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Bild: EMSZ

Weite

Der Weg in die Weite

Der Wind weht, wo es ihm gefällt. (Joh. 3,8a).

Spiritualität ist unberechenbar und nicht zu steuern. Sie hält sich nicht an vorgegebene Ordnungen und lässt sich auch nicht bequem auf Flaschen aufziehen. Sie ist immer darauf aus, Grenzen zu überschreiten, selbstgezogene und solche, die von anderen errichtet wurden. Dabei darf sie sich jedoch nicht im Beliebigen verlieren. Evangelische Spiritualität bemüht sich darum, in aller Vielfalt erkennbar zu bleiben und einer Grundlinie zu folgen:

Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. (2. Kor. 3,17b).

Bereich Spiritualität auf der Seite der Evangelischen Jugend Hannover

Mit den Füßen beten

Einmal alles stehen und liegen lassen, „aufbrechen“ im wahrsten Sinne des Wortes, Kopf und Herz durchlüften, die Seele in den Wind hängen. Pilgern ist Spiritualität in Bewegung. Nur wo Bewegung ist, kann auch Veränderung geschehen. Nur wo wir nicht stehen bleiben, können wir uns auch bewegen lassen. Vielleicht wäre es nicht der schlechteste Einfall, vor den anstehenden Neukonzeptionen jeweils ganze Kirchenkreise losziehen zu lassen. Wer sich auf einen Weg macht, muss mit leichtem Gepäck losziehen. Vieles von dem, was so wichtig zu sein scheint, wird zurückgelassen. Pilgern ist auch eine Übung im leichter Werden. In den zurückliegenden Jahren haben viele Menschen die uralte Tradition des Pilgerns für sich wiederentdeckt, auch im Bereich der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Anläßlich des Kirchentages 2005 eröffnete Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann den ökumenischen Pilgerweg Loccum - Volkenroda. Die Strecke vom Kloster Loccum zum Kloster Volkenroda in Thüringen ist rund 300 km lang und führt durch landschaftlich und historisch äußerst reizvolle Gegenden.

Nähere Infos zum Projekt

Gebetsgedichte aus „beten“

Man nehme einen Psalm und suche daraus eine begrenzte Anzahl von Wörtern heraus, aus denen man ein Gebet oder ein Gedicht schreibt. Je weniger Wörter man zur Verfügung hat, desto spannender wird es (die ideale Zahl ist 20). Unbedingt selbst einmal ausprobieren! Die folgenden Gebete spielen allesamt mit dem Psalm 139.

Herr, du kennst mich besser als alle anderen; denn du hast mich geschaffen, wusstest schon immer, wie ich aussehen und handeln soll. Du kennst mein ganzes Leben. Herr, deine Hand wird mich überall halten und mich nirgends loslassen. Du umgibst mich immer, du bist überall.

Herr, du bist bei mir Tag und Nacht. Von meiner Geburt bis in den Tod bist du immer bei mir. Bei all meinen Gedanken und Gefühlen schützt du mich vor Gefahr. Deine Liebe ist herzlich und nicht zu ergründen, so dass ich keinen anderen besseren Begleiter auf Erden finden kann.

Du, Gott, siehst, was meine Pläne sind und was ich will. Kennst du auch meine innersten Wünsche und Ängste? Jeder Schritt und jeder Gedanke von mir sind der Weg zu meinem Ziel. Doch was ist, wenn ich das Ziel nicht mehr kenne? Ich hoffe, dass du mir dann beistehst und zu mir hältst, mir deine Hand immer reichst.

