsumme aus und besteht im Wesentlichen aus Forderungen an den Rücklagenfonds, der die auf der Passivseite ausgewiesenen Rücklagen und Rückstellungen decken muss. Damit wird dem Grundsatz der Finanzdeckung der Rücklagen und Rückstellungen nach § 75 Abs. 9 und § 77 Abs. 2 der kirchlichen Haushaltsordnung Rechnung getragen. Erstmals weist die Bilanz einen nicht durch Reinvermögen gedeckten Fehlbetrag in Höhe von 89,4 Millionen Euro aus. Da die Landeskirche die gesamten Versorgungs- und Beihilferückstellungen (noch) nicht in vollem Umfang finanzdecken kann, ist der nicht gedeckte Fehlbetrag auf der Aktivseite der Bilanz ausgewiesen. Vorgesehen ist, dass die Finanzdeckung der gesamten Rückstellungen mit dem Jahresabschluss 2019 abgeschlossen ist.

Die Passiva oder Passivseite der Bilanz enthält das Reinvermögen der Landeskirche, das 567,3 Millionen Euro beträgt und knapp 40 Prozent der Bilanzsumme ausmacht. Es ist unterteilt in den Vermögensgrundstock (80,4 Millionen Euro), die Pflichtrücklagen (241,5 Millionen Euro) und zweckgebundene Rücklagen (212,6 Millionen Euro). Die gesamten Rücklagen der Landeskirche betragen 454 Millionen Euro oder 32 Prozent der Bilanzsumme. In diesem Betrag ist auch die Risikorücklage von 95 Millionen Euro enthalten, die die Landeskirche für die Jahre 2017 bis 2022 aufbaut, um gegenüber den Kirchengemeinden und Kirchenkreisen die zugesagten  Planungsvorgaben aufrechterhalten zu können. Die Rückstellungen betragen insgesamt 844,9 Millionen Euro oder knapp 60 Prozent der Bilanzsumme. Hierin sind Versorgungsrückstellungen in Höhe von 790,3 Millionen Euro enthalten. Diese decken die auf die Landeskirche entfallende Deckungslücke bei der Norddeutschen Kirchlichen Versorgungkasse (NKVK) in Höhe von 485,9 Millionen Euro ab. Durch ein versicherungsmathematisches Gutachten wird dieser Wert in jedem Haushaltsjahr neu bewertet. Weitere 304,4 Millionen Euro betragen die Beihilferückstellungen für die pensionierten öffentlich-rechtlich Bediensteten in der Landeskirche, die erstmals in der Bilanz des Berichtsjahres in voller Höhe nachgewiesen werden.
Die Norddeutsche Kirchliche Versorgungskasse (NKVK) stellt die Versorgungsansprüche der Pfarrerinnen und Pfarrer sowie der Kirchenbeamtinnen und Kirchenbeamten in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, der Evangelisch- lutherischen Landeskirche in Braunschweig, der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) sicher.
Zum Bilanzstichtag sind bei der NKVK 2.748 aktive Personen und 2.610 Versorgungsempfänger angemeldet.
Die Landeskirche Hannovers betreibt für 59.308 privatrechtlich angestellte
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und 24.062 Rentnerinnen und Rentner aus Kirche und Diakonie eine eigene Zusatzversorgungskasse (ZVK) als  unselbständige Einrichtung. Zum 31.12.2017 beträgt die Deckungsrückstellungslücke der Kasse 139,5 Millionen Euro, die sich durch ein vom Dienstgeber zu zahlendes jährliches Sanierungsgeld verringert.

Geplante Aufwendungen 2018: 593 Mio. Euro

RELIGIONSUNTERRICHT, EVANGELISCHE SCHULEN, BILDUNG

Die ganzheitliche Förderung des Menschen ist eine wichtige kirchliche Aufgabe. Im Religionsunterricht und durch die Trägerschaft evangelischer Schulen leistet unsere Landeskirche einen unverzichtbaren Beitrag zur Werteerziehung in unserer Gesellschaft. Die kirchliche Erwachsenenbildung ermöglicht Menschen, ihre Kompetenzen zu erweitern, und hilft, Orientierung und Perspektiven für das Leben zu gewinnen. Gemeinschaftliche Erfahrungen von Glauben und Spiritualität sind hierbei maßgeblich.

LEBEN IN DEN GEMEINDEN, PFARRDIENST

Das Herzstück kirchlichen Lebens sind die Gemeinden vor Ort: Pastorinnen und Pastoren sowie weitere kirchliche Mitarbeitende verantworten mit großer Unterstützung von Ehrenamtlichen Gottesdienste, Kirchenmusik, Konfirmandenunterricht und Gruppenangebote. Dazu gehören auch qualifizierte Beratung und Seelsorge. Kirchliche Feste, Taufen, Trauungen und Beerdigungen sind grundlegende Stationen des persönlichen Lebens. Kirchen sind Orte der Ruhe inmitten des oft hektischen Alltags und sollen dies auch künftig sein.

