Mit Akten, Job und Kind
Robert Kurz ist mit 32 Jahren der Jüngste im hannoverschen Kirchenparlament. Seit er 26 ist, mischt er dort mit. Er selbst sehe sich eher als „Post-Jugendlicher“, sagt der Förderschullehrer aus Hannover und lacht. Als er vor sechs Jahren kandidierte, habe er ohne viel Vorwissen „einfach ja“ zu dem Amt gesagt.
Er habe deshalb auch viel Zeit gebraucht, um überhaupt die Strukturen der Synodenarbeit zu verstehen, gesteht Kurz. Durch seine Erfahrung als SPD-Abgeordneter im Stadtrat von Langenhagen bei Hannover habe er erwartet, dass die Abläufe schneller seien und Entscheidungen rascher getroffen werden. „Wenn man in die Synode kommt, um direkt etwas umzusetzen, ist das erstmal schwierig.“
Trotzdem findet er die Aufgabe des Synodalen „hoch spannend“. Vor allem die Zusammenarbeit mit Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen sei faszinierend. Als im Bildungsausschuss der landeskirchliche Standpunkt zum Thema „Inklusion“ gesucht wurde, habe er ganz neue Sichtweisen aus Diakonie oder aus persönlichen Umfeldern kennengelernt, erzählt der Pädagoge.
Freunden und Bekannten muss er oft erst erklären, was die Synode überhaupt ist. Das Wort existiere ja im alltäglichen Sprachgebrauch nicht. „Viele finden meine Arbeit dort gut, können es sich aber selbst nicht vorstellen.“ Das sei schade. Kurz engagiert sich schon seit längerem in seiner Kirchengemeinde. Mit 23 wurde er bereits in den Kirchenvorstand der St.-Paulus-Gemeinde in Langenhagen gewählt.
„Ich würde mir wünschen, dass wirklich jüngere Leute in der Synode zusammenkommen, die sich vielleicht auch mit einer größeren Mehrheit einbringen können.“ Viele Gleichaltrige schreckten aber vor allem die intensiven Tagungs- und Sitzungszeiten ab. Das Amt in der Synode bringe auch viel Arbeit mit sich, erzählt Kurz, der vor zwei Jahren Vater eines Sohnes wurde. „Deshalb wird es auch unterschiedlich wahrgenommen, je nachdem in welcher Lebensphase man sich gerade befindet.“
Besonders arbeitsintensiv ist die Zeit kurz vor der Synodentagung. Hunderte Seiten in kürzester Zeit zu lesen, sei bei den täglichen Aufgaben mit Beruf und Familie oft schwer unterzubringen. In Zukunft will Kurz sich mehr Zeit für seine Familie nehmen und vorerst nicht für die Landessynode kandidieren. Für die neuen Kandidaten hofft er darauf, dass sich trotz Wahrung der Traditionen die Strukturen vereinfachen lassen. Junge Synodale könnten dabei noch bewusster in die Arbeit des Kirchenparlaments eingebunden werden, um diese schneller zu verstehen, meint er. Ein Handbuch für die Synodenarbeit sei da nicht das richtige Mittel. „Es hilft nicht, noch mehr Papier zu bekommen, sondern das Gefühl zu haben, man wird wahrgenommen.“