Herr, du bist überall. Ob im Himmel, auf der Erde oder im Reich der Toten: Du bist da. Jeder Mensch ist dir bekannt und jeder Gedanke ist schon bei dir, bevor wir ihn ausgesprochen haben. Jeder Schritt von mir ist dir schon bekannt. Deine Augen sind so groß wie die Welt. Du siehst alles, was passiert. Die Dunkelheit ist für dich hell wie der Tag. Du durchschaust mich, meine Familie, meine Freunde und Bekannten, jeden Menschen. Alle deine Taten sind Wunder. Als ich im Dunkeln stand, warst du da und hast mir geholfen. Als ich traurig war, hast du mich getröstet. Als ich fröhlich war, hast du mit mir gelacht. Deine Taten sind mir rätselhaft. Auch wenn ich immer an dich denke, finde ich kein Ende. Dafür danke ich dir.

Herr, du kennst mich, du durchschaust mich und kennst meine Pläne. Egal, ob im Himmel, am Meer oder dort, wo die Sonne aufgeht: Deine Hand greift nach mir und führt mich zu dir. Egal, wo ich bin: Du bist da. Egal, ob Tag oder Nacht: Ich bin in deiner Hand. Deine Taten, Gott, sind Wunder, deine Gedanken oft rätselhaft. Trotzdem siehst du mir ins Herz und prüfst meine Wünsche.
Herr, ich habe dein Wort gehört. Doch wie kann ich dich fassen? Versteckst du dich? Ich erkenne: Gott, du bist unermesslich und rätselhaft, übersteigst meinen Verstand. Verborgen. So hilfst du mir, mit deinen Taten und Wundern umgibst du mich von allen Seiten. Danke!

Herr, wohin werden mich meine Pläne führen? Siehst du jeden Schritt, den ich mache? Herr, kennst du meine Gedanken und meine Wünsche? Lässt du mich los auf dem Weg zu dir? Meine Sorgen und meine Zweifel sind dir bekannt, trotzdem führst du mich aus dem Dunkel heraus und folgst mir bis zum Ende des Meeres. Deswegen, Gott, lege ich mein Herz, mein Leben in deine Hände.

Herr, du lässt mich nicht los, du hast mich geschaffen mit Leib und Geist. Jeder Schritt, den ich mache, ob ich sitze oder stehe, du bist da, Gott, du umgibst mich. Ob im Himmel oder auf der Erde, ich bin ganz in deiner Hand, meine Gedanken sind deine Gedanken, meine Wünsche hast du schon gehört – ehe ich sie sage. Dafür danke ich dir.

Herr, du kennst mich und hast schon jeden meiner Tage lange gekannt. Das ist so rätselhaft für mich. Aber ich weiß immer: Wenn ich in Gefahr bin, bist du bei mir und immer für mich da!
Dich, Gott, den ich immer suche, versuche ich zu verstehen. Und auch wenn ich dich nicht immer verstehe, weiß ich doch, dass du mein Leben lang bei mir bist. Ich danke dir für alles, was du gut gemacht hast.

Herr, du umgibst mich von allen Seiten, du kennst mich, durchforschst und durchschaust mich. Egal, was ich mache und wo ich bin, ich bin in deiner Hand und deine Hand greift nach mir. Du, Gott, hast mich geschaffen und du bist da. Sollte ich vom rechten Weg abkommen, bringst du mich zurück auf den Weg zu dir. Deine Taten sind Wunder und deine Taten sind rätselhaft. Du siehst mir ins Herz, Gott.

Herr, ich bin in deiner Hand und ich kann mich nicht verstecken vor dir. Überall bist du da, dort, wo die Sonne aufgeht oder das Meer zu Ende ist. Herr, du bist da. Du hast mich mit Leib und Geist erschaffen. Deine Wunder sind zahlreicher als der Sand am Meer. Herr, erforsche mich, sieh in mein Herz, prüfe meine Wünsche und Gedanken. Ich bitte dich, hilf mir, wenn ich mich von dir entferne, führe mich zurück auf den Weg zu dir.

