Präsident mit jüdischer Weisheit
Sein Markenzeichen in der Landessynode waren stets die Weisheiten der Bibel. Wann immer gegenteilige Meinungen zu einem Sturm anschwollen, ging Präsident Eckart Krömer mit einem Bibelzitat dazwischen. „Notfalls half Jesus Sirach. Dann gab es immer einen Lacher, und die Wogen waren wieder geglättet“, erzählt der heute 88-Jährige. Fast 19 Jahre war er von 1974 bis 1992 der 15. Synodenpräsident. Niemand hatte dieses Amt in der 150-jährigen Geschichte länger inne. Dem Kirchenparlament gehörte er insgesamt 24 Jahre und neun Monate an.
Die Nähe zur Kirche ist dem gebürtigen Sachsen aus Plauen im Vogtland geradezu in die Wiege gelegt: Sein Großvater war Pfarrer in der Leipziger Thomaskirche. „Mit dem hübschen Titel Archediakonus.“ Damit nicht genug, darf sich Krömer zu den direkten Nachkommen Martin Luthers in der 13. Generation zählen, den „Lutheriden“. Außerdem ist in seinem Stammbaum dank einer eingeheirateten Tante auch der berühmte Maler Lucas Cranach vertreten.
Krömers Liebe zu den klugen Sprüchen der jüdischen Weisheit sind in der Landessynode Legende. „Ich habe da gelegentlich mal – gut, relativ häufig – Jesus Sirach zitiert.“ Und weil der „gut und nützlich zu lesen“ ist, wie Luther sagt, ließ Krömer auf eigene Kosten eine Sonderausgabe drucken und an alle Synodalen und Kirchenleitenden verteilen. Folgerichtig bekam er zu seiner Verabschiedung eine Schriftrolle mit einem passenden Spruch von Jesus Sirach: „Ein weiser Regent hält sein Volk in Zucht, und wo eine verständige Obrigkeit ist, da geht es ordentlich zu.“
Heiße Themen gab es viele in Krömers Amtszeit: Eine Vikarin wurde entlassen, weil sie „in wehendem Talar“ gegen eine Erhöhung der Straßenbahnpreise demonstrierte und dabei den Hildesheimer Regierungspräsidenten übel beschimpfte. Ähnliche Probleme gab es mit den ersten Castor-Transporten nach Gorleben, „wo einige Pastoren sich bemüßigt fühlten, sich einzusetzen“. Damit stellte sich die Frage, wie sich die Landessynode zur Frage der Atomenergie verhält: „Wir haben dazu erst mal nichts gesagt.“
Ein weiteres umstrittenes Thema war der Frieden. Die Landessynode hatte mit wenigen Stimmen Mehrheit eine Resolution an den Generalsekretär des Weltkirchenrates verabschiedet, er möge sich für den Weltfrieden einsetzen. Als neutraler und pflichtbewusster Präsident habe er die Resolution auch abgeschickt, sagt Krömer. Allerdings habe er sie auch mit dem Hinweis versehen, wie knapp die Entscheidung in der Synode war. „Damit der Empfänger sah: Ganz einig sind sich die da in Hannover auch nicht.“ Eine Antwort habe er nie erhalten. Theologisch distanziert sich Krömer heute von seiner Landeskirche. Er sei ein konservativer, lutherischer, evangelikaler Christ.
In seinem weltlichen Leben war der Jurist und Volkswirt 23 Jahre lang Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer in Emden. In dieser Zeit bemühte er sich um wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen zu den Niederlanden und Belgien und erforschte die ostfriesische Geschichte.
Die Kulturorganisation „Ostfriesische Landschaft“ verlieh ihm dafür das „Indigenat“ und ernannte ihn damit zum „Ostfriesen ehrenhalber“. Zahlreiche weiter Auszeichnungen wie der Niedersächsische Verdienstorden, das Bundesverdienstkreuz und der niederländische Ehrentitel „Offizier des Ordens vom Haus Oranien-Nassau“, schlossen sich an.