FINANZ- UND IMMOBILIENWIRTSCHAFT, VERSICHERUNGEN

Selbstverständlich geht die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers mit den ihr anvertrauten Geldern sehr sorgfältig und transparent um. Die Kirchensteuer wird bei den einkommensteuerpflichtigen Mitgliedern von den Finanzämtern eingezogen und an die Landeskirche abgeführt. Dafür erhält das Land Niedersachsen 22 Millionen Euro. Das vorhandene Vermögen muss Ertrag bringend und nachhaltig angelegt sowie verwaltet werden. Zudem übernimmt die Landeskirche die Versicherungsprämien für die Kirchen und Gemeindehäuser.

GESAMTKIRCHLICHE AUFGABEN, EKD, ÖKUMENE

Kirchliches Engagement kennt keine Grenzen. So arbeiten kirchlich engagierte Menschen rund um den Globus zusammen, unterstützen sich gegenseitig und
helfen in transnationalen Projekten. Die geleistete Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ist ein bedeutsamer Beitrag zur Förderung von Frieden und Gerechtigkeit. Eine gute und intensive Verständigung mit anderen christlichen Kirchen ist der Landeskirche ein Anliegen. In Deutschland ist die Zusammenarbeit der Landeskirchen ein wichtiger Aspekt, vor allem bei der Wahrnehmung gesellschaftlicher und kultureller Aufgaben.

DIAKONIE, GESELLSCHAFT, UMWELT, MEDIEN

Regional und überregional setzt sich die Landeskirche für Menschen mit Belastungen und in Notlagen ein. In Krankenhäusern, Heimen und Pflegeeinrichtungen sorgen kirchliche Mitarbeitende für ein menschliches Klima. Ob Kinder, Jugendliche, Frauen, Männer oder Familien, ob Obdachlose, Menschen mit Behinderungen, Kranke oder Straffällige: Für jede Bevölkerungsgruppe hat die hannoversche Landeskirche ein entsprechendes Angebot. Ein Schwerpunkt ist die Arbeit mit den Jüngsten: Für die 661 Kindertagesstätten werden über 24 Millionen Euro aufgewendet. Der Aufbau eines Energie- und Umweltmanagements rückt in Zukunft immer stärker in den Vordergrund. Innerhalb der Informationsgesellschaft kommt der öffentlichen Verkündigung des Evangeliums in den Medien eine herausragende Bedeutung zu. Zu vielen Themen nimmt die Kirche pointiert in den Medien und der Öffentlichkeitsarbeit
Stellung.

LEITUNG UND ZENTRALE VERWALTUNG

Die Synode, das „Kirchenparlament“, trifft sich zweimal im Jahr, um über aktuelle Fragen und den künftigen Weg der Kirche zu diskutieren. Der Landesbischof repräsentiert die Landeskirche nach außen und in den Gemeinden. Das Landeskirchenamt sowie die Kirchenämter wirken als zentrale Dienstleister für die Gemeinden und sorgen für die Einhaltung rechtlicher Rahmenbedingungen. Eine zeitgemäße Informationstechnologie ist dafür unerlässlich.

Kirche im Detail

Mitgliedschaft - Mitglieder: 2.579.722 Millionen in 1.359 Kirchengemeinden
Kircheneintritte 3.258
Kirchenaustritte 23.024

 

Taufen

Kinder unter 15 Jahren 20.517
Jugendliche und Erwachsene 1.928

 

Konfirmationen / Trauungen / Bestattungen

Konfirmationen 25.503
Trauungen 5.835
Bestattungen 35.863

 

Gottesdienste

an Sonn- und Feiertagen 69.579

 

Anzahl der Gottesdienstbesucherinnen und -besucher
am Zählsonntag 57.962
– davon Kinder in Kindergottesdiensten 9.728
Heilig Abend 975.190
Karfreitag 68.435

 

Ehrenamtlich Mitarbeitende in den Kirchengemeinden
Mitarbeiterinnen 90.165
Mitarbeiter 35.512

 

Beruflich Tätige im kirchlichen Dienst

Pastorinnen 699
Pastoren 1.087
Diakoninnen 327
Diakone 206
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 24.822

 

Diakonisches Werk in Niedersachsen

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ca. 70.000

 

Einrichtungen und Gebäude - Ausgewählte Bereiche

Kindertagesstätten 668
(55.000 Plätze)
Schulen 6
Krankenhäuser 16
(3.772 Betten)
Alten- und Pflegeheime 140
(11.689 Plätze)
Diakonie- und Sozialstationen 104
Träger von Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen 65
(23.760 ambulante, teilstationäre und stationäre Angebote)
Lebensberatungsstellen 31
Telefonseelsorgestellen 6
Fachstellen für Sucht und Suchtprävention 27
Schuldnerberatungsstellen 53
Kirchen 1.396
Kapellen 263