Mehr als ein Silberjubiläum
Nein, eine Feier zum Silberjubiläum hat es nicht gegeben. „Auf die Idee wäre ich nie gekommen“, lacht Karin Aulike. Dabei sind 27 Jahre Amtszeit schon eine Besonderheit. Von den aktuellen Mitgliedern ist niemand so lange in der Landessynode wie die 65-Jährige aus Reppenstedt bei Lüneburg. Längst ist sie in Debatten versiert und mit den Spielregeln vertraut. Doch als sie 1986 in die Landessynode eintrat habe sie sich vor einer Wortmeldung manchmal Mut machen müssen, erinnert sich die Theologin und Religionslehrerin. Dann habe sie sich gesagt: „Ich werde mit der schrecklichen zehnten Klasse fertig, da werde ich auch mit Euch fertig.“
In Aulikes Anfangsjahren war die Synode noch von Männern dominiert. „Und es gab Platzhirsche. Ich glaube, nur eine Frau stand einem Ausschuss vor, und das war nur der Optik wegen.“
Freundschaften mit anderen Synodenmitgliedern hätten ihr geholfen, erzählt Aulike. Die mittlerweile verstorbene Osnabrücker Landessuperintendentin Doris Janssen-Reschke sei eine solche Freundin gewesen, mit der sie sich oft ausgetauscht habe. „Heute ist die Rede von Mentorinnen für Frauen in Führungspositionen. Sie war für mich auch so etwas.“
Gleich in ihrer Anfangszeit habe es eine lebhafte Debatte über die Einführung der inklusiven Sprache gegeben, erinnert sich Aulicke. Nach deren Ende habe ein Vertreter des Landeskirchenamtes gebremst: Ob die Ergebnisse aufgegriffen werden, müsse noch überlegt werden. „Da bin ich aufgesprungen und habe gesagt, ich kann nicht verstehen, warum wir nicht gleich anfangen.“ Manchmal sei die Synode vom Landeskirchenamt nicht richtig ernst genommen worden, beklagt Aulicke. „Doch das ist heute besser.“ Insgesamt gehe es in der Kirche demokratischer zu als noch vor zwei Jahrzehnten.
Wer als Mitglied der Landessynode die Kirche wirklich mitgestalten wolle, müsse viel Arbeit investieren. „Aber es ist auch spannend.“ In ihrer Zeit als Vorsitzende des Missionsausschusses etwa habe sie gelernt, weit über den Tellerrand zu blicken.
„Jeder Lehrer sollte sich noch ein zweites Standbein suchen“, sagt die 65-Jährige. Auch Aulike selbst hat sich verändert. „Mich hat die Arbeit in der Synode selbstbewusster gemacht.“ Und etwas konservativer sei sie mit den Jahren geworden. „Man dunkelt mit dem Alter wohl ein bisschen nach.“
Dass sie nach langen Jahren in der „Gruppe Offene Kirche“, deren Vorsitzende sie zeitweise war, zur konservativeren „Lebendigen Volkskirche“ wechselte, habe aber an Personen gelegen und nicht an Inhalten. Überhaupt hätten sich die Gruppen einander immer mehr angenähert. „Am Anfang waren die einen noch von den 1968ern geprägt, und die anderen strikt dagegen.“ Heute sei der gesellschaftliche Gegenwind gegen die Kirche so stark, dass alle für das gleiche Ziel an einem Strang zögen.
Bei der anstehenden Wahl zur 25. Landessynode sitzt Karin Aulike im Nominierungsausschuss ihres Wahlkreises, der Kandidatinnen und Kandidaten ausguckt. Das schließt aus, dass sie selbst ein weiteres Mal gewählt oder berufen wird.
Während sie als Lehrerin noch ein Jahr über den eigentlichen Ruhestand hinaus arbeiten will, gibt sie ihr Amt in der Synode endgültig ab. „Warum ich das so lange gemacht habe? Es ist eine Sache, die mir am Herzen liegt. Es sind die Menschen, die Freunde, die ich gefunden habe. Und es ist auch Idealismus.“