Guter Gott, du kennst mich und umgibst mich, obwohl du im Himmel bist und ich auf der Erde. Deine Hand führt mich zurück auf den Weg, den du mir vorgezeichnet hast. Das ist wie ein Wunder für mich. Ich kann mich nicht verstecken, denn dein Geist ist immer da. Du lässt mich nicht los, auch wenn ich dies wünsche. Dafür danke ich dir!
Du siehst die Gedanken, die ich in meinem Herzen trage, du kennst meine Pläne, die mich früher oder später auf den Weg zu dir bringen.

Gott, du hast mich geschaffen. Du bist immer bei mir, Tag und Nacht. Du begleitest mich seit meiner Geburt und mein ganzes Leben lang. Und wenn ich einmal sterbe, bist du da! Für mich! Danke!

Gott, du hast mich erschaffen, du kennst mich, du siehst mich, ich bin in deiner Hand. Gott, alle deine Taten sind Wunder. Sieh mir ins Herz! Du lässt mich nicht los, wenn ich in Gefahr bin, bringst du mich auf deinen Weg zurück.

Herr, du hast mich geschaffen mit Leib und Geist und du warst bei meiner Geburt Hebamme. Herr, du zeigst mir mein Leben lang den Weg, so dass ich immer zu dir finde. Auch durch Gefahr und schwärzeste Dunkelheit gehst du mit mir. Auch im Himmel wartest du auf mich und öffnest mir die Pforten. Ich danke dir, dass du auf mich und mein Leben acht gibst. Mein Leben ist ein Teil von dir.

Lieber Gott, du kennst mich und durchforschst mich, jeder meiner Schritte ist dir bekannt. Du umgibst mich von allen Seiten, egal, wo ich bin – du bist da. Selbst die Finsternis ist für dich hell wie der Tag. Jeder meiner Tage und jede meiner Taten sind schon vorgezeichnet, noch bevor mein Leben begann. Und wenn ich in Gefahr bin, mich von dir zu entfernen oder etwas Falsches zu tun, bringst du, Gott, mich zurück auf den richtigen Weg.

Angedacht

Stell dich in die Mitte eines großen Raumes. Und dann fang an, dich langsam zu drehen. Breite die Arme aus, dreh dich weiter, immer weiter. Gemächlich ziehen die Gegenstände an dir vorbei. Anfangs – doch dann… Obwohl du kaum schneller wirst, gewinnt alles um dich herum an Fahrt. Nicht lange, da sausen die Dinge an dir vorbei, in einem bunten Wirbel, der die Konturen verwischt und dich schließlich von den Beinen holt.

Ein altes Spiel, von vielen Kindern gespielt – und längst von den Erwachsenen übernommen. „Mobil sein“, lautet die Losung. Aber mobil erinnert sehr an Mobilé, und damit lässt sich fragen, an wessen Fäden wir denn hängen. Die Welt dreht sich für uns immer schneller. Wir sind in einen Taumel verfallen, der uns aus unserer Mitte bringt. Keine Zeit mehr! Die Dinge in unseren Händen zerfallen zu Asche. Die Werte, die wir schaffen, bestehen nur auf dem Papier. Dax und hopp! Weltflimmern! Herzverlust? Und dann – wo willst du suchen? Oder lebt es sich gut mit der Leere? Stopf sie zu mit Dingen, mit Plänen, mit Reisen, mit Geld. Es wird dir nichts nützen. Du wirst nicht satt. Oder mach dich auf den Weg. Nimm einen Halbsatz mit, den du überall anschreibst. „…da wird auch dein Herz sein.“ „Wo?“ werden vielleicht andere fragen. „Keine Ahnung,“ sagst du, „lass uns nachsehen.“ Und vielleicht fällt irgendeiner oder irgendeinem plötzlich ein, dass es da einen gibt, der Ahnung hat:

Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. (Mt. 6,21)

All denen, die auf der Suche sind, ob in Dresden auf dem 33. Evangelischen Kirchentag oder sonst wo, wünsche ich, dass sie fündig werden.

Wolfgang Blaffert