Das kirchliche Leben in Niedersachsen ab dem 17. Jahrhundert

Nach den Wirren der Gegenreformation und des Dreißigjährigen Krieges galten im niedersächsischen Protestantismus des 17. Jahrhunderts praktizierte Frömmigkeit, Toleranz und Friedensgesinnung als die zentralen christlichen Tugenden. Sie wurden in der Erbauungsliteratur besonders gepflegt, zu deren Hauptvertretern der Celler Generalsuperintendent Johann Arndt (1555-1621) gehörte. Auch die Kirchenmusik blühte auf, viele heute noch bekannte Kirchenlieder entstanden in dieser Zeit, z. B. „Macht hoch die Tür“, „Dir, dir, o Höchster, will ich singen“ und viele andere.
Im 18. Jahrhundert versuchten viele evangelische Pastoren, die christliche Lehre mit den Prinzipien der Aufklärung zu verbinden. Sie warben für ein vernünftiges, praktisch ausgerichtetes Christentum. Rationalismus und Vernunftsdenken wandten sich gegen den „Aberglauben“ und stärkten die Toleranz unter den Religionen und Konfessionen, ließen aber auch die emotionale und soziale Seite des kirchlichen Lebens verblassen. Traditionelle Gottesdienstformen und Spiritualität gingen verloren, das Gemeindeleben verlor seine Bedeutung.