Als die Synodalen Hosenträger trugen
„Die Hitze im Saal ist unerträglich“, hatte der Synodale Ernst August Prinz von Hannover einst verkündet und den Antrag zur Geschäftsordnung gestellt, dass sich die Herren ihrer Jacketts entledigen dürften – sofern sich darunter keine Hosenträger befänden. Nach Königlichen Hoheiten und Hosenträgern hält man in der 21. Landessynode inzwischen vergeblich Ausschau. Auch Schlips und Kragen sind kein „Muss“ mehr.
Die Diakonissen und Oberinnen, die noch zu Beginn der 1960er Jahre mit Häubchen und Tracht die wenigen weiblichen Synodalen repräsentierten, sind von Oberstudienrätinnen, Angestellten, Hausfrauen und auch einer Superintendentin abgelöst worden. Mit 33 „Synodalinnen“, wie sich einige gern nennen, stellen die Frauen heute auch 33 Prozent der Abgeordneten.
Doch ganz verdrängt haben bunte Röcke und Jeans die ehrwürdigen Diakonissen nicht. So wie schon vor 130 Jahren zu der Beginn der ersten Vor-Synode (1863 bis 1869) stehen die Schwestern auch heute noch – auf eigenen Wunsch – nach dem Servieren in Tracht und weißen Schürzen an der Wand des Speiseraumes im Henriettenstift, während sich die 97 Synodalen und der Abt zu Loccum, Landesbischof, Landessuperintendenten und Oberlandeskirchenräte das Essen schmecken lassen.
Kirchenverwaltungsrat Helmut Rübesam meint, im Laufe der Zeit sei alles schon viel lockerer geworden. Er muss es wissen. Als landeskirchlicher Mitarbeiter nahm er 1963 zum ersten Mal an einer Sitzung teil, seit 1982 leitet er das Büro der Landessynode. Der 58-Jährige ist mit seinen drei ständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den rund 25 Helfern, die während jeder Versammlung bis zum späten Abend im Einsatz sind, für die „Vorbereitung, Durchführung und Auswertung“ der Tagungen zuständig, wie es in der Geschäftsordnung heißt.
Im Durchschnitt zweimal pro Jahr kommt das Kirchenparlament für je vier Tage zusammen: im Herbst traditionell in der Woche vor dem 1. Advent. Terminliche Schwierigkeiten gibt es bei der Frühjahrstagung. Sie richtet sich nach der Industriemesse und der Messe „Huhn und Schwein“ („Dann sind immer alle Hotels ausgebucht“), den Verpflichtungen des Landesbischofs und dem Kalender der Henriettenstiftung.
Laut Kirchenverfassung hat die Synode „dem inneren und äußeren Aufbau der Landeskirche zu dienen“. Dazu gehört, den Haushaltsplan zu verabschieden, Kirchengesetze zu beschließen oder Art und Höhe der Kirchensteuer festzulegen. Die Arbeit sei ein ernstes, zeitraubendes und anstrengendes Geschäft, für das die Synodalen viel Freizeit opfern müssten, sagt Rübesam. Einige wenige stiegen bereits während ihrer ersten Amtszeit wieder aus, weil sie andere Erwartungen gehabt hätten. Die meisten blieben jedoch zwei Amtszeiten, also zwölf Jahre. Den Rekord hält der ehemalige Landgerichtspräsident Heinrich Hoppe aus Celle, der von 1959 bis 1992 Synodaler war.
Für Rübesam bestimmt das Vertrauensverhältnis, das er zu den Synodalen hat, ganz wesentlich seine Arbeit. Gern erinnert er sich an die „Festlichen Synodenabende“ in den 1970er Jahren, als die Synodalen und das Landeskirchenamt in Festkleidung, aber ohne Schuhe, zum „Tauziehen“ gegeneinander antraten oder ohne Bodenberührung über Blechbüchsen laufen mussten. Heute bleibe dafür kaum Zeit, da die Sitzungen oft bis in die Abende hinein dauerten.
epd