www.rpi-loccum.de/material/elementarpaedagogik/laroseKinder können - ebenso wie Erwachsene - Segenshandlungen erfahren als einen Raum, in dem ihnen Gutes entgegenkommt. Sich öffnen für Zeichen des Angenommenseins, des bedingungslosen Wertgeschätztwerdens - das ist die Einladung, in den Segensraum einzutreten. In diesem Raum soll sich Vertrauen in ein Getragensein, in ein Gehalten- und Geführtsein entwickeln. Im sensiblen Wechselspiel der Kräfte zwischen der eigenen heranwachsenden Lebensenergie und der Fähigkeit, sich vertrauensvoll in eine liebende Macht fallen zu lassen, können Kinder ihre je anstehenden Entwicklungsschritte gehen. Im Umfeld von Segenserfahrungen können sie sensibel werden für lebenswichtige Qualitäten wie Stärkung, Trost, Lebendigkeit, Selbstbewusstsein, Freude, Geborgenheit, Dankbarkeit, Staunen, Mut, Neuanfänge und Vieles mehr. Darin entwickelt sich ein Gegengewicht zu der Doktrin der Machbarkeit allen Lebens. Der Geist des Segensraumes ist für den Empfangenden eher geprägt von einer Haltung des Mitgehens, des sich Öffnens und des Geschehenlassens, des Daseins, um zu empfangen. Kinder haben oft noch die Fähigkeit, sich tief zu versenken und dabei ganz in sich zu sein. Sie haben das Bedürfnis, "bei sich selbst zu Hause zu sein", statt außer sich zu sein. Segensrituale können Impulse sein, sich innerlich zu sammeln und - in sich ruhend - innezuhalten. Dies kann ein Gegengewicht sein zu den vielen Wechseln, zu der Hektik und Fremdsteuerung der heutigen Umwelt, in der Kinder sich orientieren müssen. ...
Kinder können im Umfeld von Segenshandlungen auch lernen, sich selbst in den Dienst einer liebenden Macht zu stellen. Dieses „Sich-Hineinbegeben“ kann sowohl bedeuten „Gott sorgt für mich - es ist (und bleibt) alles gut“, als auch: „Durch mich wirkt Gottes Geist, ich bin ein Werkzeug der Liebe Gottes“.
Im Kontakt mit Erwachsenen brauchen Kinder Persönlichkeiten, die bereit sind, Kindern ihre Einzigartigkeit, ihre Kostbarkeit zu spiegeln und zu bestätigen. Erwachsene, die Kinder nicht nur als zu segnende Wesen ansehen, sondern sie selbst als einen Segen betrachten, befinden sich bereits - zusammen mit den Kindern - in einem Raum, in dem die Kraft des Segens wirken kann. Das bedeutet auch, dass Erwachsene die Bereitschaft zeigen, sich selbst gemeinsam mit Kindern einer über beide hinausreichenden, größeren Kraft zu unterstellen. Erwachsene geben Kindern Orientierung, wenn sie sie teilhaben lassen an ihrer eigenen Gottesbeziehung. Kinder sehnen sich nach der Bestätigung, dass es im Leben Schutz, Stärkung, Rückendeckung, Halt und Sicherheit gibt, und sie brauchen immer wieder Bestärkungen, das Leben von Grund auf zu bejahen. ...
Schon aus diesen Überlegungen wird die Bedeutung des Gesegnet-Werdens und des Segnens (nicht nur) für die kindliche Entwicklung und Identitätsbildung deutlich. Gleichzeitig stellt das Segnen, bzw. Gesegnet-Werden neben dem Beten eine der beiden grundlegenden Kommunikationsformen der christlichen Religion dar, in denen „Menschen in Kontakt zu Gott (kommen)“ und Gnade leibhaft spürbar wird. ...
aus: Christine Labusch und Ralf Rogge: „Und du sollst ein Segen sein!“, Vom Segnen und Gesegnet-Werden in Kindergarten, Grund- und Förderschule, Loccumer Pelikan 4/2006