
Dieses Kunst-Projekt „Wohl denen, die da wandeln“ auf dem Pilgerweg Loccum-Volkenroda, ist nur eines der vielen im Reformations-Themenjahr 2015: „Reformation und Bild“.
Kunst und Kultur – im Haus kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers sind diese Begriffe eng miteinander verbunden. „Jede Kirche ist eine Kulturkirche, ob uns das bewusst ist oder nicht. Was können wir dazu beitragen, dass wir dieses Selbstbewusstsein in unseren Gemeinden stärken? Wie können wir unsere Kirchen in der Kulturlandschaft positionieren?“, diesen und weiteren Fragen geht Pastor Achim Kunze, Referent für Kunst und Kultur im Haus kirchlicher Dienste, auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 nach. Und natürlich nicht nur er, sondern das gesamte Team des Arbeitsfeldes Kunst und Kultur. Im Rahmen der Lutherdekade schlägt die Evangelische Kirche in Deutschland für jedes Jahr ein Thema vor, das einen wichtigen Aspekt der Reformation mit Wirkungen für die Gegenwart beleuchtet. 2015 stand das Thema „Reformation und Bild“ für die Medien- und Bilderrevolution der Reformationszeit, zugleich aber auch für die Hinterfragung heutiger Sichtweisen in Bezug auf Religion, Kultur und Gesellschaft.
Mit ihrem besonderen Lichtprojekt war dazu die Osnabrücker Künstlerin Nikola Dicke von Mai bis Oktober 2015 in acht ausgewählten Orten des Pilgerweges von Loccum nach Volkenroda unterwegs. Die Aktion namens „Kunst pilgert“ wurde initiiert von der Landeskirche Hannovers zum zehnjährigen Bestehen des Pilgerweges und maßgeblich unterstützt von der Klosterkammer Hannover. Dicke realisierte ihre Lichtinstallationen so: Die 45-Jährige schwärzte eine Glasplatte mit Ruß, zeichnete in den Ruß und projizierte das Ergebnis mit einem Projektor auf die Kirchenwände. Inspirieren ließ sie sich dabei von Pilgerliedern und Kirchenräumen, aber auch die Menschen aus den Gemeinden konnten unmittelbar daran mitwirken.
Ein weiteres besonderes Projekt im Themenjahr 2015 nannte sich „Re- FORMation“ und war ein zeitgenössisches Studierendenprojekt. Daran beteiligten sich zwölf Master-Studierende der Fakultät Gestaltung der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim. „Sie haben im Rahmen eines durch das Arbeitsfeld Kunst und Kultur begleiteten Seminars Themen der Reformation so gekonnt ins Bild gesetzt, dass sowohl deren historische, als auch deren gegenwärtige Bedeutung erfahrbar wurden“, erklären als Projektleiter Diakon Hartmut Reimers und Pastorin Dr. Simone Liedtke (Haus kirchlicher Dienste) gemeinsam mit Professorin Barbara Kotte und Professor Timo Rieke. Die daraus entstandenen 18 herausragenden Designobjekte wurden von Juli 2014 bis Februar 2016 mit den Studierenden landeskirchenweit in fünf Museen, Galerien und Kirchen in einer Wanderausstellung gezeigt.
Jedes der Exponate gab einem Thema der Reformation eine neue Form und lenkte den Blick darauf, wie man von Zeugnissen und Errungenschaften, Worten und Bildern der Vergangenheit für die Zukunft lernen kann. Dieses Designprojekt schaute nicht nur auf die vergangenen fast 500 Jahre, sondern stellte sich auch der Frage: Inwiefern – und in welcher Form – „Reformation“ auch heute noch in Kirche und Gesellschaft aktuell ist. Denn diese Frage kann sich die evangelische Kirche nicht nur selbst beantworten.
Sie braucht Dialogpartner mit eigenem Zugang zum Thema. Wie sind wir geworden, was wir geworden sind? Woran ist evangelische Kirche heute zu erkennen? Und was ist aus vorreformatorischer Zeit bewahrt worden – und warum? All diese und viele weitere Fragen wurden beleuchtet – und werden sicher auch im Jubiläumsjahr 2017 eine Rolle spielen ...