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Grafik: Marc Vogelsang

Mit Geduld und Leichtigkeit

Protestantischer Trübsinn liegt Schmidt fern

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Valentin Schmidt. Bild: epd-Bild

Bei langwierigen Sitzungen drängte Valentin Schmidt gern schon mal auf Entscheidungen und scheute sich auch nicht, Dauerrednern das Wort abzuschneiden. Doch selbst in angespannten Situationen bescheinigten ihm seine damaligen Mitsynodalen stets Ruhe und Gelassenheit. Schmidt, der die Landessynode von 1993 bis 1998 als Präsident leitete, galt als locker, fröhlich, ausgeglichen und dabei doch stets zupackend.

Und so ist der inzwischen 72-Jährige bis heute geblieben. Protestantischer Trübsinn liegt ihm fern – ganz im Gegenteil: „Man darf über das Evangelium doch nicht verzwiebelt und verschwabelt reden, sondern muss den Menschen die Botschaft klar, froh und mutmachend verkündigen“, sagt der hannoversche Lokalpatriot, der bis heute in seinem Lieblingsverein Hannover 96 mitmischt.

Konflikten ist Schmidt dabei weder als Chef des Kommunalverbandes des Großraums Hannover noch als Präsident des EKD-Kirchenamtes aus dem Weg gegangen. Doch im Streit um die Sache war er nie verletzend, erinnern sich Weggenossen. „Jeder, der ein Parlament leitet, sollte darauf hinwirken, dass man mitmenschlich miteinander umgeht“, betont Schmidt: „Denn schließlich könnte ja jeder Debattenredner auch recht haben.“ Deshalb lautet seine oberste Devise: „Es ist unser Gebot, aufeinander zu hören, Argumente zu wägen und dabei vor allem den Humor nicht zu verlieren.“

Das Amt des Präsidenten der Landessynode umschrieb der Jurist in seinen aktiven Zeiten gegenüber epd einmal so: „Der Präsident hat darauf zu achten, dass die Arbeit in der Synode offen, kooperativ und unparteiisch abläuft. Er sollte mit Geduld und Leichtigkeit die Zügel in der Hand halten.“

Valentin Schmidt, der schon seit Jahrzehnten im Kirchenvorstand der Neustädter Kirche aktiv ist und über den hannoverschen Kirchentag 1983 in die Landessynode kam, hat schon immer ein Herz für Menschen gehabt, die sich ehrenamtlich engagieren: „Wir können so froh sein, dass es sowohl in der Kirche als auch in der Politik, Frauen und Männer gibt, die sich für dieses Engagement zur Verfügung stellen. Davon lebt unser Gemeinwesen ja schließlich.“

Rückblickend waren für ihn die Jahre in der Landessynode auch immer eine Art „Einkehrwochen“: „Ich war gezwungen, mich neben meinen Alltagsthemen mit anderen existenziellen Fragen zu beschäftigen.“ Zu allen Debatten von den Friedensdiskussionen über den christlich-jüdischen Dialog bis zur jahrelangen Kontroverse um Homosexualität im Pfarrhaus habe es vom Landeskirchenamt „hervorragende Un­terlagen“ gegeben. Es waren für ihn persönlich sehr bereichernde Zeiten, erinnert er sich und fügt hinzu: „Das waren lebhafte Diskussionen und zum Teil Sternstunden der Synode, die sich auf einem hohen intellektuellen Niveau bewegten.“

Ein Dauerthema waren die Auseinandersetzungen um die kirchlichen Strukturen und die Leitungsgremien der Landeskirche. „Heute sehe ich aber auch die vielen Vorteile, die das Austarieren der verschiedenen Organe mit sich bringt“, erläutert Schmidt: „Wir haben ein ausbalanciertes Machtgefüge, in dem unterschiedliche Sichtweisen zum Tragen kommen können.“

Von klugen Ratschlägen für die heutigen Kirchenparlamentarier will der aktive Ruheständler nichts wissen. Nur so viel ist ihm zu entlocken: „Wir sollten auch weiterhin Menschen gewinnen, die in einem Beruf verankert sind, damit sie die Sicht der Welt in die binnenkirchlichen Strukturen hineintragen. Und umgekehrt ist es wichtig, dass die Sicht der Kirche von diesen Menschen in ihrem Berufsalltag rückgekoppelt wird. Es ist also eine ‘Win-win-Situation’ für beide Seiten.“